Streit beigelegt: Bischof und Pfarrer Eggers mit gemeinsamem Gottesdienst

Am gestrigen Sonntag war Bischof Dr. Heiner Wilmer in Wolfenbüttel zu Gast. Man wolle gemeinsam nach Wegen zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt suchen.

Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer (li.) mit Pfarrer Matthias Eggers beim Gottesdienst in St. Petrus.
Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer (li.) mit Pfarrer Matthias Eggers beim Gottesdienst in St. Petrus. | Foto: Moser / pkbs

Wolfenbüttel. Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer hat am Sonntag die Pfarrei St. Petrus in Wolfenbüttel besucht, um nach gemeinsamen Wegen bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt zu suchen. In den vergangenen Wochen war es nach einem Zeitungsinterview mit Pfarrer Matthias Eggers, in dem er Bischof Wilmer und Weihbischof Heinz-Günter Bongartz kritisiert hatte, zu einem Streit gekommen, der nun beigelegt wurde. Das berichtet die Bischöfliche Pressestelle Hildesheim in einer Pressemitteilung.



Bischof Wilmer wandte sich in der Kirche an die Gemeinde und betonte, dass er in seinem Bemühen, sexualisierte Gewalt aufzuklären, in keiner Weise nachgelassen habe. Es sei ihm ein Anliegen, „persönlich mit betroffenen Menschen zu sprechen, für umfassende Aufarbeitung zu sorgen und unsere kirchliche Struktur entsprechend zu verändern“. Er sei sehr dankbar, dass erste Schritte auf einem künftigen gemeinsamen Weg gegangen worden seien, weitere sollen folgen.

Bitte um Verzeihung


„Meine Kritik war hart und so etwas ist auch immer verletzend“, gestand Eggers ein. Und er fügte hinzu: „Ich bitte den Bischof um Verzeihung und bin sehr froh, dass er den Raum geöffnet hat, dass wir gemeinsam beieinanderbleiben und doch auch streiten und reden können."

„Es ist gut und mutig, dass Sie zu uns nach Wolfenbüttel gekommen sind“, begrüßte auch Maria Kröger den Bischof im Namen der Pfarrgremien und der gesamten Pfarrei Sankt Petrus. Kröger ist Vorsitzende des Kirchortsrates St. Petrus und Mitvorsitzende im Pfarreirat. „Sie haben die Bitte an Pfarrer Eggers, auf sein Amt als Pfarrer zu verzichten, zurückgenommen“, sagte Kröger unter großem Applaus der Pfarrei und lobte das gemeinsame Statement von Bischof Wilmer und Pfarrer Eggers zum aktuellen Konflikt vom vergangenen Wochenende. „Die Gremien nehmen das Angebot zum Dialog stellvertretend für die Pfarrei sehr gerne an“, so Kröger zum Bischof.

Arbeitsgruppen werden gebildet


Das Bistum Hildesheim wird in den kommenden Wochen und Monaten gemeinsam mit der Pfarrgemeinde St. Petrus, Wolfenbüttel, Themen bearbeiten, die insbesondere die zu Tage getretenen Unterschiede zwischen Pfarrer Eggers und Bischof Wilmer im Kontext der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Diözese betreffen. Dazu wird es Arbeitsgruppen mit Mitgliedern der Pfarrgemeinde sowie Mitarbeitenden des Bistums geben. Die entsprechenden Absprachen dazu wurden am Sonntag im Anschluss an den Gottesdienst im Gespräch von Bischof Wilmer, Pfarrer Eggers und den Gremien der Pfarrgemeinde getroffen.

Zum einen wird es in der gemeinsamen Arbeit um die Frage gehen, warum sowohl in der Diözese wie auch in der Pfarrgemeinde nicht bekannt war, dass der mittlerweile verstorbene Ruhestandsgeistliche Georg M. ein Sexualstraftäter war. Aus dem Rosenbusch-Bericht von 2021 ist bekannt, dass Georg M. sexualisierte Gewalt begangen hat. Gab es schon vorher Hinweise darauf, die möglicherweise nicht erkannt worden sind? Dies soll geklärt werden. Dazu wird voraussichtlich eine externe Juristin oder ein externer Jurist hinzugezogen.

Konflikt mit Weihbischof Bongartz


Auch alle weiteren Hinweise und kritischen Anmerkungen, die aus der Pfarrgemeinde in Wolfenbüttel zur Aufarbeitung geäußert worden sind, sollen von den gemeinsamen Arbeitsgruppen bearbeitet werden. Ein weiteres Thema wird sein, wie eine Mediation zwischen Pfarrer Eggers und Weihbischof Bongartz aussehen kann. Der Weihbischof wird in Bezug auf den Fall Georg M. von Pfarrer Eggers kritisiert. Um zur Deeskalation beizutragen, hat Bischof Wilmer entschieden, dass er selbst anstelle des Weihbischofs die Visitation und die Firmung in Wolfenbüttel übernehmen wird.

Darüber hinaus möchten Bischof Wilmer sowie die entsprechenden Fachleute des Bistums Hildesheim mit den Wolfenbütteler Ministrantinnen und Ministranten ins Gespräch gehen, um sie darüber zu informieren, wo die Diözese in der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt steht und was noch alles getan werden muss. Die jungen Menschen haben sehr deutlich gemacht, wie wichtig es ihnen ist, dass das Bistum Hildesheim die Fälle der sexualisierten Gewalt aufklärt.

„Es hätten auch wir sein können“


An die Messdienerinnen und Messdiener gewandt, sagte der Bischof im Gottesdienst: „Wenn ihr Impulse oder Fragen zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt oder zu anderen Themen habt, dann sprecht uns bitte an, gerne auch mich persönlich. Eure Anregungen und Fragen sind wichtig. Und ihr habt Anspruch darauf, dass wir alle euch zuhören und dass ihr umfassende Antworten bekommt. Ihr werdet sie erhalten.“ „Wir haben einen Wunsch an Sie, Herr Bischof: Kehren Sie zu Ihrem Versprechen zurück, jeden Stein umzudrehen und schonungslos aufzuarbeiten“, bat Ministrantin Aika Bischof Wilmer und betonte, wie wichtig es ihnen war, den Button „Es hätten auch wir sein können“ überall in der Kirche zu verteilen. Sie überreichte ihm gemeinsam mit Vanessa Treder eine Kerze mit der Aufschrift „Licht ins Dunkel bringen“.

„Ich muss gestehen, ich habe eben in der Predigt von eurem Pfarrer Matthias Eggers eine Menge über die Bernwardtür in Hildesheim gelernt“, sagte Willmer augenzwinkernd und von Applaus begleitet. Er sei mit Bammel nach Wolfenbüttel gekommen und erfreut über die positive Reaktion der Gemeinde. Wilmer lud alle Firmlinge sowie alle Ministrantinnen und Ministranten zu sich nach Hildesheim ein, um die bronzene Bernwardtür im Dom zu sehen und sich die einzelnen Bilder von Pfarrer Eggers am Original erklären zu lassen. Bei dieser Gelegenheit möchte Wilmer den jungen Leuten auch die Stabsabteilung für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt vorstellen.


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