Für die Liebe nahm die Ost-Berlinerin Regina Albrecht einiges in Kauf. Nachdem sie sich in einen West-Berliner Studenten verliebte, sehnte sie sich nach Freiheit. Freiheit, die es für die junge Frau nicht gab - denn sie war Bürgerin der ehemaligen DDR. Für die Freiheit und für die Liebe flüchtete die junge Frau aus der ungeliebten Heimat. Ihre Erfahrungen, wie sie von der Stasi sie ausspioniert wurde, wie ihr unbändiger Wunsch nach Freiheit wuchs und wie ihr letztendlich die Flucht in den Westen gelang, erzählte sie heute den Schülern des Gymnasium im Schloss.
Regina Albrecht erzählt die Geschichte ihrer DDR-Flucht ( Foto: Anke Donner)
Sie ist 1949 in Ost-Berlin geboren und erlebte die Entstehung der Deutschen Demokratischen Republik als Kind. Als junge Frau wurde für sie diese Grenze zwischen Ost und West zu einer schier unüberwindbaren Hürde. Damals, im Jahr 1967, als sie sich in den jungen West-Berliner Eckart kennen und lieben lernte. Für ihn wurde sie zum Ziel der Staatssicherheit, für ihn ließ sie alles hinter sich und flüchtete 1971 aus der DDR über Bukarest nach Österreich und dann nach Deutschland.
Über viele Jahre hinweg hielt sie vor ihrer Flucht immer den Kontakt zu ihrem Freund in West-Berlin. Zuerst trafen sich die Verliebten regelmäßig in Ost-Berlin. Dann wurde sehr schnell die Stasi auf das Paar aufmerksam und unterband den Kontakt vollkommen. Nun ging der Kontakt über die Großmutter der jungen Ostberlinerin und später über die Schwester von Eckart Albrecht. Im Februar 1971 wurde der erste Fluchtversuch durch einen Tunnel, vereitelt. Erst beim zweiten Mal klappte die Flucht. Im umgebauten Tank eines Autos konnte sie über die Grenze gelangen.
12.000 Mark kostete das junge Paar damals die Flucht durch einen Fluchthelfer aus der DDR. Viel Geld für zwei Studenten. Aber sie trafen auf einen menschlichen Helfer, der nicht nur das Geld sah, sondern helfen wollte. Er bot ihnen eine Ratenzahlung an, wenn die Flucht gelingen würde. nieFür 12.000 Mark in die Freiheit.
Der heute 63-jährigen ist die Aufregung und Angst der damaligen Flucht während ihrer Erzählungen anzumerken. Immer wieder sucht sie den Blick ihres Mannes, der zwischen den Schülern sitzt. Sie und Eckart Albrecht heirateten 1972 und haben heute drei Söhne.
Ihre Erfahrungen hat Regina Albrecht in einem Buch niedergeschrieben. Der Titel "Nur 180 Meter" bringt die damals so geringe Entfernung zwischen dem verliebten Paar zum Ausdruck. "Nur 180 Meter lagen zwischen uns und doch konnten wir nicht zu einander finden", erzählt Regina Albrecht.
Die Schülern des 10. Jahrgangs des Gymnasiums im Schloß konnten im Anschluss der Erzählungen von Regina Albrecht ihre Fragen stellen. "Es war sehr schlimm, alles zurück zu lassen. Meine Familie, meine Freunde. Ich hatte sehr lange keinen Kontakt zu ihnen. Das war sehr schlimm", beantwortet sie die Frage nach Heimweh und Sehnsucht.
Regina Albrecht möchte den Schülern nur eins mit auf den Weg geben. "Bleiben sie wachsam und vergessen sie nie, dass es einst diese Zeit gab."
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