Wolfenbüttel: Nach Holzmarkt-Umgestaltung sollen historische Okerkanäle wieder erlebbar werden

von Marc Angerstein




Als bedeutsamer Teil der historischen Altstadt prägt der Holzmarkt die Wolfenbütteler Innenstadt und präsentiert einen wichtigen Bereich des historischen Stadtgrundrisses. Heute vor genau einer Woche wurde der historische Platz vor der Trinitatiskirche von Bürgermeister Thomas Pink nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen offiziell an die Bürger übergeben (WolfenbüttelHeute.de berichtete).

Die umfangreiche Kanalsanierung der Regenwasser- und Schmutzwasserkanalisation in der südlichen und östlichen Heinrichstadt betraf auch den Holzmarkt. Dadurch wurde eine Gesamterneuerung des Platzes erforderlich.

[image=5e1764f5785549ede64cd80e]Seiner städtebaulichen Bedeutung entsprechend wurde die Neugestaltung des Holzmarktes mit hohem gestalterischen Anspruch und dem Ziel einer zeitgemäßen funktionalen Verkehrsabwicklung nach mehrjährigen Variantendiskussionen und umfangreicher Bürgerbeteiligung geplant. Der Rat der Stadt hat den Ausbauentwurf 2010 beschlossen.

Innerhalb des Stadtrates bestand fraktionsübergreifend Einigkeit über die Notwendigkeit der Baumaßnahmen und auch über die Ausbauvariante. Lediglich über das Anpflanzen von Bäumen auf dem Platz wurde länger diskutiert, hatten doch einige Kommunalpolitiker Bedenken, deren belaubten Kronen könnten die freie Sicht auf die links und rechts flankierenden Fachwerkhäuser versperren.

Noch im Verlauf des Jahres werden die Bäume gepflanzt und ersetzen dann die bisher vorhandenen Gräser. Gestern wurde vor dem bronzenem Gärtner-Ehepaar schon eine Blumenpracht geschaffen (WolfenbüttelHeute.de berichtete ebenfalls). Über die Ausgestaltung des Holzmarktes gibt es derweil Diskussionen. Auch WolfenbüttelHeute.de veröffentlichte am letzten Donnerstag eine spontane Bürgerumfrage.

Ziel und Planungsgrundsatz des vorausgegangenen  Entwurfs der Stadt war die Aufwertung des Platzes, die Verbesserung der Aufenthaltsqualität, die Veränderung der Verkehrsführung und Neuordnung der Funktionsbereiche innerhalb des Stadtbildes. Das, so ist von weiten Teilen der Lessingstädter zu hören, sei wohl unzweifelhaft gelungen.

Der viel diskutierte Entfall der zentralen Grünfläche im Westteil des Holzmarktes in Verbindung mit einer Verringerung der Verkehrsflächen hat zu einer Verbesserung der Verkehrsabwicklung insbesondere für den Busverkehr geführt. Neben der mittigen Straßenführung entstanden beidseitig breite Fußwegbereiche, die zu einer verbesserten Aufenthaltsqualität beitragen. Den Fußgängern stehen nun sichere breite Aufstellflächen an den ampelgesteuerten Straßenquerungen auf dem Platz zur Verfügung. Die neue Verkehrsführung bewirkt für alle Verkehrsteilnehmer verkürzte Wartezeiten an den Ampeln.

[image=5e1764c0785549ede64ccd38]Die Neuanlage von Baumreihen neben dem Fußweg entlang des südlichen und nördlichen Platzrandes führt das Element des Stadtbaumes als prägendes Gestaltungsmerkmal der Platzfolge Kornmarkt/Reichsstraße auf dem Holzmarkt fort. Zwischen den Bäumen sind Möblierungselemente wie Fahrradabstellbügel, Papierkörbe, Straßenbeleuchtung und Bänke, die zur Aufenthaltsqualität beitragen, angeordnet. Auf der Fläche zwischen den Baumreihen und der Straßenführung sind beidseitig öffentliche Parkplätze und Flächen für Lieferverkehr ausgewiesen. Hiermit sind die Wünsche der Gewerbetreibenden am Holzmarkt und den angrenzenden Straßen berücksichtigt.

Während der westliche Teil des Holzmarktes von Geschäften, Banken und Straßenverkehr geprägt ist, stellt sich der östliche Teil als ruhiger Aufenthaltsraum dar, der verkehrlich nur von Anliegern über die Enge Straße angefahren werden kann.

Die Grünfläche im Mittelteil mit dem Gärtnerdenkmal ist in das neue Gestaltungskonzept eingeflossen, grenzt an die Freifläche vor der Kirche und unterstützt damit den platzbildprägenden Eindruck des Kirchenbauwerks. Ein Blickfang ist das neu gestaltete Eingangspodest des Haupteingangs der Trinitatiskirche, eingefasst in eine Stufenanlage aus Natursteinblöcken. Die beiden seitlichen Rampen ermöglichen einen behindertengerechten Zugang zur Kirche, der bisher nicht möglich war.

[image=5e1764dd785549ede64cd340]Der Bedeutung der Trinitatiskirche als platzprägendes Baudenkmal entsprechend, ist eine Anstrahlung der Fassade in den Abendstunden vorgesehen. Hierfür erfolgten Probeilluminierungen mit dem Ergebnis, dass neben einer dezenten Flächenbeleuchtung durch punktuelle Strahler die Pilaster, drei Putten und der Namenszug im Giebelbereich hervorgehoben werden. Das Wappen über dem Eingang und die Torbögen erhalten eine spezielle Beleuchtung.

Bisher noch nicht ausgebaut ist der in der Ausbauplanung enthaltene Freibereich zwischen Brauergilden- und Okerstraße am Hotel Bayrischer Hof. Durch die veränderte Straßenführung vergrößert sich die Fläche vor dem Bayrischen Hof. Die Einbeziehung dieser Fläche in den Biergarten trägt zu einer Verbesserung der Außennutzung und der Aufenthaltsqualität bei. Die Abgrenzung zu den Fußwegen erfolgt durch eine Mauer und eine Hecke.

Die Planung an der Okerstraße sieht im Verlauf des historischen Okerkanals im Bereich der Einmündung des ehemaligen Kanals Reichsstraße ein Wasserbecken vor, das mit Mauern und Geländern abgesichert wird, um dem vielfach geäußerten Wunsch nachzukommen, in der Innenstadt das Element Wasser im Zusammenhang mit den historischen Okerkanälen wieder erlebbar zu machen.

Die Entscheidung, über den Zeitpunkt des Ausbaus dieser Übergangsfläche wird der Rat der Stadt in den kommenden Haushaltsberatungen treffen, teilt die Stadtverwaltung mit.

Nachdem der westliche Teil des Holzmarktes einschließlich der Platzquerung Breite Herzogstraße/Lange Straße im letzten Jahr vor der Winterpause fertiggestellt wurde, ist nun mit der Freigabe des östlichen Platzteils die Gesamtanlage fast fertiggestellt. An den Baumstandorten erfolgte zunächst eine Bepflanzung mit hohen dekorativen Gräsern, da in diese Jahreszeit keine Bäume gepflanzt werden können.

Die Gesamtbaukosten für den Platzumbau betragen 1.670.000,00 €. Neben städtischen Haushaltsmitteln wurden Fördermittel nach dem Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungs-Gesetz (GVFG) und Städtebaufördermittel für den Ausbau bereitgestellt.


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