Von außen lässt sich nicht erahnen, was unter den Häusern schlummert Foto:
Damit hatte Michael Flak selber nicht gerechnet, als er vor gut zwei Wochen das Haus in der Wolfenbütteler Marktstraße 1-3 (Einrichtungshaus Müller) kaufte. Unter dem Gebäudekomplex entdeckte der erstaunte Grundstücksbesitzer einen Eiskeller von über 300 Quadratmeter Größe.
Michael Flak und Nina Heptner bei der Besichtigung des Eiskellers Foto: Anke Donner)
Seine erstaunliche Entdeckung teilte er umgehend unserer Online-Zeitung mit und führte uns, gemeinsam mit Wolfenbüttels Citymanagerin Nina Heptner, durch das Gewölbe. Der ehemalige Eiskeller erstreckt sich unterirdisch auf über 300 Quadratmeter, ist fünf Meter hoch und war vermutlich Teil der einstigen Wolfenbütteler Brauerei "Germania" von Friedrich Westphal. Der Bierbraumeister gründete um 1870 die Brauerei auf dem Grundstück nahe der Oker. Michael Flak war derart begeistert und verwundert über seinen "Fund", dass er sogleich recherchierte. "Möglicherweise wurde das Gebäude von Otto Schweinhagen, einem Kreismauermeister, errichtet. Selbiger baute auch das Haus der heutigen Rechtsanwaltskanzlei Kapahnke, Roßa, Selle und Schmidt auf dem neuen Weg", erzählt der Wolfenbütteler.
Und die Geschichte geht noch weiter. Bei der Begehung durch die unterirdischen Gänge und Räume erzählt Michael Flak, was er noch so alles über das Gebäude heraus gefunden hat. "Wir haben wahrscheinlich noch gar nicht alle Gänge freigelegt und entdeckt. Wenn meine Recherchen zutreffen, könnten sich die Gänge sogar bis hin zur nahe gelegenen Oker ziehen. Denn von dort wurden die Eisblöcke durch die Gänge und Rutschen in den Keller transportiert", erklärt er und zeigt dabei auf die Schächte, durch die die Eisblöcke in den Keller gelangten. Es sei auch nicht unwahrscheinlich, dass sich die Gänge unter dem gesamten Grundstück erstrecken. Dies sei aber vorerst reine Spekulation und müsse noch genau untersucht werden.
Mittels einer solchen Rutsche wurden die Eisblöcke in den Keller transportiert Foto: Anke Donner
Der Verdacht, dass längst noch nicht alle Gewölbekeller entdeckt wurden, kommt nicht von ungefähr. "In den Mauern sieht man ganz deutlich die Torbögen weiterer Türen, die einst zugemauert wurden." Das bestätigten auch die Damen und Herren vom Denkmalschutz, die sich das ungewöhnliche Bauwerk bereits vor einigen Tagen angesehen haben. "Die waren wirklich beeindruckt von diesem Gewölbe", erklärt Michael Flak weiter.
Auch Nina Heptner ist begeistert und erstaunt über das unterirdische Schmuckstück und gerät sofort ins Schwärmen und Planen. "Hier steckt unwahrscheinlich viel Potential drin. Man könnte hier so eine Art Erlebnis-Gastronomie entstehen lassen. Mit Live-Musik, gutem Essen und einer Bar in tollen Ambiente. Die Räume schreien förmlich danach", erzählt sie euphorisch. Und auch Michael Flak lässt sich schnell anstecken und schon lassen Besitzer und Citymanagerin ihrer Fantasie freien Lauf.
Michael Flak könnte sich im hinteren Bereich ein Cafe mit Blick auf die Oker vorstellen Foto: Anke Donner)
Auf dem weitläufigen Grundstück geht das Planen gleich weiter. Viele der Nebengebäude werden abgerissen, der Rest soll umgebaut werden. "Ich habe von den mangelnden Studentenunterbringungen gelesen und würde einen Teil der 1100 Quadratmeter gerne sanieren und dann als Studentenwohnheim vermieten", erzählt Flak. Den hinteren, an die Oker grenzenden Bereich, kann er sich gut als Café vorstellen. "Mit einer großen Terrasse direkt an der Oker", schwärmt er. Nina Heptner ist sofort Feuer und Flamme von den Ideen des Grundstücksbesitzers.
"Das wäre toll", sagt sie begeistert. "Etwas für junge und junggebliebene Leute, sowas fehlt uns noch in Wolfenbüttel."
Das griechische Restaurant bleibt in dem Gebäude. "Ich sehe keinen Grund, warum das Restaurant nicht bleiben sollte", versichert Flak.
Natürlich ist solch eine Sanierung sehr kostspielig. "Meine Architektin hat die Umbaumaßnahmen mit gut einer Million Euro veranschlagt. Aber wir wissen ja, dass nach oben hin immer keine Grenzen gesetzt sind", gibt Michael Flak zu bedenken. "Außerdem ist die Sanierung solcher Gebäude immer mit hohen Auflagen behaftet. Besonders dann, wenn die Gebäude denkmalgeschützt sind."
Hier hofft der Immobilienbesitzer auf die Unterstützung der Stadt Wolfenbüttel und auf eine mögliche Lockerung der Satzung. "Ich möchte gerne etwas neues entstehen lassen und investiere hier viel Geld, Zeit und Leidenschaft. Es wäre schade, wenn es einem Auflagen erschweren, seine Ideen und Träume zu verwirklichen", verrät er zwinkernd.
Bis zum Wintersemester 2013 möchte Flak die Wohnungen für die Studenten fertigstellen. "Die restlichen Bauarbeiten werden wohl zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen", schätzt er.
Wir sind gespannt, ob Michael Flak noch weitere, geheimnisvolle Gänge entdeckt und werden für unsere Leser weiterhin berichten.
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