Am Mittwoch, den 17. April, trafen sich 20 Persönlichkeiten zu einem Round Table im Haus der Wissenschaft in Braunschweig, um Hürden und Fördermöglichkeiten von Unternehmensgründungen durch Frauen zu diskutieren. „Gründungen von innovativen, wissensintensiven Unternehmen sind die Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung und Prosperitätssicherung in der Wissensgesellschaft. Wir können auf das hohe unternehmerische Potential von Frauen nicht verzichten“, bringt Professor Dr. Reza Asghari, Leiter des Entrepreneurship Center und Initiator des Round Table das Problem auf den Punkt und stellt die zentrale Frage: „Frauen haben hoch-innovative Ideen und wollen gründen, müssen dafür aber oftmals größere Widerstände überwinden als Männer. Was können wir tun, Unternehmensgründungen von Frauen besser zu fördern?“
Mit einer Beschreibung des Status Quo eröffnete Jörg Saathoff, Leiter der Technologie-Transferstelle der TU Braunschweig, die Gesprächsrunde. „Die Zusammenarbeit der TU Braunschweig und der Ostfalia Hochschule in der Gründungsförderung hat sich etabliert und die Anzahl der Gründungen aus der Hochschule sind deutlich gestiegen. Aber: Leider gründen immer noch verhältnismäßig wenig Frauen.“ Als Einstieg in die Diskussion, moderiert von Dr. Karen Oltersdorf, Geschäftsführerin „Haus der Wissenschaft“, gab es drei Impuls-Statements:
Prof. Dr. Corinna Barth, Professur für Gender, Technik und Mobilität an der TU Braunschweig:
„Es geht nicht nur darum, Frauen zu qualifizieren und zu coachen, um vermeintliche Defizite auszugleichen, sondern es müssen auch die Strukturen verändert werden. Der Blickwinkel muss sich erweitern. So darf es zum Beispiel nicht heißen ‚Freizeitgründungen für Frauen‘, sondern ‚Teilzeitgründungen für alle‘!“
Maria Ahola, Gründerin und CEO der „SCHWARZHIRSCH Kreativagentur“, vierfache Mutter:
„Frauen sollten Frauen bleiben und sich nicht mit dunklem Anzug und weißer Bluse als Mann verkleiden. Frauen müssen durch fachliche Kompetenz überzeugen. Wir müssen mehr Frauen in die MINT-Fächer bringen. Und Frauen müssen ihre eigenen Netzwerke aufbauen!“
Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz, Professur für Wirtschaftsinformatik an der TU Braunschweig:
„Wir sind in einer leistungsorientierten und auf Großkonzernen fixierten Gesellschaft aufgewachsen. Doch die Märkte ändern sich. Familienstrukturen ändern sich. Wir wandeln uns immer mehr zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Warum muss ein Unternehmen immer hunderte von Mitarbeitern haben? Nicht die Frauen müssen sich ändern, sondern die Strukturen!“
Angeregt durch die Impuls-Statements entbrannte eine lebhafte und spannende Diskussion. Die wichtigsten Ergebnisse: Man muss verstärkt die Medien nutzen, um das bisher eher negativ besetzte Rollenbild der Unternehmerin in den Köpfen zu verändern und neue Vorbilder zu schaffen. Man darf nicht an den klassischen Vokabeln festhalten und muss neue Strukturen nutzen. Teilzeitstudiengänge, die ursprünglich für die bessere Vereinbarkeit von Studium und Familie eingerichtet wurden, sollten zum Beispiel als guter Weg für Frauen und Männer vermarktet werden, die sich schon neben dem Studium ein eigenes Unternehmen aufbauen wollen. Auch müssen Innovationsräume geschaffen werden, damit Schulkinder und Studierende die Möglichkeit haben, ihre Stärken selbst zu entdecken. Ganz wichtig: Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, um die gründungsmotivierten Frauen besser erreichen zu können. Die vielen guten Ideen, die in der Diskussionsrunde entstanden, sollen weiterentwickelt und in einem Folgetreffen zusammengebracht und konkretisiert werden.
Teilnehmer des Round Table „Wir gründen Frauen?“:
Moderation: Dr. Karen Oltersdorf, Geschäftsführerin „Haus der Wissenschaft“
Prof. Dr. Rosemarie Karger, Vizepräsidentin für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer, Ostfalia Hochschule
Prof. Dr. Reza Asghari, Leiter des Entrepreneurship Center, Gemeinschaftsprofessur für Entrepreneurship der Ostfalia Hochschule und TU Braunschweig
Jörg Saathoff, Leiter der TechnologieTransfer-Stelle, TU Braunschweig
Prof. Dr. Corinna Bath, Professur für Gender, Technik und Mobilität, TU Braunschweig
Prof. Dr. Susanne Robra-Bissantz, Leiterin Institut für Wirtschaftsinformatik, TU Braunschweig
Maria Aloha, Gründerin und CEO der „SCHWARZHIRSCH Kreativagentur“
Cordula Miosga, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverband Braunschweig
Hildegard Eckhardt, Geschäftsführerin der eck*cellent IT GmbH
Janina Segatz, Gründerin des Startups „UnserKleiderschrank.de“
Christian Cordes, Leiter des Co-Working-Space „Schiller 40“ der Stadt Wolfsburg
Renate Gehrke, Gleichstellungsbeauftragte der Ostfalia Hochschule)
Dr. Manuela Hahn, Projektleiterin EXIST-IV an der TechnologieTransfer-Stelle der TU Braunschweig
Anika Düring, Projektleiterin EXIST-IV am Entrepreneurship Center
Sina Ciesielski, Gründercoach am Entrepreneurship Center
Erik Dancs, Gründercoach am Entrepreneurship Center
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