Wolfenbüttel. Zur Stärkung der Erinnerungskultur werden die weiterführenden Schulen, die sich in Trägerschaft der Stadt Wolfenbüttel befinden, künftig mit einem Zuschuss für Besichtigungen von KZ- Gedenkstätten unterstützt. Auf Initiative von Bürgermeister Ivica Lukanic hat der Rat in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch 15.000 Euro dafür im kommenden Haushalt einstimmig veranschlagt. Das berichtet die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung.
Erinnerungskultur, insbesondere im Kontext des Holocaust und des leider zunehmend wahrzunehmenden Antisemitismus, sei laut Stadtverwaltung von entscheidender Bedeutung für ein gemeinschaftliches Zusammenleben in wechselseitigem Respekt und Verständnis. In einer Zeit, in der Holocaust-Leugnung und Revisionismus an Boden gewinne, stelle die Erinnerungskultur sicher, dass die tatsächlichen historischen Ereignisse und ihre Ausmaße korrekt dargestellt und erinnert würden. Während der Holocaust einzigartig in seiner Grausamkeit und seinem Ausmaß sei, gebe es bedauerlicherweise immer noch Fälle von Diskriminierung, Vorurteilen und Völkermorden in der heutigen Welt; es sei sogar eine Zunahme dieser Fälle festzustellen. Der Besuch von Konzentrationslagern könne helfen, die Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen.
Ein warnendes Beispiel
„Die Erinnerung an die Gräueltaten des Holocaust dient als ständige Erinnerung an das, was passieren kann, wenn Hass, Vorurteile und Intoleranz von der Gesellschaft hingenommen werden und unkontrolliert wachsen. Es ist ein warnendes Beispiel dafür, welche Konsequenzen für Jedermann solche Ideologien haben können. Museen, Gedenkstätten oder Bildungsprogramme, dienen dazu, die Öffentlichkeit aufzuklären. Das kann helfen, Vorurteile und Unwissenheit, die oft zu antisemitischen Einstellungen führen, zu bekämpfen“, betont der Bürgermeister.
Durch die Hervorhebung der historischen Wurzeln und Manifestationen des Antisemitismus könne die Erinnerungskultur dazu beitragen, aktuelle Formen des Antisemitismus zu identifizieren und dagegen vorzugehen. Hierdurch könnten Parallelen zwischen historischem und modernem Antisemitismus aufgezeigt und das Bewusstsein dafür geschaffen beziehungsweise geschärft werden, dass Antisemitismus nicht nur ein Problem der Vergangenheit ist.
„Der Besuch von Konzentrationslagern durch junge Menschen stärkt deren historische Bildung. Es ist essenziell, dass junge Menschen die Geschichte kennen und verstehen. Konzentrationslager sind Orte, an denen die Gräueltaten des Holocaust und anderer Völkermorde materiell und räumlich fassbar werden. Sie bieten eine intensive und persönliche Erfahrung, die Bücher oder Filme oft nicht vermitteln können. Der physische Besuch kann tiefe emotionale Reaktionen hervorrufen und zum Innehalten und Nachdenken anregen. Hierzu ist insbesondere die Begleitung der Besichtigungen von Konzentrationslagern im schulischen Kontext wichtig und kann curricular begleitet junge Menschen dazu bringen, über Themen wie Menschenrechte, Toleranz und Empathie nachzudenken. Ein solcher Besuch ist ein kraftvolles pädagogisches Instrument, das über den traditionellen Unterricht hinausgeht“, sagt Lukanic.
Bewusstsein stärken
Durch das Verstehen und Fühlen der Konsequenzen von Extremismus, Rassismus und Antisemitismus würden junge Menschen motiviert, gegen solche Ideologien in ihrer eigenen Gemeinschaft vorzugehen. Das Verständnis dafür, wie demokratische Systeme in autoritäre und totalitäre Systeme umgewandelt werden können, könne junge Menschen dazu inspirieren, sich für demokratische Werte und Institutionen einzusetzen, und stärke die kritische Denkfähigkeit: Es ermögliche jungen Menschen, über Propaganda, Gruppendruck und die Folgen von Untätigkeit in Zeiten von Ungerechtigkeit nachzudenken und das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Solidarität und Empathie gegenüber Minderheiten und diskriminierten Gruppen zu stärken.
Für die fünf in städtischer Trägerschaft stehenden weiterführenden Schulen sollen in einem ersten Schritt jeweils im Umfang von zwei Fahrten pro Jahr die Kosten übernommen werden. Durch eigenes Engagement der Schulen beziehungsweise der schulischen Fördervereine könnte das Angebot ausgeweitet werden, so dass ein Anreiz entsteht, diese Besichtigungen auf möglichst viele Schülerinnen und Schüler auszuweiten. Das Programm soll vorerst für zwei Jahre angeboten und in Abstimmung mit den Schulen hinsichtlich einer Fortführung oder Anpassung für die Zukunft abgestimmt werden. Die Verwaltung wird zudem den Landkreis hinsichtlich der in seiner Trägerschaft stehenden weiterführenden Schulen am Standort Wolfenbüttel hierüber informieren.
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