Geschichte in Leder gebunden: Das goldene Buch der Stadt

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Wolfenbüttel. Viele bekannte Persönlichkeiten haben sich darin verewigt. Die Einträge reichen bis ins Jahr 1938 zurück, sie sind mit Tinte auf Papier geschrieben und in Leder gebunden. Das goldene Buch der Stadt ist stummer Zeuge der Wolfenbütteler Geschichte. WolfenbüttelHeute.de hat, gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Pink, einmal hineingeschaut.

Viele Seiten, vollgeschrieben mit Glückwünschen und Grüßen aus der ganzen Welt, sind Inhalt der Schrift mit dem Wappen der Stadt. Am 1. Dezember 1938 wurde das goldene Buch der Stadt Wolfenbüttel unter Bürgermeister Fritz Ramien angefangen. Der erste Eintrag am 1. Dezember 1938 erfolgte am "Tag des Abschlusses des Vertrags zwischen der Reichsbahn und der Stadt Wolfenbüttel". Danach folgte ein weiterer Eintrag am 13. April 1940. Danach gibt es bis Mai 1963 erstmal keine Einträge mehr. Am 21. Mai 1963 setzten die Basketballer des MTV Wolfenbüttel dann ihre Unterschriften unter die Überschrift "Deutscher Jugend-Basketballmeister".

"Wir wissen nicht, warum bis 1963 keine Einträge im Buch zu finden sind. Vielleicht gab es in der Zwischenzeit keine nennenswerten Besuche in der Stadt. Es wird aber auch vermutet, dass einige Seiten herausgerissen wurden, auf denen sich nationalsozialistische Größen verewigt haben. Es wird auch spekuliert, dass das Buch zwischen 1940 und 1963 verschwunden war und später erst wieder auftauchte. Ob es tatsächlich Eintragungen von Hitler oder Goebbels gab, weiß ich nicht.", erklärt Thomas Pink. Dieser Frage widmen wir uns zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.

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Der Eintrag ins goldene Buch von Ludwig Erhard 1965. Foto: Anke Donner)



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Die Schauspielerin Nadja Tiller und die gesamte Crew der "Feuerzangenbowle" haben unterschrieben. Foto: Anke Donenr



Beim Durchblättern der schweren und alten Seiten stößt man auf wichtige, politische Persönlichkeiten wie Ludwig Erhard, der sich am 19. August 1965 in das Buch eintrug.

Auf der Seite vom 19. August 1970 erhellt sich das Gesicht des Bürgermeisters. "Schauen Sie mal hier. Das sind die Unterschriften von Nadja Tiller und Walter Giller", strahlt Pink. Die beiden Schauspieler haben sich während der Dreharbeiten zur "Feuerzangenbowle" ins Buch eintragen.

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Ernst Albrecht trug sich 1977 in das goldenen Buch ein. Foto: Anke Donner)



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Walter Scheel schrieb sich am 19. August 1979 in das Buch ein. Foto: Anke Donner)



Am 7. August 1977 trug sich der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht in das Buch der Stadt ein, als er Wolfenbüttel besuchte.

Auch der vierte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Walter Scheel, verewigte sich am 19. August 1979 im goldenen Buch, als er anlässlich des 250. Geburtstages Lessings in Wolfenbüttel verweilte.

Auf den weiteren Seiten sind Unterschriften von Richard von Weizäcker, Paul Raabe und Gerhard Schröder zu finden. Auch Minister aus China, Bischöfe aus England und den USA, Staatsoberhäupte aus Frankreich, Rumänien und Botswana haben sich auf den Seiten eingetragen. Johanna Wanka setzte sogar zweimal ihre Unterschrift in das Buch. Beim ersten Mal in ihrer Funktion als niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur und kürzlich als Bundes-Bildungsministerin. 

Könnten doch all die Unterschriften bloß ihre Geschichten erzählen


Was würden sie wohl zu sagen haben? Doch sie sind nichts weiters, als Tinte auf dem Papier. Sie bleiben stumme Zeugen der Geschichte.

Die Unterschrift des früheren Diktators Adolf Hitler könne jedoch nicht der Grund für das Fehlen der Seiten sein – zumindest meint dies Jürgen Kumlehn. Hitler trug sich niemals in das Buch ein. Auch nicht, als dieser 1933 die Wolfenbütteler Ehrenbürgerschaft verliehen bekam. "Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Hitler in dem Buch steht. Er hat niemals im Zusammenhang mit der Ehrenbürgerschaft Wolfenbütteler Boden betreten. Auch wenn diese Tatsache seinerzeit zu großer Enttäuschung in der Bevölkerung führte", weiß der Wolfenbüttel Erinnerer Jürgen Kumlehn.

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