Spenden benötigt: 12 weitere Stolpersteine für Wolfenbüttel


| Foto: Sina Rühland



Wolfenbüttel. Seit der Verlegung von zwölf weiteren Stolpersteinen am 25. Oktober liegen in Wolfenbüttel nun bereits 78 Stolpersteine. 74 Steine erinnern an ehemalige jüdische Wolfenbütteler, drei an nichtjüdische ermordete Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und ein Stein an ein jüdisches Besatzungsmitglied eines über Wolfenbüttel abgestürzten amerikanischen Flugzeugs. Der Soldat war mit seinem Fallschirm in Wolfenbüttel gelandet und umgehend ermordet worden.

Besonders beeindruckend bei der diesjährigen Verlegung war die Anwesenheit von Familienangehörigen der Familie Schloss aus London und dem Ehepaar Smith aus Chicago für den Soldaten. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Schloss haben während der Verlegung selbst erarbeitete Kurzbiografien vorgetragen. Dieses imponierende und intensive Engagement der Schülerinnen und Schüler soll bei der Verlegung weiterer Steine gern weitergeführt werden.

Der Abschluss dieses Erinnerungs- und Kunstprojektes des Kölner Künstlers Gunter Demnig wird in Wolfenbüttel wegen der noch zirka 100 zu verlegenden Steine weitere Jahre in Anspruch nehmen. Im nächsten Jahr 2015 möchten die Initiatoren gern weitermachen. Die Steine werden ausschließlich durch Spenden aus der Bevölkerung finanziert. Die Stadt Wolfenbüttel unterstützt jede Verlegung mit ergänzenden kleinen Pflasterarbeiten für die Initiative kostenlos durch Mitarbeiter der städtischen Betriebe. Ab 2015 sollen die Steine durch die Betriebe auch geputzt werden. Ebenfalls wird die Stadt eine spezielle Stolperstein-Website im Internet einrichten.

Wer die Verlegung weiterer Steine im nächsten Jahr finanziell unterstützen möchten, wird um eine Spende in jeder gewünschten Höhe gebeten. Ein Stein kostet 120 Euro.

In der Öffentlichkeit wurde gerade in der letzten Zeit auch die Frage diskutiert, wie viel der Künstler Demnig daran verdient. Nicht nur Herr Demnig, sondern eine ganze Reihe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses europaweiten
Projekts müssen von den Einnahmen ihren Lebensunterhalt und alle entstehenden Unkosten bestreiten. Der Erinnerer, Jürgen Kumlehn, hat kürzlich in Berlin die Werkstatt besucht, in der die Stolpersteine hergestellt werden. Es sei ein aufwendiger Arbeitsprozess. Die Messingumkleidung müsse so mit dem Betonstein verbunden werden, dass sie nicht mehr entfernt werden kann. Vor dem Gießen der Steine werden zunächst die Inschriften Buchstabe für Buchstabe in die Messingtafel eingeschlagen. Jährlich werden 7.000 Steine hergestellt. Allein in der Werkstatt arbeiten drei Männer Vollzeit.

Die Stolpersteininitiative Wolfenbüttel wünscht sich im nächsten Jahr erneut 12 oder vielleicht noch mehr Steine verlegen zu können. Ausgewählt haben sie diese jüdischen Familien:

Goslarsche Straße
Jenny Neuburger, geb. Grünewald, deportiert und umgekommen
Ilse Neuburger, geb. 29. Januar 1916 Wolfenbüttel, deportiert und umgekommen

Bahnhofstraße
Rudolf Rülf, geb. 21. August 1890 in Braunschweig, gest. 28. März 1969 in Naharia, Israel.
Gertrud Rülf, geb. Reis, geb. 19. Februar 1895 in Braunschweig, gest. 18. Mai 1976 in Naharia, Israel.
Alfred Rülf, geb. 18. September 1923 in Wolfenbüttel, lebt in Israel.
Renate (Rina) Rülf, geb. 16. November 1920 in Wolfenbüttel, gest. Juni 1996 in Israel.

Kommissstraße
Leo Rhée, geb. 22. Dezember 1883 in Gr. Düngen/Marienburg, gest. 8. März 1954 in Brasilien.
Grete Rhée, geb. Hodenberg, geb. 17. Juni 1893 in Ottenstein, nach Brasilien geflüchtet.
Eva Rhée, geb. 21. Juni 1922 in Wolfenbüttel, nach Brasilien geflüchtet.
Hans Rhée, geb. 27. April 1916 in Wolfenbüttel, nach Brasilien geflüchtet.
Rosalie Hodenberg, geb. Schönfeld, geb. 14. April 1866 in Gleidingen, gest. 8.4.1944 im KZ Theresienstadt

Kommissstraße
Julius Pohly, geb. 1. November 1881, gest. 7. Mai 1947 in Santiago de Chile.
Frau Else Pohly, geb. Sommer, geb. 26. Juni 1882, nach Chile geflüchtet und nach 1945 zurückgekehrt.
Hedwig Pohly, geb. 3. Dezember 1920, nach Chile geflüchtet und nach 1945 zurückgekehrt.

Leibnizstraße
Max Pohly, geb. 26. Februar 1888 in Göttingen, deportiert und umgekommen.
Rita Pohly, geb. Frankenberg, geb. 12. Dezember 1890 in Plauen, deportiert umgekommen.
Hannah Pohly, geb. 6. Juli 1921 in Wolfenbüttel, deportiert und umgekommen.
Alice Pohly, geb. 19. April 1925 in Wolfenbüttel, deportiert und umgekommen.

Ob für alle hier genannten Personen Stolpersteine verlegt werden können hängt davon ab, wie hoch der Spendeneingang sein wird. Unterstützer, die sich für einen Finanzierungsbeitrag entscheiden, werden um die Überweisung
des gewünschten Betrages auf folgendes Konto gebeten:

Stadtkasse Wolfenbüttel
Braunschweigische Landessparkasse
IBAN: DE 302 5050 0000 0098 02083
BIC: NOLADE2HXXX
Verwendungszweck: Stolpersteine für Wolfenbüttel

Für Spenden über 200 Euro stellt die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Spendenquittungen aus. Für unter diesem Betrag liegende Spenden gilt der Einzahlungs- oder Überweisungsbeleg als Spendenbeleg für das Finanzamt.

Die Stolpersteininitiative Wolfenbüttel bedankt sich bei allen Interessierten für die bisherige und vielleicht auch weitere Unterstützung.


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