“Uranium”-Reihe: Uranwaffen und Uranmunition


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Wolfenbüttel. Der 4. Teil der im Februar gestarteten Veranstaltungsreihe "Uranium" hatte am vergangenen Mittwoch als Thema "Uranwaffen/Uranmunition". Ausrichter der Veranstaltungen sind die Aktion Atommüllfreie Asse (AAA), AufpASSEn e.V. sowie Paul Koch, Sozialdiakon i.R..

Referentin des Abends war Dr. Angelika Claußen, die ehemalige Vorsitzende von IPPNW-Deutschland und jetzige Präsidentin von IPPNW-Europa. Die deutsche Sektion des Vereins IPPNW (Internationale Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.) ist mit zirka 8.000 Mitgliedern die größte berufsbezogene Friedensorganisation in Deutschland; international beträgt die Anzahl der Mitglieder fast 150.000 in über 50 Nationen.

Im Mittelpunkt des Vortrags standen die (Langzeit-) Folgen des Einsatzes von Uranwaffen. Uran-Munition ist eine spezielle konventionelle Waffe, deren Geschossspitzen mit abgereichertem Uran (DU) gehärtet sind, wodurch eine sehr hohe Durchschlagskraft erreicht wird, zum Beispiel um Panzer zu zerstören. Durch die beim Auftreffen entwickelte extrem hohe Hitze brennt die Munition die Panzerung durch und setzt dann explosionsartig Giftwolken aus Staub frei. Dabei wirkt das DU sowohl durch die chemische Giftigkeit des Schwermetalls als auch durch die radioaktive Strahlung auf Umwelt und Gesundheit ein. Für den Menschen bestehen die größten gesundheitlichen Gefahren durch die Inhalation der Partikel, wodurch Krebs, Schäden am Erbgut und Fehlbildungen beim Embryo hervorgerufen werden können.

Eingesetzt wurden Uranwaffen bisher bei den Balkankriegen zwischen 1994 und 1999 und im Irak 1991 und 2003. Während durch zellbiologische Forschung und Tierversuche die krebsauslösende und erbgutschädigende Wirkung des DU bewiesen wurde und in medizinischen Studien ein Anstieg der Krebserkrankungen bei Kindern und Erwachsenen sowie ein Anstieg an Fehlbildungen dokumentiert wurde, ergaben bisherige epidemiologische Untersuchungen bei Soldaten aus den USA, Großbritannien und Italien noch keine eindeutigen Beweise. In diesem Zusammenhang wird die Geheimhaltungspolitik, insbesondere der USA, vom IPPNW kritisiert. Das italienische Verteidigungsministerium erkannte immerhin 2007 an, dass 37 Soldaten an Krebs gestorben sind und 255 erkrankt sind, die Uranmunition mit bloßen Händen angefasst und zur Detonation gebracht hatten. Für aussagekräftige Untersuchungen ist die Einführung nationaler Krankheitsregister dringend erforderlich. Die Dekontamination der betroffenen Gebiete muss schnellstmöglich erfolgen, um Bevölkerung und Soldaten vor langfristigen Schäden zu schützen. Vor allem ist ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag zur Ächtung von Uranwaffen bzw. Uranmunition erforderlich. Das bedeutet natürlich auch, dass die Bundeswehr keine Uranmunition beschaffen darf. Schließlich hatte Hans Rühle, ehemaliger Leiter des Planungsstabs im Bundesverteidigungsministerium, erst am 26. April 2015 in der Welt am Sonntag geäußert, dass die Leopard 2 Panzer der Bundeswehr nur durch die Aufrüstung mit DU-Munition gegen die neuesten Panzer aus Russland effektiv sein können.

In der nachfolgenden lebhaften Diskussionsrunde wurde unter anderem die Rolle der WHO (Weltgesundheitsorganisation) bei der Erforschung der Gefahren durch Uranmunition in Hinblick auf die Verflechtung mit der IAEO (Internationalen Atomenergiebehörde) kritisch hinterfragt.

Die letzte Veranstaltung der Reihe am 17. Juni 2015, wieder um 19:30 Uhr im Bildungszentrum Wolfenbüttel, wird mit einem Vortrag von Rudolf Fricke die wissenschaftliche Leistung der Wolfenbütteler Lehrer und Physiker Julius Elster und Hans Geitel beleuchten, die im ausgehenden 19. Jahrhundert wichtige Beiträge zur Erforschung der Radioaktivität lieferten.


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