Streikumzug durch Wolfenbüttel

von Jan Borner


| Foto: Jan Borner



Wolfenbüttel. Am heutigen Dienstagmittag zogen mehrere hundert streikende Erzieher aus Wolfenbüttel, Braunschweig, Königslutter, Wolfsburg und Peine im Ver.di Streikumzug durch die Wolfenbütteler Innenstadt. Gestartet hatte der Umzug am Schützenplatz und zog von da aus bis vor die Stadtverwaltung am Stadtmarkt.


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Streikende tragen die Erzieherpuppe, die mit ihren acht Armen die Multifunktionalität der Erzieher darstellt. Foto: Jan Borner



„A-U-F-W-E-R-T-E-N“ – Das waren die Buchstaben, die den Umzug durch Wolfenbüttel anführten und die den Begriff bildeten, den sich die Erzieher zum Leitgedanken ihres Streiks gemacht haben. Sie wollen aufgewertet werden, für das, was sie in ihrem Beruf leisten, dafür dass sie „Familienbegleiter“, „Grundsteinleger“, „Vertrauensperson“ und „Streitschlichter“ sind, wie sie sich auf ihren Schildern nennen.


„Der Erzieherberuf hat sich gewandelt“, erklärte eine Erzieherin, die in dem Umzug mitläuft, „wir machen immer mehr Bildungs- und Förderarbeit, aber wir werden seit 20 Jahren gleich bezahlt.“ Eine andere Pädagogin fügte hinzu: „Eltern haben keinen Einblick in unsere Arbeit. Viele haben den Eindruck, wir säßen die ganze Zeit nur herum.“ Mit dem Streik und dem heutigen Umzug hoffen die Erzieher auch dieses Bild zu verändern. Eine weitere Gruppe von Streikenden wies auf die Unterscheidung von Erst- und Zweitkräften hin. Viele derjenigen, die in dem Umzug mitliefen, seien voll ausgebildete Erzieher, würden aber dennoch als Zweitkraft geringer bezahlt als ihre Kollegen, die als Erstkraft eingestellt sind.

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Eine Gruppe von Erziehern zeigte sich mit Wikinger-Hörnern auf dem Umzug. Foto: Jan Borner



Bei den Passanten, an denen der Umzug mit Trommeln und Parolen vorbeizog, stieß die Demo auf gemischte Gefühle. Einige Zuschauer nickten zustimmend und äußerten Verständnis, manche konnten mit den streikenden Erziehern allerdings nicht sympathisieren. Eine junge Mutter, die den Umzug vom Straßenrand aus beobachtete, sagte: „Das ist Blödsinn. Unsere Tochter leidet darunter. Die ganzen Kindergärtnerinnen von unserem Kindergarten sind dabei.“ Ihr Mann fügte hinzu: „Ich hoffe nur, wir bekommen wenigstens unser Geld zurück“, womit er auf die noch unentschiedene Frage verwies, was mit den Kita-Gebühren passiert, die von den Eltern auch während des Streiks weiter gezahlt werden mussten.

Der Umzug endete mit einer circa einstündigen Kundgebung mit Musik und Rednern vor der Stadtverwaltung.


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