Der Kreiselternrat Wolfenbüttel lud zu seiner heutigen Sitzung in der Großen Schule zum Thema Mobbing ein. Durch die Sitzung führte der Vorsitzende Michael Kyas, der unterstützend Erik Dancs, Religonspädagoge und Mediator, eingeladen hatte.
Dancs referierte eine halbe Stunde über Mobbing in Schulen und am Arbeitsplatz und gab den rund 20 Mitgliedern anschließend die Gelegenheit zur Diskussion.
"Mobbing ist leider immer noch ein großes Thema, besonders an Schulen. Die Kinder sind in ihrem Leben noch nicht gestärkt genug, um mit einer solchen Situation umzugehen", so Dancs. Daher sei es besonders wichtig, dass Eltern frühzeitig die Symptome erkennen und handeln. Oftmals sind Kinder verängstigt und vertrauen sich niemanden an. "Hier ist der Kontakt zwischen Eltern und Kindern sehr wichtig", schlussfolgert Michael Kyas.
Eric Danc informierte zum Thema "Mobbing in der Schule" Foto: Anke Donner)
Was man nach Dancs Meinung nach tun könnte, wenn es zu einer Mobbing-Situation kommt, erklärt der Fachmann so: "Das Problembewusstsein muss geschärft werden und Eltern müssen die Probleme der Kinder ernst nehmen und dann besonnen reagieren. Es nützt nichts wenn man da mit der Keule ran geht." Erik Dancs möchte damit vor vorschnellen Handlungen und Strafanzeigen warnen. "Sprechen sie mit dem Täter und forschen sie nach den Ursachen. Oft ist es mit einem klärenden Gespräch schon getan. Wenn alles nicht mehr hilft, dann geht der Weg nur über eine Anzeige."
Auch in den Schulen soll und kann dem Mobbing schon oft durch Aufklärung der Gar ausgemacht werden. Lehrer und Schüler müssen das Gespräch miteinander suchen und schon im Vorfeld ein gewaltfreies Klima schaffen. "Eine gute Möglichkeit wären "Konflikt-Lotsen", die Konflikte lösen und Ansprechpartner für verängstigte und gemobbte Schüler sein können", rät Dancs.
Am Auffälligsten sei laut Dancs, dass Mobbing häufig an Grundschulen und wenig an Gymnasien stattfindet. Zudem seien oft Kinder zwischen 7 und 15 Jahren betroffen. Sowohl als Opfer, als auch als Täter. Nicht selten endet Mobbing mit dem Suizid der Betroffenen. Der Gedanke sei besonders erschreckend, wenn man bedenkt, dass man über Kinder spricht.
Erik Dancs spricht auch das Thema "Cyber-Mobbing" an. "Im Internet ist die Anonymität groß, da werden schnell Gerüchte und Fotos verbreitet, die den Betroffenen oft keine Möglichkeit geben, zu handeln. Eine Studie hat ergeben, dass 8 Prozent der Lehrer und 20 Prozent der Schüler schon einmal über das Internet gemobbt wurden. Unwahrheiten und Hetzereien verbreiten sich in sozialen Netzwerken rasend schnell und können oft auch erst nach langer Zeit vom Betreiber gelöscht werden", erklärt er. Auch hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Eltern gefordert. Ist es erst einmal zu einer Mobbing-Attacke gekommen, gilt es Beweise zu sichern und gegebenenfalls eine Art Tagebuch zu führen, wann etwas passiert ist.
Eric Danc und Dr. Michael Kyas im Gespräch Foto: Anke Donner)
Der Vortrag von Erik Dancs ist auf großes Interesse gestoßen und gab Anlass zu Fragen, die ausführlich beantwortet und diskutiert wurden. Frank Oesterhelweg nahm ebenfalls an der Sitzung teil und konnte aus eigenen Erfahrungen berichten, wie es ist, Opfer einer Verleumdung zu sein. "Ich habe erst kürzlich am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man gemobbt und verleumdet wird. Man muss richtig reagieren. Erst die Daten sichern, wenn man etwas sichern kann, und sich dann an die Polizei wenden", erzählt Oesterhelweg.
Frank Oesterhelweg suchte den Weg zur Polizei und fand dort auch Hilfe. Ob seine Position und Persönlichkeit da eine Rolle gespielt hat, wurde die Frage gestellt. "Nein, das denke ich nicht. Jeder der dort Hilfe sucht, bekommt sie auch. Das hat nicht mit meiner Person zu tun", antwortete er.
Erik Dancs erwähnte bereits, das voreilige Schritte oft nicht nötig sind. Nur in einem Härtefall, nämlich dann wenn eine massive Bedrohung oder gar Körperverletzung vorliegt, sollte man rechtliche Hilfe suchen. "Das müssen die Eltern, oder Opfer, jedoch selber entscheiden", erklärt er.
Ab wann spricht man denn von Mobbing, gibt es einen Zeitrahmen, war eine weitere Frage.
"Früher gab es einmal so eine Richtlinie, die den Zeitraum umfasste, bis man man von akutem Mobbing sprach. Damals sagte man, nach einem halben Jahr ständigen bedrohen und terrorisieren, spricht man von Mobbing. Das ist natürlich Quatsch. Das liegt im Empfinden des Menschen. Der eine hält es ein halbes Jahr aus, der andere nur zwei Monate", so Dancs.
Das Gespräch mit dem Experten wurde noch weiterhin rege diskutiert und hinterfragt. Erik Dancs verwies am Ende seines Vortrages noch auf die Internetseite www.schauhin.de. Dort erfahren Eltern alles über den Umgang mit den neuen Medien und wie sie ihre Kinder schützen können.
mehr News aus Wolfenbüttel