Brüssel/ Wolfsburg. Am Donnerstag, 16. Mai, haben sich in Brüssel Gewerkschafter aus acht verschiedenen Nationen getroffen, um Europaabgeordneten ihre Forderungen für ein soziales Europa mitzuteilen. Ziel des Treffens war auch eine breitere Vernetzung europäischer Gewerkschaften über die Grenzen hinweg. Dies berichtet die IG Metall Wolfsburg.
Auf der Brüsseler Tagung „Making Europe work – Gewerkschaften für ein soziales Europa“, seien viele Sprachen gesprochen worden. Es waren dabei: Kolleginnen und Kollegen der IG Metall aus Deutschland, der Solidarnosc aus Polen, der Modern Odbory Volkswagen Slovakia aus Bratislava, der OS Kovo aus Tschechien, der VASAS aus Ungarn, der AHFSZ von Audi Györ in Ungarn, der CGIL/Fiom aus Italien. Gastgeberin sei die IG Metall Wolfsburg gemeinsam mit FIOM Emilia-Romagna und FIOM Bologna gewesen. Hinzu seien viele Gäste aus Wirtschaft und Politik gekommen.
Diskutiert worden sei über Demokratie und Mitbestimmung in Europa. Die Forderung der Gewerkschaften an die EU und die Parlamentarier: Europäische Politik dürfe nicht weiter den Solidarsystemen den Boden entziehen. Sie müsse sich auf das erfolgreiche europäische Sozialmodell besinnen, das auf sozialen Sicherungssystemen, Tarifautonomie und einem verteilungspolitisch aktiven Staat beruht.
Gesellschaftspolitik aktiv gestalten
Hartwig Erb, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg, habe vor den rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern betont, die Gewerkschaften müssten die europäische Industrie- und Gesellschaftspolitik aktiv gestalten. Dabei gelte es auch, intakte Wertschöpfungsketten zu erhalten und zu entwickeln. Viele Fragen werfe das Thema Ausbildung und Qualifikation auf, die schnell beantwortet werden müssten. Letztendlich müsse der ganze Prozess durch eine aktive Arbeitsmarkt und Sozialpolitik begleitet werden. Valentina Orazzi von der FIOM/CGIL habe in der Vernetzung gesehen, wie sie durch die Tagung angestrebt wurde, einen adäquaten Gegenentwurf zum Nationalismus. Sie habe einen Zusammenschluss der abhängig Beschäftigten in den Betrieben zur einer sozialen Koalition gefordert: Diese sei notwendig, um dem immer härter werdenden Dumpingwettbewerb um Löhne und Arbeitsbedingungen entgegen zu wirken. Das Kapital sei längst vernetzt, und diesem Prinzip müssten auch Gewerkschaften folgen.
Gemeinsame Werte der Solidarität und Toleranz
Für Johan Järvklo, Generalsekretär des EKBR/WKBR von Volkswagen, habe dazu auch eine entschiedene Haltung gegen Nationalismus und Populismus gehört. Die Menschen in Europa müssten von den gemeinsamen Werten der Solidarität und Toleranz überzeugt werden: „Das heißt auch, dass wir gute Arbeit und ein gutes Leben wieder in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen müssen“, sagte er. So habe es auch Wolfgang Lemb, Vorstandsmitglied der IG Metall gesehen: „Wir müssen versuchen, als gesellschaftliche Gruppe unseren Einfluss zu nutzen, Rechtspopulismus in ganz Europa zurückzudrängen“, beschwor er die Anwesenden. Lemb habe betont, durch transnationale Zusammenarbeit würde das Ausspielen von Beschäftigten erheblich erschwert und Druck von deutschen Standorten genommen.
Zum Abschluss des Tages hätten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz mit den Abgeordneten aus dem Europaparlament und nationalen Parlamenten über eine arbeitnehmerfreundliche Industrie und Sozialpolitik diskutiert. Unter ihnen sei auch der Wolfsburger Kandidat für das Europäische Parlament, Francescantonio Garippo (SPD) gewesen. Hartwig Erb habe am Ende ein positives Fazit gezogen: „Ich glaube, wir haben heute einen großen Schritt in Richtung einer stärkeren Vernetzung der Gewerkschaften in Mittel- und Osteuropa und Südeuropa getan. Die Analyse unserer Situation durch die Kolleginnen und Kollegen war bestechend gut, und ich bin mir sicher, dass wir darauf aufbauen können. Wir haben es alle zusammen in der Hand, ein besseres Europa zu bauen, solidarisch, demokratisch und tolerant.“
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