Wolfenbüttel: Ausbau der Ganztagsschulen: ja - Aber wohin geht die Reise für den Hort?

von Romy Marschall




Die Ganztagsschulen gelten als Mittel der Wahl, um die Leistungsdifferenz zwischen starken und schwachen Schülern abzubauen. Die Stadt Wolfenbüttel sieht sich bestätigt und will den Ausbau des Ganztagsbetriebs weiter forcieren, "sowohl quantitativ als auch qualitativ", teilte Stadtrat Thorsten Drahn in einer Stellungnahme zu den im Dezember veröffentlichten Ergebnissen der Grundschulstudien IGLU und TIMSS mit. Offen ist bislang die Frage, wie es mit den Horten weitergeht.


Vor rund einem Monat wurden die Ergebnisse der internationalen Vergleichsstudien Iglu (Lesen) und Timss (Mathematik und Naturwissenschaften) veröffentlicht und in den Medien breit diskutiert. Die deutschen Grundschüler liegen dabei im oberen Drittel beim internationalen Leistungsvergleich. Obwohl man so positiv abgeschnitten habe, gäbe es Handlungsbedarf, sagte der Präsident der Kulturministerkonferenz Ties Rabe im Dezember. Die Studie offenbarte, daß der Abstand zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schülern sich vergrößert hat. Nach Ansicht der Fachleute könnten hier "gebundene Ganztagsschulen" zum Abbau der Differenz beitragen. Kriterien einer solchen Ganztagsschule sind die Erstellung eines Konzeptes sowie ein für alle Schüler verpflichtendes Nachmittagsangebot an mindestens drei Tagen mit entsprechender Gliederung durch eine Mittagspause.

Die Stadt Wolfenbüttel sieht sich in der strategischen Ausrichtung ihrer Bildungspolitik bestätigt durch die Ergebnisse und investiert schon seit längerem in den Ausbau der Ganztagsschule und die kontinuierliche Entwicklung von Qualitätsstandards. Voraussichtlich 2014 werde auch die letzte der fünf in eigener Trägerschaft befindlichen Grundschulen im Kernbereich der Stadt auf den Ganztagsbetrieb umgestellt sein. Wir veröffentlichen hier eine Stellungnahme der Stadt, die Thorsten Drahn auf Nachfrage unserer Redaktion zu den Ergebnissen der Grundschulstudien abgegeben hat:
Die Ergebnisse der aktuellen Iglu- und TIMMS-Studie zeigen - verglichen mit den Leistungsniveau von 2001 bzw. 2007 - in einzelnen Bereichen  erfreulicherweise positive Ergebnisse. Ein wesentlicher Baustein für diese und die weitere Entwicklung ist auch aus Sicht der Stadt Wolfenbüttel der Auf- und Ausbau des Ganztagsbetriebs an den Grundschulen. Insbesondere die Hausaufgabenbetreuung in Kleingruppen sowie qualitativ hochwertige Nachmittagsangebote flankieren und ergänzen den Unterricht am Vormittag, was vor allem leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern und Kindern aus bildungsfernen Elternhäusern zugutekommt. Hier gilt es, nicht nachzulassen, sondern diesen Weg konsequent weiter zu gehen. Dadurch kann auch und vor allem dazu beigetragen werden, die sog. "Spitzengruppe" zu vergrößern und die "Risikogruppe" zu verkleinern, was klare Zielsetzung der Bildungspolitik in den kommenden Jahren sein muss.

Mit Blick auf die Ergebnisse der Studien haben  KMK-Präsident Ties Rabe und BMBF-Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen als eine der zentralen Herausforderungen bzw. bildungspolitische Folgerung Maßnahmen zur individuellen Förderung sowohl der leistungsstärksten als auch der leistungsschwächeren Kinder benannt und hier insbesondere eine noch stärkere und gezieltere Nutzung von Ganztagsangeboten für die individuelle Förderung als wichtigen Aspekt herausgestellt.  Dieser Herausforderung stellt sich die Stadt Wolfenbüttel als Schulträgerin. In den vergangenen drei Jahren wurden von den zehn Grundschulen in Wolfenbüttel bereits vier (Grundschule Harztorwall, Grundschule Karlstraße, Wilhelm-Busch-Grundschule und der Grundschulzweig der Wilhelm-Raabe-Schule) in den Ganztagsbetrieb überführt. Die Stadt hat diese Entwicklung ausdrücklich befürwortet und unterstützt den Ganztagsbetrieb an den einzelnen Schulstandorten mit einem Bündel von Leistungen - neben dem Einsatz von städtischem Personal und der Vornahme umfangreicher Baumaßnahmen wurden den vorgenannten Grundschulen bisher finanzielle Pauschalmittel in Höhe von knapp 300.000 Euro für die  Inventarisierung und Ausstattung zur Verfügung gestellt.

Der Ausbau des Ganztagsbetriebs wird an den Wolfenbütteler Grundschulen weiter forciert. Dieses gilt sowohl quantitativ für weitere Schulstandorte (die Grundschule Am Geitelplatz plant einen Einstieg in den Ganztagsbetrieb im Jahr 2014) als auch qualitativ für die Verbesserung und Ausweitung der Nachmittagsnagebote. Hier werden alle Akteure, die auf kommunaler Ebene für diesen Prozess Verantwortung tragen, weiterhin in enger Abstimmung zusammenarbeiten. Eine stärkere Unterstützung vom Bund und dem Land Niedersachsen wäre hierbei wünschenswert, damit die Ergebnisse der nächsten IGLU- und TIMMS-Studien noch erfreulicher ausfallen.

Mit dem Ausbau der Ganztagsschulen geht auch die Frage nach einer Auflösung oder Verlegung der Hortplätze einher. Im Rahmen der letzten Sitzung des Sozialausschusses, teilte Thorsten Drahn dazu mit, daß es bereits erste Verlegungen von Horten gegeben habe. So sei die Hortgruppe der KiTa Martin Luther in die Wilhelm-Busch-Grundschule "implementiert" worden und die Hortgruppe der KiTa Geibelstraße in der Wilhelm-Raabe-Grundschule "installiert".

Insgesamt müsse die Zusammenarbeit zwischen KiTa und Grundschule verbessert und die Zielstellung geklärt werden, machte Drahn deutlich: "wo wollen wir die Zielmarke setzen?" Es gelte Fragen des Qualitätsstandards zu klären, wolle man doch "die qualitativ hochwertige Arbeit der Kindergärten weiterhin erhalten". Zu Klären seien auch die Randstunden- und Ferienbetreuung.

Stadtrat Thorsten Drahn machte in diesem Zusammenhang auch auf einen Rechtsanspruch aufmerksam, den Eltern nutzen könnten. "Wer in einem Schulbezirk mit Halbtagsschule wohnhaft ist, hat einen rechtlichen Anspruch auf Schulwechsel, um das Kind an einer Ganztagsschule anmelden zu können." Umgekehrt gelte dies jedoch nicht, unterstrich der Stadtrat abschließend.

Derzeit läuft die Anmeldung für die Hortplätze in den Kindertagesstätten.


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