Zivilcourage: Auch in brenzligen Situationen anderen zur Seite stehen

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Regelmäßig seit vielen Jahren zeichnet die Polizei Wolfenbüttel gemeinsam mit dem Weißen Ring jene Bürger aus, die nicht wegschauen, sondern einschreiten. Nicht immer treten Menschen mit einer Selbstverständlichkeit für ihre Mitmenschen ein, vereiteln Straftaten, oder retten vielleicht gar Leben. Drei, die ohne zu überlegen genau dies taten, empfing das Wolfenbütteler Polizeikommissariat am Montag im Rahmen der "Woche der Zivilcourage".

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Thomas Eick und Thomas Konczak. Foto: Thorsten Raedlein



Thomas Eick (35 Jahre) und Thomas Konczak (46 Jahre) halfen am 13. Juni einem 76-Jährigen, der von einem Exhibitionisten am Schulwall attackiert wurde (WolfenbüttelHeute.de berichtete). "Ich war gerade mit dem Rad unterwegs, als ich Schreie hörte. Da bin ich gleich umgedreht", erinnert sich Eick. Thomas Konczak war zu der Zeit mit seiner Frau dort unterwegs und sah den Exhibitionisten im Schottenrock mit dem Rentner streiten. "Worum es ging habe ich so gar nicht mitbekommen", erzählt er. Als er dann sah, wie der Rentner geschlagen wurde, sei er eingeschritten. In dem Moment sei dann auch Eick vor Ort gewesen und beide konnten den stark erregten Exhibitionisten bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. "Alleine hätte ich das nicht geschafft", meint Eick, der froh war, einen Mithelfer zu haben. "Das ist auch unsere Empfehlung", so Kommissariatsleiter Rodger Kerst, Es sei wichtig, weitere Helfer mit ins Boot zu holen. Der Exhibitionist war übrigens bei der Polizei bekannt und wurde in eine Klinik in Königslutter eingeliefert.

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Martin Eggeling. Foto: Thorsten Raedlein



Für seine Aufmerksamkeit wurde Martin Eggeling gewürdigt. Der 25-Jährige war am 8. September um 0.30 Uhr in Richtung Groß Denkte unterwegs, als er plötzlich einen Radlader vor sich hatte. Dies machte ihn stutzig. Ein Radlader einer Firma um diese Zeit unterwegs? Da vermutete er eine Straftat – und sollte richtig liegen (WolfenbüttelHeute.de berichtete). Das Gefährt war tatsächlich von dem Gelände eines Landschaftsgärtners gestohlen worden und wurde kurz nach dem Anruf Eggelings bei der Polizei in einen Lkw verladen. Der wurde später in Sachsen-Anhalt samt Radlader sichergestellt. Die beiden Diebe, 27 und 48 Jahre wurden festgenommen. "Auch Sie haben richtig reagiert", betonte Kerst. Dem Radlader nicht auf eigenen Faust zu folgen, sondern die Polizei zu rufen, sei korrekt gewesen. So hätten sich die beiden Täter sicher gefühlt und konnten zeitnah geschnappt werden.


"Zivilcourage hat viele Gesichter", betonte Kommissariatsleiter Rodger Kerst. Die drei couragierten Bürger handelten, so lobte er, intuitiv richtig. Hannelore Walpuski vom Weissen Ring dankte den Helfern ebenfalls für ihr Engagement und überreichte ihnen jeweils ein Präsent. Dies wurde von den den Sponsoren der Aktion (Strandwolf, Asse-Sport-Center, E center Brüggendick) zur Verfügung gestellt.

Präventionsarbeit an Schulen


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Lehrerin Olivia Chmielewski und Klassensprecher Leandro Blech. Foto: Thorsten Raedlein jpg



Auch in der Woche der Zivilcourage ist Monika Kniep (Beauftragte für Jugendprävention) in Wolfenbütteler Schulen unterwegs, um das Thema Zivilcourage im Unterricht zu behandeln. Am Montag war sie in der Erich-Kästner-Hauptschule zu Besuch und zeigte dort Ausschnitte aus dem Film "Weggeschaut ist mitgemacht". Das Filmpaket umfasst vier in sich abgeschlossene Episoden zum Thema Zivilcourage. Jede Episode behandelt eine bestimmte Problem- oder Konfliktlage. Im jeweiligen Handlungsverlauf entwickelt sich eine Situation, bei der ein Augenzeuge vor die Frage gestellt wird, wie er nun reagieren soll. Den Filmbetrachtern fällt dann diese Rolle des Augenzeugen zu, indem sie aufgefordert werden, zwischen drei vorgegebenen Handlungsalternativen zu wählen: passives, ignorierendes Verhalten bei der Beobachtung von Straftaten, eigenmächtiges und selbstgefährdendes Verhalten sowie umsichtiges, auf Deeskalation und Zivilcourage ausgerichtetes Verhalten. Zu jeder Handlungsalternative werden die voraussichtlichen  Konsequenzen mittels einer Fotostrecke präsentiert. "Das hat die Schüler interessiert", bestätigt Lehrerin Olivia Chmielewski. Auch Klassensprecher Leandro Blech lobte das Engagement der Polizei an seiner Schule. Denn: Jeder kann plötzlich in der Opfer-Position sein.


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