Synagogen-Modell soll an die Zerstörung und Vertreibung der Juden erinnern

Erinnerungen sollen wach gehalten werden, sagt die Grüne-Ratsfraktion.

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Die Synagoge vor und nach der Zerstörung durch die Nazis.
Die Synagoge vor und nach der Zerstörung durch die Nazis. | Foto: Museum Wolfenbüttel

Wolfenbüttel. Wolfenbüttels Synagoge wurde in der Reichspogromnacht durch die Nazis zerstört. Die nach Plänen von Constantin Uhde gebaute Synagoge an der Lessingstraße war erst 45 Jahre zuvor, 1893 eingeweiht, worden. Die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen will nun, dass ein Modell an die Synagoge, die Zerstörung und das Leben und Sterben der Juden in Wolfenbüttel erinnert. Zugleich soll es auch Mahnung sein.


45 Jahre, von 1893 bis zur Novemberpogrome 1938, stand die Synagoge in der Wolfenbütteler Lessingstraße unweit der Herzog-Augst-Bibliothek (HAB) und des Lessinghauses. In der von den Nationalsozialisten organisierten Nacht der puren Zerstörung wurde die Synagoge niedergebrannt und viele jüdische Bürger deportiert, misshandelt und später getötet. Heute erinnert ein Gedenkstein auf der Rasenfläche vor der HAB an das Gotteshaus des jüdischen Glaubens.

Hass und Zerstörung


In der Zeit vom 7. bis 13. November 1938 geschah das Unfassbare. Rund 400 Juden wurden im gesamten damaligen Deutschen Reich ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Über 1.400 Synagogen und Betstuben wurden zerstört, die Menschen grausam hingerichtet und vertrieben. Nach dieser Nacht wurden mehr als 30.000 Juden verschleppt und inhaftiert. Viele starben später an den Folgen dieser schicksalhaften Nacht.

Auch in Wolfenbüttel wüteten die Nazis und viele jüdische Bürger und Besitztümer kamen zu Schaden, auch wenn es in anderen Städten zum Teil schlimmer war. Doch allein die Zerstörung des Gebetshauses und der damit verdeutlichte Hass gegenüber den Juden hatte für viele Menschen in Wolfenbüttel schwere Folgen. In dieser Nacht wurde in Wolfenbüttel die Synagoge in Brand gesetzt und nahezu alle jüdischen Männer wurden in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Gestorben sei in dieser Nacht niemand und auch die von Juden betriebenen Geschäfte überstanden den Angriff unbeschadet. Dennoch hat dieses Ereignis tiefe Spuren hinterlassen und sorgt noch heute dafür, dass vielerorts Gedenkstunden und Kranzniederlegungen stattfinden. So auch Jahr für Jahr in Wolfenbüttel. Vertreter von Landkreis, Stadt und Bündnis gegen rechts werden es nicht müde, immer wieder an das grausame Geschehen zu erinnern und die Gräueltaten der Nazis zu verurteilen. "Wir müssen immer wieder daran erinnern, was hier passiert ist. Wie schrecklich das war und dass sich so etwas nie wieder wiederholen darf", sprach Bürgermeister Thomas Pink während einer Gedenkstunde am Mahnmal, in das Zitat "Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart", des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker eingraviert ist.

Jedes Jahr wird am Gedenkstein auf der Rasenfläche vor der HAB ein Kranz niedergelegt. So möchte man an das Geschehen in der Nacht zum 9. November 1939 erinnern.
Jedes Jahr wird am Gedenkstein auf der Rasenfläche vor der HAB ein Kranz niedergelegt. So möchte man an das Geschehen in der Nacht zum 9. November 1939 erinnern. Foto: Anke Donner


Gedenken und mahnen


Und getreu dieses Mottos möchten nun auch die Grüne-Ratsfraktion an das Geschehene erinnern und fordert einen Nachbau der Wolfenbütteler Synagoge in Form eines Modells im Maßstab 1:50. Damit soll eine weitere Erinnerung und Mahnung an die Zerstörung und das Leid der Pogromnacht gesetzt werden. Ein entsprechender Antrag soll von den Grünen im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Städtepartnerschaften behandelt werden. Das Modell soll laut Wunsch der Grünen dann im Bürgermuseum oder an einem anderen repräsentativen für alle Menschen zugänglichem, aber dem Ausstellungsstück und seiner Geschichte angemessenen Ort, besichtigt werden können.

Seit dem Jahr 2000 wird an die in den Novemberpogromen 1938 zerstörte Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Wolfenbüttel ausschließlich über eine Gedenktafel mit einer Abbildung der einstigen Synagoge an ihren Standort in der Lessingstrasse 12 erinnert. Die Geschichtsvermittlung und Erfahrbarkeit von Geschichte durch echte Zeitzeugen sei aber heute schon kaum zu realisieren und werde zukünftig nicht mehr möglich sein. Darum sei es enorm wichtig, heute noch mit den Überlebenden anhand von Bildern und Modellen, Filmen und Tonaufnahmen den heute lebenden Menschen jeder Generation ein möglichst realistisches Bild des jüdischen Lebens in Wolfenbüttel, das erlittene Leid und Tod während der Nazi-Diktatur und die Rückkehr an den Ort des Schreckens und der Verfolgung bis in die Zukunft hinein, darzustellen, zu dokumentieren und zu vermitteln, begründen die Grünen ihren Antrag.


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