Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
ich habe Herrn Minister Altmaier noch nie so richtig für seine politische Arbeit bewundert. Aber seine Einstellung zu Wasserstoff „Made in Germany“ schlägt dem Fass dann doch den Boden aus. Einerseits beschließt Deutschland ein Klimapaket, will Wasserstoffland Nummer 1 werden und plant tatsächlich einen Kohleausstieg – wenn auch in ferner Zukunft. Und andererseits wird dann wieder das Mäntelchen nach dem Wind gehängt und zwar dann, wenn es um Wählerstimmen und um den konsequenten Ausbau der Erneuerbaren geht. Dann gibt es auf einmal nicht genügend Platz in Deutschland.
Grünen Wasserstoff möchte das Wirtschaftsministerium haben, aber dann doch bitte von der arabischen Halbinsel. Sonst bestünde die Gefahr, dass die ein oder andere Stimme zur windfeindlichen AFD abwandert. Ganz nach dem Motto: Was interessiert mich der Klimawandel, wenn mein Stuhl wackelt. Da kann man als normal denkender Mensch im höflichsten Fall nur mit dem Kopf schütteln.
Laut Berechnungen des Bundesverbandes Erneuerbare Energie e.V. (BEE) braucht es zusätzliche 206 Terawattstunden (TWh) Ökostrom im Kontext der Sektorenkopplung, wovon 105 TWh allein für die Produktion von Wasserstoff anfallen. Dafür müssen die Ausbauziele und das EEG entsprechend angepasst, Flächen ausgeweitet sowie Genehmigungen erteilt werden. Die Anlagen werden immer leistungsstärker. Hier besteht ein ungeheures Potenzial sehr viel Energie für die Produktion von sehr viel Wasserstoff in Deutschland zu erzeugen, anstatt die Anlagen bei kräftigem Wind vom Netz zu nehmen und die kostbare Energie ungenutzt zu lassen. Sicherlich werden wir in Zukunft Wasserstoff auch zum Teil importieren müssen. Aber dieser Anteil sollte eher 10 Prozent und nicht 70 Prozent – wie Herr Minister Altmaier propagiert – betragen, und muss aus deutscher Sicht so gering wie möglich gehalten werden. Warum sollten wir freiwillig unser Know-how und unsere Industrie abwandern lassen? Das würde uns zudem ziemlich teuer zu stehen kommen. Laut Berechnungen des Forschungszentrum Jülich wird im Jahr 2050 Solarstrom 6,6 Cent je Kilowattstunde und Windstrom 3,4 Cent je Kilowattstunde kosten. Importierter Wasserstoff hingegen wird dann 12 Cent/kWh kosten. Von internationalen Abhängigkeiten ganz zu schweigen.
Auch wenn Importe in Zukunft eine Rolle spielen werden, müssen zunächst die heimischen Potenziale komplett ausgeschöpft werden. Oder um es mit den Worten unserer Umweltministerin zu sagen: "Wer Ja sagt zu Wasserstoff, muss auch Ja sagen zu Windenergie." Und hier hilft kein Rumgeeiere, sondern nur ein konsequenter Ausbau.
Herzliche Grüße
Ihre Bärbel Heidebroek
Wasserstoff made in Germany
Viel Potenzial für eine kostengünstige Energiewende
Bärbel Heidebroek, Geschäftsführerin des Ökostromanbieters Landstrom, appelliert: "Heimische Potenziale müssen komplett ausgeschöpft und der Ausbau Erneuerbarer Energien konsequent umgesetzt werden." | Foto: Landwind-Gruppe