Wie es aussieht, wenn ein 19-jähriger ein Musical schreibt, berichteten wir bereits. Wie es aussieht, wenn Schüler ein Theaterstück schreiben, zeigte die Klasse 9KU des Gymnasiums im Schloß mit dem Stück "MIA - Macht Ist Ansichtssache".
Die Produzenten entscheiden, wie das Programm läuft Foto:
Der Theatersaal im Gymnasium im Schloß war bis auf den letzten Platz gefüllt, als die ersten Darsteller vor die Bühne traten und die Einleitung zum Stück „MIA – Macht Ist Ansichtssache“ gaben. Das selbst geschriebene Stück der Schüler spielt im Jahr 2063 und erzählt, wie weit die Technologie in 50 Jahren fortgeschritten sein könnte. Denn dann könnten die „Produzenten der Show“ eine Fernsehserie und ihre Schauspieler ganz nach belieben dirigieren und manipulieren. Wie das aussehen würde, veranschaulichen die Schüler in ihrem Stück.
Macht ist Ansichtssache – das Leben lässt sich nicht steuern“
Und was mit viel Witz und Humor inszeniert wurde, hatte doch eine ganz ernste Aussage. Was die Darsteller ausdrücken wollen: Macht ist herrlich, kann aber auch manchmal schief gehen. Nie sollte man seine Macht unterschätzen.
Die Schüler der Klasse 9 KU schrieben ihr Stück selber Foto:
Gesteuert werden die Figuren durch die vier Produzenten der Show die via Mausklick entscheiden, welche Richtung das Spiel einschlagen soll. Im harmlosen Schwierigkeitsgrad, „leichter Modus“, wird es den Dirigenten schnell langweilig und sie wechseln in den „schwierigen Modus“. Nun läuft das ganze Spiel aus dem Ruder.
So artet eine, von den „Produzenten“, arglos inszenierte, feuchtfröhliche Party schnell in ein Besäufnis mit fatalem Ausgang aus. Die Idylle im Bayrischen Hotel wird schnell zur Bühne von Alkohol-Exzessen, Tot und Kriminalität. Was als harmlose Show begann, endet mit der Erkenntnis: Macht ist Ansichtssache – das Leben lässt sich nicht steuern“. Weil Menschen nicht erkennen, wo ihre Macht ein Ende haben muss, endet ein scheinbar witziges Spiel in einem Drama.
Alles nur Fiktion?
Das Stück stellt viele Facetten des Lebens dar und schon während der Aufführung merkt der Zuschauer, mit was für einer Leidenschaft sich die Schüler in ihr Stück gestürzt haben. Und so absurd die Vorstellung vielleicht auch sein mag, dass wir in 50 Jahren nur noch Marionetten sind und Fernsehen eine andere Dimension bekommt, so ist es doch wiederum gar nicht so abwegig. Wer weiß schon, was in 50 Jahren ist? Die talentierten Schüler wissen zumindest schon heute, was auf zukommen könnte. Eindrucksvoll haben sie uns in eine Zukunft blicken lassen, die vielleicht so unwahrscheinlich gar nicht ist.
Die Zuschauer im Theatersaal brachen nach der Vorstellung in begeistertes Klatschen aus und feierten die Pemiere der Klasse gebührend. Anerkennendes Kopfnicken und lobende Worte für Schüler und Lehrer gab es nach der Vorstellung zur Genüge.
Ein Jahr am Stück gearbeitet
Malte Heidelberg, Sven Bode und Jürgen Hellert halfen der Klasse bei der Umsetzung Foto:
Die Schüler der Kunstprofil-Klasse 9 KU haben sich ein Jahr lang mit ihrem Stück auseinander gesetzt, es gemeinsam geschrieben und umgesetzt. Unterstützt wurden die Schüler dabei von ihren Lehrern Jürgen Hellert, Malte Heidelberg und Sven Bode, die mächtig stolz auf ihre Schützlinge waren.
Rührend war auch der Dank der Schüler, den sie ihren Lehrern und Unterstützern aussprachen. Mit Blumen und herzlichen Worten bedankten sie sich bei ihren Mentoren. Die Premiere heute war auch so etwas wie ein Abschied. Nach den Sommerferien wird sich die Klasse von Jürgen Hellert trennen müssen. Für den Lehrer beginnt ein neues Projekt, mit neuen Klassen und neuen Stücken. Mit Stolz und Wehmut sagte er nach der Vorstellung: „Ich bin gewaltig stolz auf meine Schüler. Obwohl ich das Stück schon so oft gesehen habe, liebe ich es, ihnen zu zuschauen. Es ist eine ganz, ganz tolle Klasse“, erzählte Jürgen Hellert stolz. Das ist wohl das schönste Kompliment, das eine Klasse von einem Lehrer hören kann.
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