Willkommen im 21. Jahrhundert. Der Corona-Krise sei Dank, veröffentlicht die hiesige CDU nun also Vorstellungs-Videos ihrer potenziellen künftigen Bundestagskandidaten. Fünf Männer buhlen hier um die Gunst der örtlichen CDU-Mitglieder und offenbaren dabei, sicherlich auch unbewusst, mehr über sich, als die traditionelle Vorstellung auf dem Podium ans Tageslicht gebracht hätte.
Wer sich ernsthaft über das Potenzial der lokalen CDU informieren möchte, der sollte nicht den Fehler begehen und sich zuerst das Video des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Uwe Lagosky oder jenes vom einstigen Volkswagen-Mann Albrecht Stalmann ansehen. Diese monotonen Frontalbeschallungen eignen sich dann doch eher als schnelle Einschlafhilfe, statt mitreißendem Wahlkampfjubel.
Und auch das Video des Autohaus-Inhabers Maik Schenkhut muss man nicht als erstes anklicken, auch wenn man ihm zugestehen muss, ein bisschen mehr Energie und technische Professionalität in sein Video gesteckt zu haben. Erkennen wir ihm an, dass er sich wenigstens Gedanken gemacht hat und der Wille zu mehr gegeben war. Am Ende bleibt es jedoch das gut ausgeleuchtete Wort zum Sonntag vor gepflegter Grünkulisse.
Wahren Kampfgeist und einen Blick auf die moderne CDU-Generation hingegen zeigen die Kandidaten Adrian Haack und Holger Bormann. Beide präsentieren sich im Vergleich in einem aufwändigeren und persönlicheren Format. Doch auch hier wird fündig, wer interpretationsfreudig ist.
So zeigt sich der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Wolfenbüttel, Holger Bormann, in einem hochprofessionell produzierten Video. Jedes Bild, jeder Satz scheint exakt nach Drehbuch konzipiert zu sein und sendet Botschaften. Wer Bormann beobachtet merkt seit vielen Monaten, dass er es ernst meint und sich entsprechend für den Bundestagswahlkampf vorbereitet und positioniert. Hier steckt Strategie und vielleicht auch finanzielle Überlegenheit dahinter.
In der gleichen Liga, zumindest was das strategische Senden von Botschaften angeht, spielt Adrian Haack. Als Büroleiter von CDU-Generalsekretär Paul Zymiak sitzt er dafür auch am politischen Puls. Ob locker leger oder seriös mit Krawatte, der jüngste Kandidat in der Runde zeigt, dass er sowohl das konservative, als auch das gegensätzliche Lager seiner Partei bedienen möchte. Technisch ist sein Video zwar erweitertes Homemade-Format, dafür subjektiv gesehen jedoch persönlicher und ehrlicher. Auch wenn man ihn - oder seinen Teleprompter-Text - manchmal ankurbeln möchte.
Am Ende entscheiden die CDU Mitglieder über ihren Direktkandidaten. Dabei sollten sie aber nicht aus dem Blick verlieren was der Wähler möchte. Die Videos dürften eine wichtige und sehr gute Orientierungshilfe sein.
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