Wolfenbütteler forscht zu freigesetzter Radioaktivität in Fukushima




„Es muss davon ausgegangen werden, dass Fukushima alle bisherige Freisetzung von Radioaktivität um ein Vielfaches übertrifft“, heißt es im Fazit eines Artikels aus dem Fachmagazin „umwelt-medizin-gesellschaft“. Mit Prof. Dr. Rolf Bertram (Foto) gehört auch ein Experte der Arbeitsgruppe Optionenvergleich für die Asse-2-Begleitgruppe zu den sechs Autoren des Artikels, der eine Bestandsaufnahme der Reaktorkatastrophe in Japan durchführt.

[image=5e1764c5785549ede64cce3c]" src="http://wolfenbuettelheute.de/wordpress/wp-content/uploads/2011/12/fukushima-168x125.jpg" alt="" width="168" height="125" />„Dieser kerntechnische Unfall zeigt erneut, dass eine Nicht-Fehler tolerante Technologie wie die Nukleartechnologie einen unermesslichen Schaden anrichten kann“, bilanziert die Forschergruppe in dem im November erschienenen Artikel „Freigesetzte Radioaktivität aus der Reaktorkatastrophe von Fukushinma im Pazifik und in der Nahrungskette“.

Dort erklären sie auch, es läge vor allem an der Informationspolitik der Betreibergesellschaft Tepco und der japanischen Regierung sowie der schwachen Datenlage und fehlenden Erfahrungswerten, dass sich die Verbreitung und die Gefährdung durch die freigesetzte Radioaktivität schwierig einschätzen ließe. „In Japan wird durch Tepco und mit Rückendeckung durch die Regierung verharmlost und getäuscht. Völlig ungeeignete Maßnahmen wie Abdeckung durch Plane und vermeintliche Reinigung durch Filter werden der Bevölkerung als wirkungsvolle Technik verkauft“, ergänzt Bertram.

Der Professor für physikalische Chemie steht mit einigen Wissenschaftlern in Japan in Kontakt, die ihm mitteilten, dass der Fach-Artikel dort große Beachtung gefunden habe. „Die japanischen Kollegen haben den Eindruck, dass in Deutschland über die Fukushima-Katastrophe und die Folgen mehr bekannt ist als in Japan“, so der Experte der Asse-2-Begleitgruppe. Von einer Reise nach Japan hätten ihm die Kollegen abgeraten, weil es kaum eine Möglichkeit gäbe, näher als 30 Kilometer an die havarierten Reaktoren heranzukommen. „Alles wird von Polizei, Militär und Wachmannschaften teilweise gewaltsam abgeriegelt.“ Eine in Augenscheinnahme der Reaktorruinen sei völlig ausgeschlossen, erklärt Bertram.

Die Autoren des Fukushima-Artikels gehen auch auf ein aktuelles Dilemma in Japan ein: „Um noch Schlimmeres zu verhüten, müssen die geschmolzenen Kerne kontinuierlich mit Wasser gekühlt werden.“ Diese fräßen sich dennoch durch den Reaktor-Druckbehälter und den Betonboden. Zusätzlich fließe das Kühlwasser in den Pazifik und ins Grundwasser. Die Wissenschaftler fordern daher in ihrem Artikel, im Ozean und an Land ein flächendeckendes Netz von unabhängigen Messstationen einzurichten. Die Kontamination der Umwelt müsse kontinuierlich überwacht werden, so die Forschergruppe um Bertram. „Wie durch den Atommüll in der Asse besteht die große Gefahr in der Verseuchung des Grundwassers als unverzichtbares Lebensmittel“, warnt Betram. Da bis zur Stunde nur wenig verlässliche Daten über Grundwasserströmungen und über die verschiedenen Grundwasserhorizonte existierten, ließen sich Grundwasserverseuchungen auch in weiter Entfernung von der Kontaminationsquelle, dem Asse-Schacht, nicht ausschließen, so der Wolfenbütteler Atomkraftgegner weiter. Nähere Informationen auf der Homepage der Asse-2-Begleitgruppe:http://www.asse-2-begleitgruppe.de.

Ebenso, fordert die Forschergruppe, müsste der Fischbestand vor Japans Küsten unter strengerer Kontrolle stehen. „Dort ist die wichtigste Ernährungsquelle - der Fischfang - für alle Zeiten gefährdet“, warnt Bertram.

Foto: Professor Dr. Rolf Bertram


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