Wolfsburg. Im Rahmen der Umsetzung des Wolfsburger Integrationskonzeptes „Vielfalt Leben“ nimmt die Stadtverwaltung Wolfsburg seit 2015 die Gemeinschaftsaufgabe „Interkulturelle Stadtverwaltung Wolfsburg“ wahr. Eine neue Komponente in diesem Bereich ist der "Sprachpool". Dabei fungieren Stadtmitarbeiter mit Fremdsprachenkenntnissen als Dolmetscher.
Um die interkulturelle Stadtverwaltung zu verwirklichen, würden alle Geschäftsbereiche und Referate verschiedene Aufgaben übernehmen heißt es seitens der Stadt. Ein wesentliches Handlungsfeld sei es dabei, Zugangsbarrieren der Verwaltung abzubauen. Wenn Kunden die deutsche Sprache noch nicht beherrschen oder diese noch nicht so beherrschen, dass die Gespräche beiderseits gut verständlich ablaufen können, stelle dies oft eine enorme Hürde dar. Da die Amtssprache gesetzmäßig Deutsch ist, werden rechtsverbindliche Auskünfte auf Deutsch erteilt. Im Verwaltungsalltag sei es jedoch häufig erforderlich, zusätzliche Sprachkompetenzen einzubringen. Hier sei es sinnvoll als Dienstleisterin auf die Bedarfe der Bürgerinnen und Bürger einzugehen und sprachliche Barrieren zu überwinden.
Der Bedarf ist groß
Sylvia Cultus, Leiterin Integrationsreferat, hebt hervor: „In einer Bedarfsabfrage haben nahezu alle Geschäftsbereiche und Referate mitgeteilt, dass Unterstützung zur Überwindung von sprachlichen Barrieren erforderlich ist. Das Integrationsreferat hat vom Verwaltungsvorstand den Auftrag erhalten, einen Sprachpool zu gründen. Die Stadtverwaltung Wolfsburg geht mit einer Vorbildfunktion in Sachen interkultureller Kompetenz vor.“ Gemeinsam mit dem Geschäftsbereich Personal wurde dementsprechend die Struktur für den Sprachpool erarbeitet. „Etwa 60 Mitarbeitende der Stadtverwaltung mit Fremdsprachenkompetenzen unterstützen Kolleginnen und Kollegen als Dolmetscherinnen und Dolmetscher im Rahmen Ihrer Arbeitszeit“, so Peter Wagner, Gesamtpersonalrat der Stadtverwaltung.
Als Dolmetscher im Gespräch mit Bürgern
Judith Sollors, Mitarbeiterin im Geschäftsbereich Personal, erklärt: „Der Sprachpool besteht auf freiwilliger Basis. Die Dolmetscher sind darüber hinaus aufgrund ihrer dienstlichen Tätigkeit zum Datenschutz verpflichtet. Sie arbeiten grundsätzlich geschäftsbereichsübergreifend und werden regelmäßig in Dolmetsch- und Übersetzungstechniken qualifiziert.“
In der Praxis kann man es sich so vorstellen, dass bei einem anstehenden Gespräch mit einem Sachbearbeiter der Stadtverwaltung der jeweilige Bürger Bedarfe an fremdsprachlicher Unterstützung äußern kann. Die entsprechenden Dolmetscher können dann zu den Gesprächen hinzugezogen werden. Dies benötigt zur Planung einen Vorlauf von rund vier Tagen.
Vielfältige Einsatzbereiche
Iris Bothe, Dezernentin für Jugend, Schule und Integration, verdeutlicht: „Die Stadt Wolfsburg ist bemüht, die interkulturelle Kommunikation mit ihren Bürgerinnen und Bürgern stetig zu verbessern und greift auf verschiedene Möglichkeiten der sprachlichen Unterstützung zurück. Die Rückmeldungen, die wir seitens der Beteiligten erhalten, sind durchweg positiv.“ Sylvia Cultus ergänzt: „Viele der Anfragen kamen aus publikumsstarken Bereichen wie Jugendamt, Bürgerdienste oder Jobcenter. Die Themen waren dabei sehr breit gefasst: Sprachentwicklung bei Kindern, Museumsführungen für Austauschschülergruppen, Vermeidung von Obdachlosigkeit oder auch Eheschließungen.“
Neben den Dolmetschereinsätzen konnten auch schon Anfragen zu schriftlichen Übersetzungen vom Sprachpool übernommen worden. Es wurden beispielsweise Flyer für die Stadtbibliothek, Hinweisschilder für das Jobcenter oder Informationen zur Mülltrennung für die WAS übersetzt.