Von 60 auf 0 – Fahrsicherheitstraining mit dem Feuerwehrauto




Landkreis. Auf einer Alarmfahrt von Einsatzfahrzeugen steigt das Risiko eines Unfalls mit Personenschaden um den Faktor 17, sobald Blaulicht und Martinshorn angeschaltet werden. Die eingesetzten Kräfte müssten am besten sofort am Einsatzort verfügbar sein – gerade bei Personenschäden kommen den anwesenden Ersthelfern oder Verletzten Sekunden wie Minuten vor. Doch gerade bei hohem Verkehrsaufkommen ist es gar nicht so leicht, ein Einsatzfahrzeug unbeschadet zum Zielort zu bewegen. Um den bundesweiten Unfallzahlen von Alarmfahrten entgegen zu wirken, haben am vergangenen Freitag und Samstag 20 Feuerwehr-Kameraden aus dem Kreis Wolfenbüttel ein elfstündiges Fahrsicherheitstraining für Einsatzfahrzeuge absolviert.

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Lehrgangsleiter Uwe Frobart. Foto:



Als sich die Teilnehmer in der Feuerwehrtechnischen Zentrale Schladen am Freitagabend trafen, waren sie noch verschiedener Ansichten über die Erwartungen und Inhalte des Fahrsicherheitstrainings: Einige wollten Erfahrungen mit den Fahrzeugen ihrer Wehr sammeln, andere benötigten es für den „Feuerwehr-Führerschein“ (Klasse C1 für Feuerwehr-Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen). Zu Beginn wurde jedoch erst mal die Theorie vermittelt: Zunächst stellte Lehrgangsleiter Uwe Frobart Faktoren vor, welche allgemein Führer von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr beeinflussen. Danach diskutierten die Teilnehmer mit den Moderatoren, welche besonderen Belastungen sich für Fahrer von Einsatzfahrzeugen im Alarmfall ergeben. Dazu zählt beispielweise der durch Mannschaft, Fahrzeug und Martinshorn entstehende Geräuschpegel genau so wie die persönliche Situation eines jeden Fahrers zu Fahrtantritt. Darüber hinaus kommen der Zeitdruck, die aktuelle Verkehrssituation und das unterschiedliche Verhalten des fremden Fahrzeugs im Gegensatz zum eigenen Pkw dazu. Zwei andere Punkte waren Anhalteweg und Schleudervermögen von Einsatzfahrzeugen: Die hohen Aufbauten sowie die enorme Masse verändern diese Eigenschaften zum Nachteil der Gewohnheiten des Fahrers. Dieser muss stets richtig reagieren, um das Fahrzeug unter Kontrolle zu behalten. Später ging es bereits an die ersten Übungen im Unterrichtsraum: Anhand verschiedener "Rausch-Brillen" verdeutlichten die beiden Moderatoren Marco Nabrich und Mark Steffens die Auswirkungen von Alkohol auf Wahrnehmung und Koordination, um zu verdeutlichen, dass in jeder Lebenslage Alkohol nichts am Steuer verloren hat.

Am zweiten Tag übten die Teilnehmer unter kontrollierten Bedingungen Gefahrenbremsungen. Zunächst auf trockenem rutschfesten Untergrund, später auf ein- und beidseitig nasser Fahrbahn konnten die Feuerwehrleute ihr eigenes und auch andere Fahrzeuge abrupt von bis zu 60 Stundenkilometern auf 0 abbremsen. Anhand von Erklärungen und Demonstrationen verdeutliche Frobart die verschieden langen Anhaltewege von Bremsungen mit kalter und warmer Bremse sowie die unterschiedlichen Spuren, falls das Fahrzeug mit ABS ausgestattet ist. Die Teilnehmer lernten, bei einseitig nasser Fahrbahn das Fahrzeug mit leichten Lenkbewegungen unter Kontrolle zu halten sowie die Maße des Fahrzeugs in Höhe und Breite abzuschätzen. Ein eng aufgebauter Slalomparkour forderte die Fahrer von teilweise fremden Fahrzeugen besonders heraus. Frobart erklärte: „Ich möchte, dass ihr lernt, eure Außenspiegel zu benutzen“. Nur mit deren Hilfe war es möglich, das Lenkrad im richtigen Moment einzuschlagen und den Parkour unbeschadet zu verlassen. Am Ende des Seminars waren sich alle Teilnehmer einig, dass sie an den zwei Tagen viel gelernt und eine Menge Erfahrung gesammelt haben. Ein besonderer Dank geht an die drei Ausbilder sowie die Firma Nord Zucker Schladen , auf deren Gelände das Training absolviert wurde.


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