Wolfenbüttel: Bürgermeister Thomas Pink spricht von "Medienhetze" und fordert "Diskussionen direkt und auf Augenhöhe zu führen"

von Marc Angerstein


| Foto: Marc Angerstein



Da hat es Montagmorgen wohl gerumst, im Wolfenbütteler Rathaus, als der Hauptverwaltungsbeamte die aktuelle Medienlage in seiner Stadt rezipierte. Bürgermeister Thomas Pink, allgemein bekannt für seine klaren Worte, übt nun in ungewöhnlich scharfer Form Kritik an den Berichterstattungen der regionalen Print-Tageszeitung. In einer Erklärung, die unserer Redaktion vorliegt kritisiert er, dass unsere Kollegen dort nach seiner Wahrnehmung keine Gelegenheit auslassen, der Stadt Wolfenbüttel durch einseitige Berichterstattung Knüppel zwischen die Beine zu werfen und ständig negative Stimmungen zu schüren.

[image=5e1764f5785549ede64cd80e]Am 19. Juli wurde der umfassend sanierte Holzmarkt offiziell freigegeben (WolfenbüttelHeute.de berichtete) - eigentlich ein freudiger Anlass. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben sich an diesem Tag spontan sehr positiv über die neue Platzgestaltung geäußert, aber natürlich sind gestalterische Konzeptionen auch immer Fragen der persönlichen Empfindung. Dies sei auch aus Pinks Sicht mehr als legitim. Allerdings müsse nach seiner Auffassung, ganz klar darauf hingewiesen werden, dass hier mit den erfolgten Maßnahmen ein Ratsbeschluss, dem eine umfassende Bürgerbeteiligung voranging, umgesetzt wurde.

Nun unsachliche, gar in Häme und Boshaftigkeit ausartende Kritik zu üben sei weder unserer Stadt, noch den Menschen, die sich aktiv hier einbringen dienlich, meint der Hauptverwaltungsbeamte. Im Kreuzfeuer stehe natürlich in erster Linie er selbst: Bürgermeister Thomas Pink.


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Bürgermeister Thomas Pink. Foto: Marc Angerstein)


 „Ich bin mir bewusst, dass ich als Inhaber dieses Amtes einiges aushalten muss. Dies war mir auch klar, als ich 2006 zur Wahl angetreten bin. Persönlich komme ich auch gut damit zurecht. Wenn jedoch Entscheidungsträger und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ständiger Medienhetze ausgesetzt sind, dann betrachte ich es auch als meine Pflicht, mich für diese Kolleginnen und Kollegen aktiv einzusetzen."


Bürgermeister Thomas Pink

Die regionale Print-Tageszeitung veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom Montag, 23. Juli auf der Seite L33 "Auszüge" von insgesamt neun Kommentaren, die deren Leser in einem Online-Angebot des Verlages abgaben. Acht davon waren Negativ-Meinungen zum Holzmarkt.

Offenbar kritisiert der Bürgermeister die "Medienmacht der Auswahl" und hätte sich wohl eher eine ausgewogene Auswahl von Leser-Kommentaren gewünscht. Denn es sind ja auch im Web-Zeitalter immer noch Menschen, die einem Pressecodex und der damit einhergehenden journalistischen Sorgfaltspflicht unterliegen.


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Bürgermeister Thomas Pink im Gespräch mit interessierten Bürgern. Foto:


Es kann nicht sein, dass in der örtlichen Tageszeitung meiner Wahrnehmung nach keine Gelegenheit ausgelassen wird, der Stadt Wolfenbüttel durch einseitige Berichterstattung Knüppel zwischen die Beine zu werfen und ständig negative Stimmungen zu schüren. Den dort selbstgestellten Anspruch der Überparteilichkeit habe ich jedenfalls schon länger nicht mehr feststellen können. Hinzu kommt seit einiger Zeit die Möglichkeit der anonymen Online-Kommentierung, wo im Schutze der Anonymität sachfremde und zum Teil auch beleidigende Online-Kommentare ungefiltert den Weg in die Öffentlichkeit finden. Kein Thema ist Schreibern, die sich hinter so sinnfreien Bezeichnungen wie „Provinzler“, „Gast“, „Enttäuschung“ etc. verbergen, zu unwichtig, um es nicht kräftig durch den Kakao zu ziehen. Diese effekthascherische  Form der Berichterstattung geschieht offensichtlich bewusst und mit Billigung des Plattformbetreibers, der es sich nicht nehmen lässt, einige dieser fragwürdigen Kommentare in schöner Regelmäßigkeit auch noch über die Tageszeitung zu veröffentlichen, damit diese Gehässigkeiten auch diejenigen verfolgen können, die noch keinen Internetanschluss besitzen.“


Bürgermeister Thomas Pink

Pink nimmt kein (Zeitungs-) Blatt vor den Mund - jetzt redet er Tacheles




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Bürgermeister Thomas Pink ist ein Freund von Bürgerbeteiligung. Foto:


„Auf der anderen Seite kontrolliert dieselbe Zeitung jeden noch so harmlosen Leserbrief auf seine Urheberschaft, was ich übrigens absolut richtig weil verantwortungsbewusst finde. Dennoch wird hier meiner Bewertung nach mit zweierlei Maß gemessen. Für die Zukunft wünsche ich mir daher nicht nur als Bürgermeister unserer schönen Stadt, sondern auch als waschechter Wolfenbütteler eine Rückkehr zu sachlicher Kommunikation und appelliere an alle anonymen Kritiker, sich bitte aus ihrer Deckung zu begeben und sich aktiv in unser Gemeinwesen einzubringen, wenn sie den Schneid dazu haben.“


Bürgermeister Thomas Pink

Pink verweist in diesem Zusammenhang nochmals auf seine kürzlich eingerichtete Diskussionsplattform „direktzu...Thomas Pink“, über die unter externer und neutraler Moderation wichtige Themen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger transportiert werden und auf diesem demokratischen Wege in die politischen Beratungen und Entscheidungen einfließen können.

Kommunalpolitiker zeigen sich von der Holzmarkt-Kritik überrascht


Heute nun berichtet, die regionale Print-Tageszeitung nach einer Statement-Abfrage unter führenden Kommunalpolitikern, dass diese, die ihnen durch die gleiche Zeitung bekannt gemachte Kritik, überraschen würde. Statements, die vielleicht niemand abgefragt hätte, wenn die Kommentare zuvor ausgewogener veröffentlicht worden wären. Wird so vielleicht ein Sommerloch kreativ gefüllt?

[image=5e1764f6785549ede64cd82a]„Ich bin deshalb sehr froh darüber, dass mit dem Wolfenbütteler Schaufenster als Wochenzeitung und der Online-Zeitung Wolfenbüttel Heute.de zwei Medien existieren, die sich ihrer hohen journalistischen Verantwortung bewusst sind und sich daher mehr als berechtigt einer weitaus größeren Zahl an Leserinnen und Lesern erfreuen, als es der Konkurrenz lieb sein dürfte“.


Bürgermeister Thomas Pink

Eine von uns durchgeführte und veröffentlichte spontane Umfrage unter Passanten direkt nach dem offiziellen Einweihungsakt am Holzmarkt ergab übrigens ein ganz anderes (und natürlich auch nicht repräsentatives) Bild: Sieben von insgesamt sieben Befragten fanden durchweg positive Worte zum neugestalteten Holzmarkt. Alle sieben Meinungen wurden veröffentlicht, ohne Auswahl. Zugegeben: Meinungen, die natürlich im Dialog mit unserer Redakteurin gegeben worden sind, mit Klarnamen und Foto. Da kann sich dann niemand hinter einem Pseudonym verstecken. Vielleicht gab es auch deshalb nur positive Meinungen..

Der Fairnesshalber sei noch angemerkt, dass auch WolfenbüttelHeute.de Leser-Kommentare unter Pseudonym veröffentlicht. Wir legen dabei aber inhaltliche Maßstäbe an und filtern unsachliche oder beleidigende Kommentare aus. Solche erreichen uns allerdings in der Mehrzahl. Und es werden immer mehr. Leider. Bereits jetzt hunderte Kommentare, die nicht veröffentlicht worden sind...

Unsere aktuelle Berichterstattung zum Thema "Holzmarkt" seit dem 19. Juli in chronologischer Reihenfolge:


Wolfenbüttel: Holzmarkt wieder freigegeben – Pink: “ Endlich sind wir auch auf dem Holzmarkt zu Hause”


Wolfenbüttel: …und wie gefällt Ihnen der neue Holzmarkt?


LeserMeinung: “Holzmarkt mit standorttypischer Vielfalt für Bienen und Hummeln?”


Wolfenbüttel: Blumen für das Gärtnerpaar


Wolfenbüttel: Nach Holzmarkt-Umgestaltung sollen historische Okerkanäle wieder erlebbar werden


LeserMeinung: “Noch nie so viele Menschen auf dem Holzmarkt gesehen”


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