Steigt auch in Wolfenbüttel der Wildtier-Bestand?

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Landkreis. Rehe und Hasen, die gemütlich auf den Feldern stehen - das ist für viele Idylle pur. Der Wildtier-Bestand in Niedersachsen ist in den vergangenen Jahren jedoch stark gewachsen. Gilt dies auch für den Landkreis Wolfenbüttel?


„Von einem erhöhten Wildtierbestand können wir so nicht sprechen. Beim Schwarzwild ist der Bestand sogar etwas rückläufig. Wir haben in den Wäldern im Landkreis rund zehn bis 15 Prozent weniger als sonst. Das ist sehr gut, weil wir die Wälder somit schützen können. Beim Reh, Damm und Rotwild ist der Bestand eher stabil. Wir haben eine relativ großen Landkreis mit einem großen Jagdgebiet. Im vergangenen Jahr wurden etwa 1.000 Rehe gejagt. Besonders beim Rehwild ist die Jagd wichtig, da wir den Waldbestand schützen und immer für einen Ausgleich zwischen Wild und Wald sorgen müssen. Das ist uns auch gut gelungen. Insgesamt kann man also sagen, dass der Wildbestand stabil, aber nicht wirklich rapide angestiegen ist“, erklärt Bernd Becker, Vorsitzender der Jägerschaft Wolfenbüttel e.V.


Ein größeres Problem sieht Becker eher bei Waschbären und Marderhunden. „Diese Tiere sind hier bei uns eigentlich nicht heimisch, sondern wurden irgendwann einmal hier ausgesetzt. Hier steigt der Bestand gerade besonders stark an und wir werden nun verstärkt jagen. Waschbären und Marderhunde sind Nesträuber und daher gefährlich für Bodenbrüter wir Lerchen und Kibitze. Das Problem ist, dass diese Tiere vermehrt in die Städte und Dörfer ziehen, weil sie dort Futter und einen warmen Platz finden. Oft bekommen wir Meldungen von Bürgern, die einen Waschbären auf dem Dachboden haben. Hier können wir aber nichts machen, da wir im Stadtgebiet natürlich nicht jagen dürfen“, so Becker abschließend.



Niedersachsenweit ein Anstieg


Die von den Jagdbehörden (Landkreisen) gelieferten Abschusszahlen (Jagdstrecke) weisen beim Schalenwild seit Jahrzehnten steigende Zahlen aus: Seit 1958 haben sich diese Zahlen beim Rotwild fast verdreifacht, beim Schwarzwild verneuntfacht, beim Damwild gibt es 35 mal so viele und beim Rehwild sogar 45 mal so viele. Probleme gibt es nach der Meinung von Winfried Frölich (Geschäftsführer, Ökologischer Jagdverein Niedersachsen und Bremen e.V.) besonders in Bezug auf den Geschlechteranteile beim Damwild. "Es werden laut Statistik seit Jahrzehnten weit mehr weibliches als männliches Wild erlegt, obwohl das Geschlechterverhältnis in der Natur ausgeglichen ist.", sagt Frölich.


Im Landesjagdbericht heißt es dazu: "Dieser Unterschied liegt in erster Linie an der gemeldeten Geschlechterverteilung der erlegten Kälber. So werden in Niedersachsen im Jagdjahr 2013 1.767 Hirschkälber und 3.546 Wildkälber erlegt. Inwieweit diese Angaben zuverlässig sind, vor allem bezüglich der geschlechtlichen Zuordnung der Kälber, ist noch offen.“ Dafür gibt es laut Frölich einen einfachen Grund: "Bei den männlichen Hirschkälber gibt es keine Trophäen, die bei der Pflichttrophäenschau vorgelegt werden müssen. Es werden daher von den Jägern ein Großteil der tatsächlich männlichen Kälber als weiblich deklariert, sodass man weniger weibliches Wild schießen muss (mit der Konsequenz, dass der unterschätzte weibliche Wildbestand für noch mehr Zuwachs sorgt) und der Jäger mehr männliches Damwild (nämlich mehrjährige Trophäenträger) erlegen kann."


Dabei gibt es laut Frölich weit reichende Verfehlungen: "Obwohl das Jagdausübungsrecht auf dem Jagdrecht des Eigentums beruht, werden Eigentümer (Waldbesitzer und Landwirte) bei Festsetzung der Abschusspläne nicht nur vergessen, sondern gezielt übergangen. Dieses geschieht trotz eines gesetzlich (aber nur auf dem Papier) garantierten Mitwirkungsrecht der Grundeigentümer." Dafür würde es mehrere Beispiele geben. Das hätte weitreichende Folgen für die Wälder. "Die Pflanzung und Naturverjüngung von Laubbäumen ist in einigen Bereichen nur im Zaun oder als Großpflanzen möglich. Dadurch werden die Kosten für die Anpflanzungen etwa verdoppelt. Infolge Verbiss und Fegen durch Reh- und Damwild ist nur Verjüngung von Nadelbaumarten möglich.


Im Gesetz steht zwar, dass sich alle Hauptbaumarten ohne Schutzeinrichtungen (Einzäunung oder Großpflanze) verjüngen sollen. „Wir haben uns im Forstbetrieb mittlerweile davon verabschiedet, mit hohem Kostenaufwand Laubbäume zu pflanzen. Unsere Wirtschaftsziele orientieren sich an der naturnahen Bewirtschaftung mit standortgemäßen Nadelbaumarten in Mischung. Laubbäume gehören "dank" Schalenwild nicht dazu.“



Gefahr für die Autofahrer


Laut Verkehrsunfallstatistik der Polizei Wolfenbüttel aus dem Jahr 2013 sind Wildunfälle nach wie vor ein großes Problem. Sie machen rund 50 Prozent aller Unfälle außerhalb geschlossener Ortschaften aus. Von 471 gemeldeten Wildunfällen im Kreisgebiet, passierten 459 außerhalb einer geschlossenen Ortschaft. Die meisten Wildunfälle passierten in den Bereichen Cremlingen (169) und Schöppenstedt (155). Fahren Sie also vorsichtig und halten Sie die Augen offen.


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