Wolfenbüttel: Faust feierte Premiere - 19-Jähriger schrieb Musical

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Der 19-jährige Maximilian Reinhard komponierte sein eigenes Musical. Foto: Werner Heise



Was hat man zu erwarten, wenn ein 19-jähriger Junge ein Musical geschrieben hat? Die Antwort auf diese Frage gab der Wolfenbütteler Maximilian Reinhard, eben jener Junge, bevor er sie stellte. Im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes an der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel erarbeitete er eigenständig von der Komposition bis zur bühnenreifen Organisation das gut zweistündige Musical "Faust". Samstagabend feierte er mit der auf Goethes Klassiker basierenden Geschichte in einer konzertanten Erstaufführung in der Akademie Premiere.


"Alles, was Sie heute Abend erleben und fühlen, hat Maximilian Reinhard entschieden und umgesetzt. Dies bedarf einer enormen kreativen Leistung", schickte Johann-Friedrich Graf Brockdorff-Dallwitz, Geschäftsführer der Landesmusikakademie, in seiner Begrüßung an den vollbesetzten Saal voraus.

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Ein Live-Orchester begleitete das Musical "Faust". Foto: Werner Heise



Ein elfköpfiges Orchester, das von Reinhard selbst dirigiert wurde, ließ die Melodien des Stückes erklingen. Gesanglich wurden diese von Solisten und einem Ensemble ausgefüllt. Alle Beteiligten hatten sich nach einem Aufruf des 19-jährigen zusammengefunden und 22 Titel, ein vollumfängliches Musical, in lediglich zweieinhalb Monaten erlernt.

Pianist verzauberte


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Christina Maria Behme überzeugte gesanglich in Faust. Foto: Werner Heise



Besonders Christina Maria Behme überzeugte dabei gesanglich in ihrer Rolle als Gretchen, Fausts Geliebte, ebenso wie Felix Tippner einen am Flügel in der melodischen Komposition "Pas de deux" verzauberte. Sämtliche Chorstücke bewiesen Stärke, wobei besonders die "Walpurgisnacht" hervorzuheben ist. Und wie jedes gute Musical verfügt auch "Faust" über Ohrwurmlieder, die dem Publikum lange im Kopf bleiben werden. Hierzu gehören die Melodien von "Auerbachs Keller" und "Grenzen der Wissenschaft", wobei sich letztere wie ein roter Faden durch das Stück zieht.

Die Tücken der Technik


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Stehende Ovationen für "Faust". Foto: Werner Heise



Die Tücken der Technik und die Abmischung von Musikern und Sängern machten es an diesem Abend leider schwer dem Stück in Gänze zu folgen. Die Liedtexte waren dadurch teilweise unverständlich und die Musik klang stellenweise unharmonisch. Doch trotz Kritik muss man das betrachten, was dahinter steht. Und so war es das Publikum, das die Leistung durch stehende Ovationen und der Forderung einer Zugabe honorierte.

Johann-Friedrich Graf Brockdorff-Dallwitz bewertete es als "eine schwere Herausforderung und eine große, kreative Leistung, ein solches Stück auf die Bühne zu bringen." Musikalisch gesehen sei es "eine gute Leistung" gewesen.

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Maximilian Reinhard zeigt sich nach der Premiere von Faust "überglücklich". Foto: Werner Heise


Faust gehört nicht in die Schublade


Maximilian Reinhard selbst zeigte sich nach der Premiere "überglücklich" und voller "Stolz auf die gesamte Gruppe." In seiner Abschlussrede stellte er eben jene Eingangsfrage, was man zu erwarten habe, wenn ein 19-jähriger Junge ein Musical schreibt und dankte dem Publikum, das jungen Musikern eine Chance gibt sich auszuprobieren. Er selbst wird sich jetzt erst einmal den Mitschnitt der Aufführung anhören, das Stück dann zur Seite legen und zu späterer Zeit überarbeiten. Für den 19-jährigen steht erst einmal seine in Kürze beginnende Ausbildung als Musical-Darsteller an der Stage School in Hamburg an.

Reinhards "Faust" hat mit dem ausstehenden Schliff an Feinheiten und der Weiterentwicklung der szenischen Umsetzung das große Potential im deutschen reisenden Musiktheater Einzug zu halten und darf keinesfalls für längere Zeit in einer Schublade liegen bleiben.


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