Wolfenbüttel. Ein Wettbewerb, den das Jugendparlament Wolfenbüttel gemeinsam mit der Klimaschutzmanagerin der Stadt ins Leben gerufen hat, sorgt derzeit auf Social-Media für ungewöhnliche Beiträge. Die Schulklassen der Wolfenbütteler Schulen erhielten noch vor den Sommerferien Patentomaten, um in drei Kategorien gegeneinander anzutreten. Die Gewinner werden in den Herbstferien ermittelt. Hierüber berichtet die Stadt Wolfenbüttel in einer Pressemitteilung.
Die erste und wohl wichtigste Aufgabe der Schulklassen war es die Tomate als Gemeinschaftsaufgabe anzusehen und untereinander zu klären, wie die Pflanze über die Ferien überleben kann. Jede Tomate hat einen eigenen Namen bekommen. So werden Kleopatra, Vendetta oder auch Batman, Stitch und Gandalf irgendwo derzeit von Wolfenbütteler Schülerinnen und Schülern betreut.
Zusammenhalt der Klassen steigern
Für die Teilnahme am Wettbewerb posten kreative Nutzerinnen und Nutzer, wie Hermine_die_Tomate, Beiträge über Pflege, Aussehen oder lustige Settings. Das steigert nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch den Zusammenhalt der Klassen, sowie das soziale Miteinander der Schülerinnen und Schüler.
In Gesprächen über die Tomaten und deren Pflege erlernen die Schülerinnen und Schüler dabei mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Denn neben dem puren Gärtnern, werden gegebenenfalls biologische und chemische Fakten aufgegriffen (welchen Dünger braucht die Tomate?), digitale Medienarbeit gefördert (wie erreiche ich Aufmerksamkeit auf Social Media?), der Wettbewerbsgeist gestärkt (es locken drei attraktive Preise!) und nebenbei der Klimaschutz gestärkt.
Schon mehr als 140 Beiträge
Svea Neumann, die unter anderem die Social-Media-Aktivitäten der Stadt begleitet, zieht folgende Zwischenbilanz: „Derzeit gibt es schon mehr als 140 Beiträge von aktiven und weniger aktiven Tomaten-Pflanzen auf Instagram. Dabei wird fleißig geliked, einander gefolgt und es werden Follower gesammelt“, berichtet sie.
Coco, die auf die Nummer eins möchte, wurde zunächst per Bus in ihr neues Zuhause gebracht. Thomas‘ erste Tomate ist bereits gefallen und wurde gründlich vermessen. Während Pamela kräftig wächst und eine reiche Ernte zu erwarten scheint, ist Romeo in den Ferien stattdessen verreist. Picasso hingegen trotzte dem Regenwetter der letzten Wochen und schützte sich zugleich vor möglichen Krankheiten.
Auch Rathaus macht mit
Dabei ist Picasso auch auf TikTok aktiv und untermalt seine Posts mit Musik. Selbst auf Facebook wird dokumentiert, wie sich die Stadtbücherei um ihre Amelie kümmert. Auch das Rathaus zieht bei der Aktion mit, natürlich ohne Wertung. „Denn wir haben die übrig gebliebenen Tomaten den Rathausmitarbeitenden zur Verfügung gestellt und den Pflanzen somit eine zweite Chance gegeben“, so Svea Neumann.
Das zentrale Thema der Aktion ist die Selbstversorgung, welche im Klimaschutz ein grundlegendes Element ist. Dabei geht es beispielsweise darum, dass beim Anbau vor Ort Emissionen vermieden werden. Denn jedes im heimischen Garten angebaute Kilo Tomaten spart im Sommer durchschnittlich 600 Gramm CO2, wenn es dafür nicht aus Spanien importiert wurde.
Regionale Wertschöpfung stärken
Auch wird das Bewusstsein dafür geschärft, die regionale Wertschöpfung zu stärken und Versorgungssicherheit zu erzielen. Die Erkenntnis, dass die eher wärmeliebende Tomate auch bei uns recht einfach wächst, wenn auch nicht ganz so üppig wie in Spanien, lässt beispielsweise den Zusammenhang zu, dass Solaranlagen bei uns zwar etwas weniger effizient arbeiten als in Spanien, aber dennoch einen wichtigen Beitrag leisten können.
Denn jede hier geerntete Tomate oder erzeugte Kilowattstunde Strom müssen wir nicht importieren und das reduziert auch die Abhängigkeit von anderen Staaten. So hilft es dem Klimaschutz in der Gärtnerstadt Wolfenbüttel manchmal auch ganz klein anzufangen und Tomaten im Klassenzimmer zu züchten. Denn: „Wenn wir heute die richtigen Samen säen, werden wir sie morgen ernten können. Manchmal sind es die kreativen Ansätze, die es braucht, um den Stein ins Rollen zu bringen“, findet Klimaschutzmanagerin Klara Krüger.
Einstieg in ein bewussteres Konsumverhalten
Gerade Gärtnern und Ernten von Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ist für viele ein Einstieg in ein bewussteres Konsumverhalten in Hinblick auf regionale, saisonale oder biologisch erzeugte Lebensmittel. Der Klimaschutzbeitrag aus dem Bereich der Ernährung liegt im Durchschnitt bei 1,75 Tonnen CO2 pro Person. Wird ein klimafreundlicheres Kaufverhalten auch auf sonstige Konsumgüter ausgeweitet besteht ein CO2-Minderungspotential von rund 4,5 Tonnen CO2 pro Person. Das wiederum entspricht fast der Hälfte der Emissionen, die derzeit in Wolfenbüttel pro Person entstehen.
Um als Klasse einen der drei Hauptpreise zu gewinnen haben die Schülerinnen und Schüler der zukünftigen 8 bis 10. Klassen auch nach den Sommerferien noch Chancen. Denn neben dem kreativsten Post wird auch die größte (höchste) Pflanze sowie merkwürdigste Frucht prämiert. Auch eine optisch nicht perfekte Tomate schmeckt, liefert Vitamine und kann zu den Gewinnern zählen. Welche Klasse am Ende das Rennen machen wird, wird sich zeigen. Eines steht jedoch fest: Ein Zeichen für den Klimaschutz hat jede teilnehmende Klasse gesetzt.
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