Region. Auf Facebook kursiert aktuell ein Post eines Mannes aus Sickte, der es dem Betrachter kalt den Rücken runterlaufen lässt. Gezeigt werden mehrere Aufnahmen einer Überwachungskamera, die einen Eindringling filmen, der nachts um ein Wohnhaus schleicht und mit einem komischen Draht ähnlichen Gegenstand hantiert.
Es ist schnell klar, dass dieser Mann wohl nichts Gutes im Schilde führt. Der Ersteller des Posts, um dessen Grundstück es sich auch handelt, ist sich sicher: Hier war ein Autodieb am Werk. Abgespielt haben sich die Szenen dem Zeitstempel im Video nach am Montag um 1:30 Uhr. In diesem Fall kam es glücklicherweise zu keinem vollendeten Diebstahl. Der Betroffene warnt aber: "Passt auf eure Autos auf."
regionalHeute.de hat bei der Polizei nachgefragt, ob es bereits zu ähnlichen Fällen in Wolfenbüttel gekommen ist, worum es sich bei diesem Vorgehen genau handelt und worauf man besser achten sollte.
Das sagt die Polizei
Im Gespräch erzählt Frank Oppermann, Pressesprecher der Polizei in Wolfenbüttel, dass es sich hierbei tatsächlich um Autodiebe gehandelt haben könnte. So wurde der Vorfall nun zu den Kollegen an die Zentrale Kriminalinspektion Braunschweig weitergeleitet. Diese prüfe nun, ob der Fall einer professionellen Bande des organisierten Verbrechens zugeordnet werden könne.
Zugleich gab Oppermann aber Entwarnung, so sei dies aktuell ein Einzelfall. Für den Bereich Wolfenbüttel könnte keine besondere Häufung von ähnlichen Fällen festgestellt werden.
Polizei warnt trotzdem
Die Polizei warnt in diesem Zusammenhang aber vor allem Nutzer von sogenannten Keyless-Schließsystemen (Funkschlüssel). So vorteilhaft diese Technik für Autobesitzer auch sein kann, so berge sie auch die Gefahr, von Autodieben missbraucht zu werden. Täter wie im Fall von Sickte spüren mit ihren technischen Hilfsmitteln gezielt solche Schlüssel auf und versuchen das Signal abzufangen und zu manipulieren. So können verschlossene Fahrzeuge im schlimmsten Fall leicht und unauffällig geöffnet werden. Auch könnten Schlüssel gezielt lokalisiert und im Rahmen eines Einbruchs erbeutet werden.
Glücklicherweise könne man sich vor solchen Tätern schützen. Zunächst sollte man die Schlüssel möglichst weit vom Fahrzeug entfernt aufbewahren. Weiterhin könne es hilfreich sein, diese gezielt gegen Manipulation abzuschirmen. Dafür gibt es spezielle Schutzboxen für das Keyless-System, die die Funkschlüssel sichern. Im Internet lassen sich auch DIY-Anleitungen finden, wie man solche Boxen mittels Schuhkarton und Alufolie selbst herstellen kann. Im Zweifel könnte unter Umständen auch eine einfache Keksdose den Zweck erfüllen.
Im Rahmen eines ADAC-Tests stellten sich nur wenige Autos mit Keyless-System als sicher heraus. Foto: ADAC/ Uwe Rattay
ADAC warnt schon länger vor Keyless-Schlüsseln
Das Keyless-System ist laut einem Bericht des ADAC absolut unsicher. Dies würde vor allem an der simplen Technik liegen: "Bei der Schließtechnik Keyless muss der Autobesitzende den Schlüssel nur bei sich tragen, zum Öffnen ist kein Tastendruck mehr nötig. Sobald er sich seinem Fahrzeug nähert, erkennt dieses per Funk den Schlüssel. Beim Berühren des Türgriffs oder Drücken einer Taste am Türgriff öffnet die Zentralverriegelung. Gestartet wird ohne Zündschlüssel durch Druck auf den Startknopf."
Das öffne den Autodieben nun im wahrsten Sinne Tür und Tor. Wie der ADAC erklärt, sei für den Diebstahl von Keyless-Fahrzeugen kein "Hacken" von Daten oder gar Verschlüsselungen erforderlich. Es genüge ein einfacher Reichweiten-Verlängerer: "Die beiden Geräte, mit denen Autodiebstahl bei Keyless-Schließsystemen möglich ist, können nach Einschätzung der ADAC Experten mit geringem Aufwand selbst gebaut werden. Die Bauteile im Wert von rund 100 Euro gibt es im Elektronikhandel." Ein gestohlenes Auto liefe dann auch ohne Schlüssel so lange wie Sprit im Tank ist (oder nachgetankt wird), bis der Motor abgewürgt oder ausgeschaltet wird - also bis die Täter über alle Berge sind.
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