Kreis Wolfenbüttel. Auch in diesem Jahr hatte der Landkreis Wolfenbüttel Landwirte, Biogasanlagenbetreiber, die Landwirtschaftskammer, Naturschutzverbände und Imker am 9. September zur Feldführung nach Hedeper auf den Betrieb Voß eingeladen, um Alternativen zum Maisanbau vorzustellen.
Der Landkreis Wolfenbüttel und das Interdisziplinäre Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Universität Göttingen arbeiten seit vier Jahren im Projekt „Bioenergie im Spannungsfeld von Klimaschutz, Landschaft und Gesellschaft“ zusammen, um nachhaltige dezentrale Energieprojekte im Landkreis auf den Weg zu bringen. Weiterhin sollen bestehende Bioenergieprojekte unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten optimiert werden.
Die Betriebsgemeinschaft Voß/Wendt/Bötel aus Hedeper kooperiert mit dem IZNE und hat bereits viele neue Kulturarten zur Biogasnutzung auf ihren Feldern erprobt. Die Agrarwissenschaftlerin Dr. Marianne Karpenstein-Machan berät sie dabei. Der besondere Schwerpunkt der diesjährigen Führung lag auf Dauerkulturen, die auf den Niedermoorböden des Betriebes angebaut werden. Auf diesen Standorten wird viel Mais gepflanzt, der aber aus Klimaschutz- und Akzeptanzgründen zum Teil durch kohlenstoffspeichernde, ertragreiche Dauerkulturen ersetzt werden soll. Der Vorteil der Dauerkulturen besteht in ihrer extensiven Bewirtschaftungsweise. Nach der Saat und der Bestandsetablierung im ersten Jahr benötigen sie in den Folgejahren keine Bodenbearbeitung und keinen Pflanzenschutz mehr. So kann der Humusabbau auf den organischen Böden gebremst werden. Es wird lediglich gedüngt und geerntet.
Die vorgestellte „Durchwachsende Silphie“ (Silphium perfoliatum), ein Korbblütler, und die aus Nordamerika stammende „Sida hermaphrodita“, ein Malvengewächs, haben außerdem wunderschöne Blüten, die den Bienen im Spätsommer noch viel Pollen als Nahrung spenden. Landwirt Jürgen Voß, der die Biogaskulturen angelegt und gepflegt hat, ist begeistert von dem üppigen Wachstum und dem hohen Ertragspotenzial der Kulturen: „Der höhere Pflegeaufwand im ersten Jahr wird durch die geringen Kosten in den Folgejahren und den hohen Erträgen mehr als ausgeglichen“, so Voß. Auch die Imker aus der Umgebung sind auf die Blühkulturen auf den Feldern aufmerksam geworden und freuen sich, dass sie ihre Bienenstöcke in die Bestände stellen dürfen. „Die Bienen können sich in den reich blühenden Silphie- und Sidabeständen vor dem Winter noch mal richtig mit Pollen versorgen, so dass sie gestärkt die kalte Jahreszeit erwarten können“.
Auch die Sonnenblumenstreifen, die die Landwirte um die Maisbestände herum anlegen, stoßen bei der Bevölkerung Hedepers auf große Zustimmung. So hat der Sozialwissenschaftler Dr. André Wüste durch Befragungen der Bewohnerinnen und Bewohner herausgefunden, dass die Blühstreifen und die durchwachsende Silphie im Gegensatz zum Maisanbau sehr positiv wahrgenommen und als Bereicherung des Landschaftsbildes angesehen werden. Auch Landkreisvertreter Sven Volkers ist erfreut über die neuen umweltfreundlichen und ertragreichen Alternativen zum Maisanbau: „Das Image des Energiepflanzenbaus kann durch diese positiven Beispiele, wie sie auf dem Betrieb Voß zu sehen sind, verbessert werden. Weiterhin trägt der Energiepflanzenbau zu mehr Ökologie im Landkreis Wolfenbüttel bei“. Zum Schluss der Veranstaltung bekamen die Teilnehmer der Führung noch Anbausteckbriefe zu den neuen Kulturen mit auf den Weg, so dass sie beim Anbau auf den eigenen Feldern die Erfahrungen „der Pioniere“ nutzen können.
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