Ein Stirlingmotor. So sieht es aus, "Herrn Prof. neuestes Spielzeug, ein bißchen altertümlich, aber ganz effizient" Foto:
Der Dekan der Fakultät Versorgungstechnik Prof. Jürgen Kuck ist Ingenieur mit Leib und Seele. "Mit meinem morgendlichen Kaffee kann ich mechanische Arbeit erzeugen," erzählt er mit einem Schmunzeln im Gesicht, um sodann das 1816 erfundene Prinzip eines Stirlingmotors zu erklären. 13 Interessierte, vorwiegend Schüler hatten sich auf eigene Initiative für den Schnuppertag angemeldet. Den Besuchern wurde neben diesem Workshop und einer Laborführung auch eine Vorlesung über die Vorzüge des Studiengangs und der Fakultät geboten.
Beste Jobaussichten verspricht das Studium der Versorgungstechnik, die Zulassungsbeschränkungen habe man abgeschafft, da der Bedarf an Fachkräften so enorm sei, erläutert Prof. Kuck. "Die Schwelle ist nicht mehr hoch, wir sind froh über jeden, der kommt." Eine Grafik stellt dar, daß Absolventen der Versorgungstechnik zu über 70% binnen eines Monats einen Arbeitsvertrag in der Tasche haben. Hauptverantwortlich dafür sei die enge Kooperation mit der Industrie, namentlich in einem "Firmenbeirat". Die 17 regionalen und überregionalen Unternehmen bieten Praktika und Abschlußarbeiten an und investieren einen hohen fünfstelligen Betrag in gemeinsames Marketing. Aus diesem Topf finanziere man seit 2008 die Rückerstattung der Studiengebühren für Erstsemestler nach bestandener Prüfung.
13 neue Interessenten für ein Studium an der Fakultät Versorgungstechnik Foto:
Nach der Vorlesung werden mit vereinten Kräften Tische und Stühle gerückt, und ratzfatz ist von Frontalunterricht auf Workshop umgeschaltet. Sogleich macht sich eine produktive Arbeitsatmosphäre breit und der Dekan zeigt sich als offen interessierter und zugänglicher Pädagoge. Mit einem kleinen Versuchsaufbau steigt Prof. Kuck ins Thema ein und erarbeitet gemeinsam mit den Schülern das Prinzip eines Stirlingmotors, einer Wärmekraftmaschine. Wärme wird dabei in mechanische Arbeit umgesetzt durch abwechselnde Erwärmung und Abkühlung eines abgeschlossenen Arbeitsgases. Der Stirlingmotor ist damit ein Beispiel für die Energieumwandlung von einer schlecht nutzbaren (thermischen) Energieform in eine gut nutzbare (mechanische) Energieform. Das gemeinsam erarbeitete Wissen wird abschließend mit modernsten technischen Mitteln in einer TED-Abfrage überprüft. Danach werden die Interessenten von einigen Mitarbeitern etwa eine Stunde durch die vorhandenen Labore geführt.
Wissenstest und Evaluation in einem, die Ted-Abfrage nach Ende des Workshops Foto:
In einem Vorabgespräch erörtert der Dekan die Problematik des wissenschaftlichen Nachwuchses. Neben dem Geburtenrückgang sei vor allem die fehlende Technikbegeisterung verantwortlich für den Mangel. Die immer noch vorhandenen Scheu vor den MINT-Fächern könne nur frühzeitig abgebaut werden. "Wir müssen die ganz jungen Kinder auf Technik orientieren, bereits im Grundschulalter oder noch früher," so Kuck. Er zeigt sich dennoch optimistisch und präsentiert eine Grafik über die Einschreibungszahlen, die bis zum vergangenen Jahr kontinuierlich angestiegen sind. Vor kurzem sei noch einmal investiert worden für "einen völligen Neuaufbau unserer Öffentlichkeitsarbeit," berichtet der Dekan, man habe jetzt zwei halbe Stellen für das Studiengangsmarketing zur Verfügung.
Die Bemühungen zeigen Wirkung. Die anwesenden 13 Interessenten sind allesamt aus Eigeninitiative erschienen und bringen damit schon eine wichtige Eigenschaft für ein erfolgreiches Studium mit: Neugier. Die vier jungen Frauen, acht jungen Männer sowie ein älterer Herr kommen aus einem größeren Umkreis, der von Wolfsburg, über Braunschweig und Salzgitter bis Hildesheim reicht. Studieren können sie an der Fakultät Versorgungstechnik mit aktuell 714 Studenten die Bachelorstudiengänge Energie- und Gebäudetechnik (EGT), EGT im Praxisverbund sowie Bio- und Umwelttechnik. Des Weiteren werden die Masterstudiengänge Energiesystemtechnik und Netztechnik & Netzbetrieb angeboten.
Teile des regenerativen Energieparks an der Ostfalia, hier ein kleines Windrad und die Photo-Voltaik-Anlage Foto:
Betreut werden die Studenten dabei von 19 Professoren und 43 Mitarbeitern, wovon 29 projektfinanziert sind. Die eingeworbenen Forschungsgelder, sogenannte Drittmittel, erreichen fast die Millionenmarke, "das ist sehr hoch für eine Fachhochschule," betont der Dekan. Die Studenten profitieren davon vor allem durch die hohe Aktualität der Forschung. Zukunftsorientierung wird großgeschrieben an der Fakultät und äußert sich in der engen Kooperation mit internationalen Partneruniversitäten, der Möglichkeit eines Doppelabschlusses sowie weitgreifenden Maßnahmen zur Einhaltung der Regelstudienzeit wie bespielsweise regelmäßige Tutorien und Crash-Kurse zur Prüfungsvorbereitung.
Auch thematisch ist die Versorgungstechnik an der Ostfalia ein Vordenker. Sie setzt einen Forschungsschwerpunkt in der Regenerativen Energietechnik und betreibt einen kleinen regenerativen Energiepark (nähere Infos finden Sie hier). Mit dem hauseigenen "Energiemobil", das Versuchsaufbauten und beschreibende Plakate enthält, soll Schülern ab dem nächsten Jahr die Thematik veranschaulicht und nähergebracht werden.
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