Wolfenbüttel: Patenschaften für Kinder psychisch kranker Eltern im Landkreis Wolfenbüttel

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Bereits seit dem Jahr 2003 Jahren arbeiten das Jugendamt und der Sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes erfolgreich im Patenprojekt für die Kinder psychisch kranker Eltern zusammen. Dabei bleiben die Kinder in ihren Familien und gewinnen durch die Patinnen oder Paten verlässliche Bezugspersonen, bei denen sie Hilfe finden.

Initiiert wurde das Projekt "Pateneltern" von Franziska Lindhorst von der Beratungsstelle Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreis Wolfenbüttel. "Damals gab es eine Situation, in der eine Familie dringend Hilfe benötigte, es aber keine Anlaufstelle gab. Also habe ich eine Fortbildung besucht und dann nach dem Cuxhavener Vorbild dieses Projekt gebildet", erzählt Franziska Lindhorst. Inzwischen ist der Landkreis Wolfenbüttel ein Vorbild für viele andere Bezirke, wie Braunschweig und Wolfsburg, geworden.

Das Ziel der Patenschaft ist, Kindern deren Eltern psychisch krank und labil sind, eine Konstante im Alltag zu schaffen. Einen Ort, um aktiv an einem ausgeglichenen Familienleben teilzuhaben und Kindern Raum zu schaffen, in dem sie Kind sein können. In den vergangenen Jahren wurden im Landkreis insgesamt 23 solcher Patenschaften vermittelt, zehn von ihnen laufen momentan noch. Brigitte Bartheld-Kunze und Volker Kunze sind Pateneltern von zwei Brüdern und berichten über ihre Erfahrungen als "Pateneltern". "Wir sind seit eineinhalb Jahren in diesem Projekt und waren uns, nach einem Gespräch mit unseren eigenen Kindern, sofort einig, dass wir eine Patenschaft übernehmen wollen. Uns wurden zwei Brüder, 10 und 12 Jahre, vermittelt. Und es klappt hervorragend", erzählt das Paar. "Mein Mann und mein Sohn sind die wichtigeren Personen für die beiden Jungs, die ohne Vater aufwachsen. Ihnen fehlt einfach die Vaterfigur", erklärt Brigitte Bartheld-Kunze. Der Vater der beiden Jungen ist psychisch schwer krank, die Mutter beruflich sehr eingespannt. Da bleiben die Bedürfnisse von zwei Kindern auf der Strecke. Die Mutter bat um eine Patenschaft, um ihre Kinder wenigstens an wenigen Tagen der Woche gut versorgt und behütet zu wissen. "Es ist eine große Verantwortung, sich um zwei Kinder zu kümmern, die aus schwierigen Verhältnissen kommen. Vertrauen spielt eine große Rolle", sagt Brigitte Bartheld-Kunze. Einmal in der Woche sind die Kinder bei den Kunzes, nehmen am alltäglichen Familienleben teil, führen Gespräche, machen Ausflüge, oder suchen einfach nur einen Rückzugsort. "Das war besonders am Anfang so. Die Kinder wollten einen Zufluchtsort haben. Wo sie einfach nur sie sein konnten", erzählt Volker Kunze.

Die Patenschaften erfolgen über die Kontaktstellen des Jugendamts. Eltern, die Hilfe in Anspruch nehmen möchten, können sich melden. Dann werden Pateneltern gesucht, deren Wohnort so nah wie möglich an dem des Kindes liegt. "Natürlich muss auch alles andere passen," erklärt Ursula Biermann. "Interessen, Familien, Charakter, alles sollte möglichst abgestimmt werden. In den meisten Fällen klappt das auch sehr gut. Die Familien treffen sich dann zu einem ersten Kennenlernen und entscheiden dann erst, ob sie es versuchen wollen."

Eine Patenschaft erfordert viel Verantwortung und Feingefühl, aber auch Disziplin. "Es ist besonders wichtig, Versprechen und Abmachungen einzuhalten. Die Kinder brauchen einen festen und regelmäßigen Ablauf. All das, was sie in ihrem Alltag zu Hause nicht finden, müssen wir auffangen", erklärt Brigitte Bartheld-Kunze. Wichtig bei der Patenschaft ist, dass alles im Einverständnis mit den leiblichen Eltern passiert. Aktivitäten, Ausflüge und Treffen werden untereinander abgestimmt. Es darf keine Konkurrenz zwischen den Eltern entstehen.

Hat sich eine Familie für eine Patenschaft entschieden, so bekommen sie vor der Patenschaft eine Fortbildung und werden auch während der Zeit als Pate beratend unterstützt. Zum Austausch finden regelmäßig Treffen der Eltern, Paten und Kinder statt. Auch eine ausführliche Überprüfung der Paten ist unumgänglich. Hier werden die "Pateneltern" auf Herz und Nieren geprüft. Soziale Verhältnisse, Wohnraum und Führungszeugnisse werden vorab ausführlich abgeklärt.

"Wir suchen noch mehr "Pateneltern" für unseren Landkreis. Es gibt Bereiche, die sind noch nicht so gut abgedeckt", erläutert Franziska Lindhorst. Deshalb wird es am Mittwoch den 17. Oktober 2012 ab 19 Uhr eine Informationsveranstaltung geben. Alle Eltern, die Interesse an einer "Elternpartnerschaft" haben, können sich an diesem Abend unverbindlich informieren. Die Veranstaltung findet in den Räumen der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche , Harztorwall 25 in Wolfenbüttel statt.

Die Patenschaft ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, die jedoch vom Landkreis Wolfenbüttel mit einer kleinen Aufwandsentschädigung unterstützt wird. "Das ist einfach ein kleiner Betrag, den wir unterstützend bezuschussen, damit kleinere Ausgaben von den Pateneltern finanziert werden können", erklärt Ursula Biermann.


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