Wolfenbüttel: "1933 und das Recht. Der Beitrag der Justiz zur Machtergreifung" - Ausstellung der Gedenkstätte der JVA


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„Schutzhaft“, „Heimtücke“, „Sondergerichte“: Gleich nach dem 30. Januar 1933 gingen die Nationalsozialisten mit allen Mitteln gegen ihre Gegner vor. Zahlreiche Gesetze und Verordnungen schufen dafür einen scheinlegalen Rahmen. Der demokratische Rechtsstaat mit seinen Grundrechten wurde zerstört. Antijüdische Maßnahmen bereiteten der rassistischen Vernichtungspolitik den Weg.

Die temporäre Ausstellung „1933 und das Recht“ erinnert an den 80. Jahrestag der Machtübertragung an Adolf Hitler und ihre Folgen. Sie lenkt den Blick auf die Rolle von Justiz und Verwaltung in der ersten Phase der nationalsozialistischen Herrschaft. „Die Nationalsozialisten nutzten die Instrumente des Staates, um das Recht der Weimarer Demokratie zu zerstören“, so der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, Dr. Habbo Knoch. „Und sie fanden dafür aktive Unterstützung unter Juristen, Beamten und anderen gesellschaftlichen Eliten – weit mehr, als sich Widerstand zeigte.“

In der Ausstellung wird die Rolle der Justiz in Gesetzgebung und Rechtsprechung in dieser Phase anhand von drei Bereichen dokumentiert: der Ausschaltung der politischen Gegner, der Ausschließung demokratischer und jüdischer Juristen sowie der Ausgrenzung durch das Erbgesundheitsgesetz.

Einzelne Fälle, die zugrundeliegenden Gesetze und juristischen Kommentare, Presseartikel sowie biographische Informationen machen anschaulich, wie viele Akteure und Instanzen beteiligt waren, um Gesetze zu Verfolgungszwecken und mit rassistischem Charakter zu erlassen, Verfahren zu ihrer Umsetzung zu entwickeln und die Rechtsprechung in den Dienst der Ziele des Nationalsozialismus und seiner Unterstützer zu stellen.

Anhand vieler Beispiele machen die ausgewählten Dokumente deutlich, wie Juristen, Beamte und andere gesellschaftliche Eliten bereits in der Anfangsphase des nationalsozialistischen Regimes aus eigenem Antrieb, willfährigem Diensteifer oder nicht hinterfragtem Beamtenethos die Zerstörung von Biographien und Menschenleben betrieben, unterstützten oder verwalteten.

Die Ausstellung wird am Dienstag, dem 5. März 2013, um 18.30 Uhr in der Kommisse, Kommiss-Straße 5, 38304 Wolfenbüttel, eröffnet. Sie wird dort vom 6. März bis 14. April 2013 täglich zwischen 11 und 17 Uhr zu sehen sein. Sonntags um 11 Uhr wird eine öffentliche Führung angeboten. Von Karfreitag bis Ostermontag ist die Ausstellung geschlossen. Führungen durch die Ausstellung werden für Schulklassen und anderen Gruppen angeboten. Bitte melden Sie sich möglichst frühzeitig unter Tel.: +49 (0) 5331 – 807-244 zwecks Terminabsprache.



Begleitprogramm 

Dienstag, 12.3.2013, 19.30 Uhr PD Dr. Habbo Knoch, Die Juristen und der Nationalsozialismus

Dienstag, 19.3.2013, 19.30 Uhr Dr. Peter Schulze, Ausschließung und Verfolgung jüdischer Juristen im OLG Bezirk Celle 1933–1945

Dienstag, 9.4.2013, 19.30 Uhr Dr. Thomas Kubetzky, „Wer erbkrank ist, kann durch chirurgischen Eingriff unfruchtbar gemacht werden …“. Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses

Sonntag, 14.4.2013, 11.00 Uhr Finissage


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