Wolfenbüttel. Das Klima ist im Wandel und bringt Veränderungen mit sich. Wetterextreme werden immer mehr zunehmen. Auch hier in Wolfenbüttel. Der ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke zeigte am Montagabend bei einem Vortrag in der Lindenhalle auf, was uns in den nächsten Jahren wohl erwarten wird und warum wir die Oker dabei als Geschenk betrachten sollten.
Die Stadt Wolfenbüttel hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen. Man wollte den Bürgern die Möglichkeit bieten, ein detaillierteres Bild zum Klimaschutz zu entwickeln, um gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu gestalten. So sollte dieser Abend auch als Netzwerktreffen dienen. Zahlreiche Interessierte folgten der Einladung. Unter ihnen zahlreiche bekannte Vertreter aus der lokalen Wirtschaft, Politik und Verwaltung.
Statistik kann man vergessen
Es ist erst wenige Wochen her, da kämpften hunderte Einsatzkräfte gemeinsam mit Bürgern gegen das sogenannte Weihnachtshochwasser an. Ein Hochwasser, das vom Ausmaß her von der Stadtverwaltung irgendwo beim statistischen Wert HQ20 eingeordnet wird. Also eines, dass statistisch gesehen einmal in 20 Jahren auftritt. Doch: "Wir müssen uns von der Kommunikation der Jährlichkeiten verabschieden", mahnt der Meteorologe Karsten Schwanke. Die Mathematik hinter der Berechnung könne man nur in einer Welt anwenden, die sich nicht verändert. Man möge die Einordnung vergessen.
Dass sich das Klima in der Welt verändert, veranschaulichte der Experte, der sonst im Fernsehprogramm der ARD den Zuschauern das Wetter erklärt, anhand zahlreicher grafischer Analysen. Die Behauptung von Klimawandelleugnern, dass sich das Klima seit je her verändere, bestätigte er, zeigte aber zeitgleich auf, dass das Tempo der Veränderung nie so schnell und die Kurve des Temperaturanstiegs nie so steil war, wie jetzt. Schwanke rechnet, dass in Deutschland noch vor dem Jahr 2050 Temperaturwerte von 45 Grad Celsius im Schatten gemessen werden. Der bisherige Rekord liegt bei 41,2 Grad in Nordrhein-Westfalen. In Braunschweig sei die Temperatur in den letzten 60 Jahren im Mittel um 4,5 Grad Celsius gestiegen. Das habe die Auswertung von Daten einer dortigen Wetterstation gezeigt.
Innerhalb von 60 Jahren stiegen die Höchsttemperaturen in Braunschweig im Mittel um 4,5 Grad Celsius an. Foto: Werner Heise
Das hilft in Hitzeperioden
Wir müssen also davon ausgehen, dass wir uns auch in Wolfenbüttel langfristig auf Hitzeperioden einstellen müssen. Wie können wir uns darauf vorbereiten? Hier klärt Schwanke anhand eigener Messungen auf, dass sowohl Stadtgrün in Form von Bäumen, als auch Flüsse Temperaturen deutlich senken können. Unterschiede von zwischen 4 und 10 Grad Celsius habe man gemessen. Und hier hat Wolfenbüttel, die Stadt, die in einen Fluss gebaut wurde, einen Vorteil. "Die Oker ist das Geschenk der Natur für Ihre Stadt", sagt Schwanke und fügt hinzu: "Das ist die Kühlmaschine, die sie brauchen."
Auf Mallorca herrschen heißere Temperaturen. Hier kennt man den kühlenden Effekt von Stadtgrün. Foto: Werner Heise
Auch das Pflanzen neuer Bäume hält Schwanke für den richtigen Weg, allerdings nur, wenn man gleich mitdenke, wie man diese in langen Trockenphasen bewässern kann. Andernfalls ergebe dies keinen Sinn, denn die Trockenphasen im Sommer werden deutlich zunehmen und der Kühlungseffekt von Bäumen setze nur im grünen und nicht im vertrockneten Blattzustand ein. Eine weitere Erkenntnis des Abends.
Applaus für den Wetterexperten Karsten Schwanke. Die Klima-Veranstaltung in der Lindenhalle war gut besucht. Foto: Werner Heise
Informativ und kurzweilig war diese Klimaveranstaltung der Stadt, die die Besucher nach Ende des Vortrages tatsächlich zu Gesprächen und dem Austausch untereinander verleitete. Was davon bleibt, wird man an konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz messen müssen. Dass die Stadt Wolfenbüttel hier bereits engagiert aktiv ist, hatte Bürgermeister Ivica Lukanic (parteilos) ganz zu Beginn des Abends erklärt, auch dass man noch viel vor sich hat.
Stadtbaurat Klaus Benscheidt, Meteorologe Karsten Schwanke, Klimaschutzmanagerin Klara Krüger und Bürgermeister Ivica Lukanic freuen sich über das große Interesse. Foto: Werner Heise
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