Wolfenbüttel. Gibt es in Zukunft noch genügend qualifizierte Pflegekräfte, um eine ausreichende Pflegeversorgung gewährleisten zu können? Diese Frage beschäftigt Deutschland besonders vor dem Hintergrund des demografischen Wandels schon länger. Aber wie sieht die Situation hier in Wolfenbüttel aus? Gibt es bereits einen spürbaren Mangel an ausgebildeten Pflegekräften? Und wie wird sich der Pflegeberuf in Zukunft verändern? Axel Burghardt, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Wolfenbüttel und Ralf Harmel, Pflegedirektor des Klinikums haben in einem Bürgerforum einen Einblick in die aktuelle Situation der Pflege in Wolfenbüttel gegeben.
"In der Regel wird ja über Pflege gesprochen und nicht mit der Pflege", so Ralf Harmel. Das sollte sich jetzt ändern. In einem Bürgergespräch in der CDU-Wählbar gab der Pflegedirektor des Klinikums gemeinsam mit Geschäftsführer Axel Burghardt einen Überblick über die Situation der Pflege im Wolfenbütteler Klinikum. "Wir ringen heute nicht mehr um Patienten, wir ringen um Personal". So bringt der Pflegedirektor die aktuelle Problematik auf den Punkt. Aber dennoch: "Wir können noch alle Plätze besetzen, die wir anbieten", so Ralf Harmel. Einen Mangel an qualifizierten Pflegekräften gebe es am Klinikum Wolfenbüttel deshalb noch nicht. Aber wie kommt es überhaupt zu der allgemeinen Problematik, dass es in Zukunft nicht mehr genügend Pflegekräfte geben könnte? "Es heißt oft, dass zu wenig ausgebildet wird. Aber das ist nicht wahr", erklärt der Pflegedirektor des Wolfenbütteler Klinikums. Das Problem sei eher, dass ausgebildete Pflegekräfte oft nicht mehr in der Pflege arbeiten würden, weil die strukturellen Bedingungen des Berufes nicht gut genug sind. Viele Pflegekräfte würden deshalb die Pflege verlassen, um beispielsweise bei Krankenkassen zu arbeiten. Das Ziel müsse es deshalb sein, die Rahmenbedingungen des Pflegeberufes entsprechend attraktiv zu gestalten, so Harmel.
Maßnahmen für gute Rahmenbedingungen
Um dies zu erreichen, habe das Klinikum Wolfenbüttel verschiedene Maßnahmen gestartet. In den letzten fünf Jahren seien in der Pflege beispielsweise 50 Vollzeitstellen mehr geschaffen worden, erklärte Ralf Harmel. So konnte ein "Springerpool" eingerichtet werden, der sich aus solchen Pflegekräften zusammensetzt, die auch auf anderen Stationen eingesetzt werden können, wenn kurzfristig jemand ausfällt. So könne sehr oft vermieden werden, dass Pflegekräfte, die eigentlich Urlaub haben, nun doch wieder einspringen müssen, so Harmel. Die Balance zwischen Freizeit und Beruf sei ein wichtiger Faktor, um den Beruf attraktiv zu machen. Im Klinikum Wolfenbüttel haben die Pflegekräfte außerdem auch die Möglichkeit bei der Neuanschaffung von Materialien oder bei Umbauten Einfluss zu nehmen, wenn dies Auswirkungen auf die Arbeit in der Pflege haben könnte, erklärte Harmel. "Das ist das Ergebnis, weil Mitarbeiter uns auch schon mal eine gelbe Karte gezeigt haben", so der Pflegedirektor, für solche Verbesserungen sei also der Dialog wichtig.
Pflege-Ausbildung in der Zukunft
Ralf Harmel warf außerdem einen kurzen Blick auf die Zukunft der Pflegeberufe, da es im Bereich der Ausbildung bald signifikante Änderungen geben soll. Bislang unterschiedliche Ausbildungen in der Pflege sollen dabei zusammengefasst werden, sodass es eine übergreifende Qualifikation in der Pflege gibt, mit der man in allen Bereichen und Altersklassen arbeiten kann. Innerhalb der Ausbildung soll es dann lediglich noch die Möglichkeit zu Spezialisierungen geben. Harmeln erklärte, dass durch diese Anpassung mehr Leute in die Pflegeberufe gelockt werden sollen, vor allem dadurch, dass die Ausbildung Schulgeld-frei gestaltet werden soll, was in der Ausbildung zur Altenpflege bislang nicht der Fall gewesen sei. Der Pflegedirektor des Klinikums befürchtet durch die Gesetzesänderung allerdings auch ein durcheinander der bestehenden Ausbildungssysteme, weil diese sich in Zukunft zusammenschließen müssen.
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