Wolfenbüttel: Mittelstands-Vereinigung besichtigte neuen Magazinbau der Herzog August Bibliothek




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Karl-Michael Heß erklärt den MIT-Mitgliedern die Vorzüge der neuen Fassade. Foto:



Fast 70 Vertreter der MIT kamen im Bibliotheksquartier zusammen, um den neu errichteten Magazinbau an der Lessingstraße zu begutachten. Nachdem Holger Bormann, Vorstandsvorsitzender der MIT, die große Gruppe zur kulturhistorischen Besichtigungstour willkommen hieß, führte Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, Direktor der Herzog August Bibliothek, die Notwendigkeit des Magazinbaus aus.


„Vor 130 Jahren hat das Altgebäude der Herzog August Bibliothek (HAB), die Bibliotheca Augusta, die Rotunde als ehemaligen Bücherhort abgelöst“, berichtete der Direktor der HAB den interessierten Mitgliedern der Mittelstandsvereinigung.

Da nun auch die Kapazitäten der in den 1970er Jahren aufgrund von Platzmangel umgebauten Augusta an ihre Grenzen stießen, sei der Neubau eines Magazins erforderlich geworden. Auch die Bedingungen für die Vielzahl bedeutender Drucke und Folianten würden durch den modernen Neubau erheblich verbessert, erklärte Schmidt-Glintzer.

Während andere Länder eher dahin tendierten, zentrale Bibliotheksmagazine außerhalb zu errichten, liege die Attraktivität der Wolfenbütteler Forschungsstätte darin, dass die Bücher – direkt vor Ort liegend – in kurzer Zeit für den Nutzer einzusehen seien. Maximal eine Stunde betrage die Dauer, bis das gewünschte Werk im Lesesaal bereitliegt. „Dieser Komfort bleibt auch nach Indienstnahme des neuen Magazinbaus beibehalten“, betonte der Direktor der Herzog August Bibliothek, die von Gästen aus aller Welt frequentiert wird.

Die Kosten des Baus belaufen sich insgesamt auf acht Millionen Euro. Finanziert wird das Projekt durch das Land Niedersachsen. „Die Bausubstanz des Altgebäudes erfordert Handlungsbedarf“, verdeutlichte Diplom-Ingenieur Peter Herrmann, Leiter des Landesbaus vom Staatlichen Baumanagement Braunschweig. Auch der Brandschutz sei nicht mehr zeitgemäß. Zu diesem Zweck werden die Räume des neuen Magazins mit einer Löschanlage ausgestattet, die auf Kohlenstoffdioxidbasis funktioniert.

Während sich das Objekt mit Flachdach, das später begrünt werden soll, momentan in der Trocknungsphase befindet, spielen weitere Umbaugestaltungen noch Zukunftsmusik. „Geplant ist, das neue Magazin über ein Servicegebäude mit der Bibliotheca Augusta zu verbinden“, erläuterte Herrmann. In dieser Lesebrücke, für die der hintere Teil des Garten des Direktorhauses weichen muss, sollen zukünftig sowohl die Foto- als auch die Restaurierwerkstatt und Lesesäle untergebracht werden. Auch das Altgebäude, insbesondere das Treppenhaus, müsse saniert werden, führte Schmidt-Glintzer anstehende Projekte aus.

Für große Diskussionen sorgten bereits vor Baubeginn die äußere Gestaltung des Magazins. Lediglich fünf Prozent der gesamten Außenseite des Gebäudes wird Fensterfläche ausmachen. „Auch wenn es sich in erster Linie um einen funktionalen Bau handelt, spielt eine optisch ansprechende Gestaltung eine große Rolle“, meinte Herrmann. Ziel sei es, das Gebäude in das Gesamtbild des Bibliotheksquartiers harmonisch einzufügen. „Die Fassade wird aus hochqualitativem Natursteinmaterial gefertigt. Als Besonderheit werden schmale Stahlelemente einzelne rechteckige Flächen abgrenzen“, erklärte der Diplom-Ingenieur. Von außen an das Gebäude angebrachte Titel wie Judaica oder Theologica sollen zeigen, welche Buchbestandsgruppen sich im Inneren des jeweiligen Kubus verbergen.

„Hinter der Wahl der Art von Fassade stecken auch funktionale Aspekte. Sonnenstrahlen werden direkt reflektiert“, erklärte Karl-Michael Heß vom Staatlichen Baumanagement Braunschweig, der das Bauprojekt leitet. „Möglichst viele Bücher, so kompakt wie möglich, unterzubringen, lautete die Zielvorgabe“, so Heß. Das neue Magazin werde auf etwa 22.000 laufenden Regalmetern in Form von Rollregalen Platz für etwa 80 Prozent der Werke aus den Magazinen des Altgebäudes und des Kornspeichers bieten, 15 Prozent Mehrplatz sind als Reserve mit eingerechnet. Bei Bedarf ließe sich das Gebäude sogar noch verlängern.

Auch die Wirtschaftlichkeit spiele eine Rolle. „Der Magazinbau ist vergleichbar mit einer Thermoskanne“, erklärte Heß. Starke Wände, entsprechende Dämmung, eine die Sonneneinstrahlung reflektierende Fassade aus hellem Stein, Kanäle, die die Luft umwälzen und eine Vollklimatisierung sollen für konstante Temperaturen um 18 Grad sorgen und so die Betriebskosten gering halten.

„Ich freue mich, dass das Vorhaben in der Öffentlichkeit zunehmend auf Akzeptanz stößt“, sagte Schmidt-Glintzer abschließend. Er strebe an, den Magazinbau Ende 2013 zu eröffnen.

Wie wichtig die Bibliothek für das Erscheinungsbild Wolfenbüttels ist, zeigt auch die große Resonanz auf diese kulturhistorischen Veranstaltung der MIT. „Ich bin begeistert, dass so viele Mitglieder der Einladung gefolgt sind“, freute sich Bormann.


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