Zwei neue Ausstellungen des Kunstvereins Wolfsburg


Die beiden neuen Ausstellungen laufen noch bis zum 02. Februar 2020. Foto: Kunstverein Wolfsburg
Die beiden neuen Ausstellungen laufen noch bis zum 02. Februar 2020. Foto: Kunstverein Wolfsburg

Wolfsburg. Rund 100 Gäste besuchten am gestrigen Abend Schloss Wolfsburg, wo der Kunstverein Wolfsburg gleich zwei neue Ausstellung eröffnete. Mit der Ausstellung „V für Verantwortung“ findet das Programm „Utopie und Regulierung der digitalisierten Welt“ seinen Abschluss. Im Raum für Freunde gibt der Wolfsburger Werner Walczak unter dem Titel „Punk oder so ähnlich“ Einblicke in die Jugendkultur der frühen 80er Jahre der Stadt. Der Kunstverein Wolsburg berichtet in einer Pressemitteilung.


Beide Ausstellungen laufen bis zum 02. Februar 2020.

Wer übernimmt die Verantwortung im Digitalen?


Der Vorstandsvorsitzende des Kunstverein Wolfsburg Dieter Söchtig eröffnete mit einer kurzen Rede die Vernissage, bevor Falko Mohrs, Mitglied des Deutschen Bundestages und Mitglied des Ausschusses Digitale Agenda, das Wort übernahm. Der SPD-Politiker machte nicht nur deutlich, inwiefern ihm als Politiker eine Verantwortung zukommt, sondern skizzierte auch die Vor- und Nachteile der zunehmend digitalisierten Welt. Die Kuratorin der Ausstellung „V für Verantwortung“ Jennifer Bork gab schließlich eine inhaltliche Einführung in die Thematik. Mit dem Künstlerpaar Banz & Bowinkel, Stefan Hurtig, Jan Neukirchen, der Künstlergruppe Xin Xin/Sanglim Han/Jen Agosta sowie Pinar Yoldas präsentiert sie künstlerische Positionen, die sich dem Thema der Verantwortung annehmen, die Verflechtungen einzelner Akteure im Netz aufzeigen und damit die Frage der Verantwortlichkeit stellen sowie Zukunftsszenarien entwickeln, wenn wir nicht schon heute Verantwortung für unser Handeln übernehmen. Dass der Diskurs über die Verantwortung vor allem im Kontext der digitalisierten Welt geführt werden muss, machte die Kuratorin in Bezugnahme auf die Wissenschaftlerin Dana Boyd deutlich, die bei der republica im letzten Jahr von dem Effekt der Verantwortungsdiffusion im Digitalen sprach. Aufgrund der hohen Interaktion könne die Verantwortlichkeit nicht mehr Einzelpersonen zurückgeführt werden, stattdessen verteile sich diese auf verschiedene Knotenpunkten der Netzwelt.




Ein Highlight des Abends waren auch die Performances von Jugendlichen des Jungen Theaters Wolfsburg, die im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Lokalen Liaison, der Kunstvermittlung des Kunstverein Wolfsburg, erarbeitets wurden. So mussten die Gäste bereits am Eingang über einen liegenden Jungen, auf dessen Bauch ein Fußabtreter lag, steigen. Andere Besucher wurden mit weißen Schaummäusen geködert, die ein Performer mit einer Angelroute ins Publikum hielt, oder saßen gemeinsam mit einer Performerin, deren Augen verbunden waren, auf einer Sitzbank. Dass Verantwortung und Verantwortlichkeit ein großes Spektrum an Handlungsmöglichkeiten aufweist, machten die Jugendlichen mit ihren teils interaktiven Interventionen eindrücklich deutlich.



Als Wolfsburg noch wild war


Auf den ersten Blick thematisch losgelöst von der Hauptausstellung präsentiert sich im Raum für Freunde des Kunstverein Wolfsburg die Ausstellung „Werner Walczak – Punk oder so ähnlich“. Der heute in Berlin lebende Walczak dokumentierte in den frühen 80ern als 17-jähriger mit der Kamera seiner Schwester die Jugendlichen der Stadt. Sein Objektiv richtete er dabei vorrangig auf die Punks und Hippies, die lümmelnd im Wolfsburger Stadtbild sichtbar wurden und die mit ihrem Aussehen einen starken Kontrast zur sonst eher angepassten Bevölkerung darstellten. Rund 500 Fotografien habe er damals gemacht, erzählt Walczak, etwa 30 Abzüge werden nun erstmals umfassend im Raum für Freunde des Kunstverein Wolfsburg der Öffentlichkeit gezeigt.

Dabei posieren Mädchen und Jungen mit ihren Ratten an den Treffpunkten in der Innenstadt, die Fotos porträtieren Konzerte, etwa der Punkband „Honkas“ im Antoniensaal von Schloss Wolfsburg, oder halten fest, wie der Musiker Max Müller in einer kalten Januarnacht in den Brunnen auf der Porschestraße springt. Die Ausstellung erfuhr bereits im Vorfeld eine besondere Resonanz. Manche der damaligen Weggefährten erkannten sich oder andere auf den Fotos wieder und ließen miteinander auf Social Media die besondere Zeit Revue passieren. Zur Eröffnung fanden sich daher auch einige der Protagonisten selbst im Kunstverein ein. Eine weitere Möglichkeit des gemeinsamen Austausches wird es am 17. Januar 2020 um 19 Uhr geben. Dann treffen sich Werner Walczak sowie Wolfgang und Max Müller im Rahmen einer Sonderveranstaltung zum offenen Gespräch im Kunstverein Wolfsburg.

Justin Hoffmann, Leiter des Kunstverein Wolfsburg, sowie Werner Walczak machten auf die Überschneidungen zur Hauptausstellung „V für Verantwortung“ aufmerksam. Sie beschrieben, dass gerade diese Subkulturen mit ihrem Habitus gegen bestehende Verhältnisse revoltierten, auf Missstände reagierten und so auf ihre Art und Weise Verantwortung übernahmen. Somit stehen auf den zweiten Blick doch beide derzeit gezeigten Ausstellungen im Kunstverein Wolfsburg ganz im Zeichen der Verantwortung.







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