Wolfsburg. In Wolfsburg hat sich die Anzahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus auf zwölf erhöht, alle lebten im Hanns-Lilje-Heim (Stand 28. März). Die Zahl der bestätigten Infektionen liegt derzeit bei 122, alleine 72 positive Testbefunde stammen aus dem Heim. Dies berichtet die Stadt Wolfsburg.
Zunächst lagen die Fallzahlen in Wolfsburg unter dem landesweiten Schnitt, doch in den vergangenen Tagen stieg die Zahl der Infektionen sprunghaft an. Am Donnerstag hatte der seit zwei Wochen mehrfach täglich tagende Krisenstab der Stadt Wolfsburg in Abstimmung mit dem Diakonischen Werk Wolfsburg als Betreiber und dem Landesgesundheitsamt daraufhin die Entscheidung getroffen, alle Bewohner der bereits isolierten Station des Heims für einen Corona-Test abstreichen zu lassen. Nachdem auf einer weiteren Station ein Fieberfall aufgetreten war, hat man sich entschieden, auch die Bewohner dieses Stockwerks auf das Coronavirus zu testen.
"Es hat sich gezeigt, dass der Anteil der positiv getesteten Bewohner aus beiden Bereichen höher war als erwartet. Jetzt haben wir einen guten Überblick über die Situation in dieser Pflegeeinrichtung", berichtet Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg. Als Sofortmaßnahme hatte der Krisenstab die Einrichtung eines Wolfsburger Hotels als zweiten Standort des Hanns-Lilje-Heim veranlasst und mit Unterstützung der Hilfsorganisationen Technisches Hilfswerk, Deutsches Rotes Kreuz, Malteser und Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft bereits am Samstag begonnen, um die positiv und die negativ Getesteten getrennt unterbringen zu können. Auch freiwillige Helfer als Pflegepersonal waren dem operativen Stabsleiter Lothar Laubert zufolge bereits akquiriert.
Keine Verlegung der Bewohner
"Nach intensivem Austausch mit dem Betreiber wurde sich gegen eine Verlegung entschieden und darauf verständigt, dass alle Bewohner im Heim verbleiben", so Klaus Mohrs. Positiv und negativ Getestete würden auf verschiedenen Stationen räumlich streng voneinander getrennt. Die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen greifen in Absprache mit dem städtischen Gesundheitsamt und der Beratung durch Experten des Klinikums Wolfsburg seit dem ersten Infektionsfall, diese werden nun erneut verschärft.
"Gerade die Arbeit mit an Demenz erkrankten Bewohner ist für die Mitarbeiter eines Pflegeheims eine besondere Herausforderung. Bei diesem Krankheitsbild sind die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen besonders schwer zu gewährleisten", erklärt Dr. Friedrich Habermann, Leiter des Gesundheitsamtes Wolfsburg.
"Es ist eine besondere Herausforderung in der Arbeit mit demenziell veränderten Menschen, bei denen jegliche Form der Veränderung wie Ortswechsel, Menschen in Schutzkleidung oder vermummte Gesichter Irritationen und Ängste auslöst. Daher war es aus unserer pflegefachlichen Sicht die beste Alternative, innerhalb des Hauses getrennte Bereiche einzurichten und nach Abwägung aller Argumente den Verbleib aller Bewohner bestmöglich zu organisieren. Eine Evakuierung hätte eine Verschlechterung der Demenzerkrankungen zur Folge gehabt" erklärt Torsten Juch, Leiter des Hanns-Lilje-Heim. Die Pflegeeinrichtung hat insgesamt 165 Plätze.
Denken an die Angehörige, die sich nicht verabschieden können
"Wir denken in dieser schwierigen Situation vor allem an die Familien der Verstorbenen und der Infizierten, sie können ihnen jetzt nicht nahe sein und sich zum Teil nicht mehr verabschieden", so Ralf-Werner Günther, Vorstand des Diakonischen Werkes Wolfsburg. Er dankt allen Mitarbeitenden, die seit mehr als zwei Wochen "Immenses" leisten, von den Reinigungskräften, über Hauswirtschaftskräfte, das Küchenteam, Verwaltung, Heimleiter und vor allem die Pflegekräfte vor Ort.
Sehen die behandelnden Ärzte eine medizinische Notwendigkeit, dass ein mit dem Coronavirus infizierter Mensch ins Klinikum eingeliefert wird, geschieht dies laut Monika Müller, Gesundheits- und Klinikumsdezernentin der Stadt Wolfsburg: "Das Klinikum Wolfsburg nimmt alle Corona-Verdachtsfälle oder an Corona erkrankten Patienten auf, bei denen eine Versorgung im Krankenhaus erforderlich ist. Das gilt unabhängig vom Alter der Patienten. Ist eine Behandlung im Krankenhaus abgeschlossen, werden Patienten nach Hause entlassen."
Patienten, die zu Hause oder im Pflegeheim ausreichend versorgt werden können, sollten dort bleiben. "Bei Menschen, die sich schon im sogenannten palliativen Stadium befinden, bei denen das Lebensende also bevorsteht und eine medizinische Versorgung keine Heilung mehr bewirken kann, sind das eigene Zuhause, das Pflegeheim oder ein Hospiz die Möglichkeiten um ein begleitetes Sterben in möglichst vertrautem Umfeld zu ermöglichen", so Monika Müller.
mehr News aus Wolfsburg