Wolfsburg. Nach den Missbrauchs-Vorwürfen gegen einen ehemaligen Gruppenleiter der Wolfsburger Pfadfinder bezieht nun der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) Stellung zu den mutmaßlichen Übergriffen. Der Verein zeigt sich erschüttert und betont, sofort gehandelt zu haben, nachdem die Vorwürfe bekannt worden. Man wolle nun die Präventionsarbeit im BdP verstärken.
Vor dem Braunschweiger Landgericht wird derzeit der Prozeß gegen einen 38-jährigen Mann aus Wolfsburg verhandelt. Ihm wird vorgeworfen, in seiner Funktion als Gruppenleiter der Pfadfinder an seinen minderjährigen Pfadfindern vergangen zu haben. Gleich sechsmal soll es nach Angaben des Landgerichts zum sexuellen Missbrauch an Pfadfindern gekommen sein.
Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder macht in einer Pressemeldung deutlich, dass man dieses Vorfälle verurteilt.
"Als Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. sind wir über die mutmaßlichen Übergriffe eines ehemaligen Gruppenleiters aus Wolfsburg zutiefst erschüttert und in unseren Gedanken bei den Betroffenen. Pfadfinden bedeutet, Kinder und Jugendliche stark zu machen, sie auf ihrem Weg zu selbstbewussten und rücksichtsvollen Menschen zu begleiten. Wir unterstützen sie dabei, ihre Persönlichkeit frei von Gewalt und Machtmissbrauch zu entfalten und ihr Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit kennen zu lernen. Jegliche Handlungen, die die Kinderrechte missachten oder gar verletzen, verurteilen wir aufs Schärfste", teilt der Verein nun mit.
Bereits 2001 habe der BdP einen Arbeitskreis „intakt“ gegründet, der sich für die Prävention und Intervention bei Grenzüberschreitungen und sexualisierter Gewalt einsetzt. So würde es in Niedersachsen, wie in allen BdP-Landesverbänden, Vertrauenspersonen geben, an die sich alle Mitglieder und Gruppenleitungen wenden können, berichtet der Verein. Diese Vertrauenspersonen würden ein offenes Ohr sowohl für Betroffene als auch für alle Personen mit „einem komischen Gefühl“ bieten. Die Vertrauenspersonen sollen bei allen weiteren Schritten wie beispielsweise der Kontaktaufnahme zu einer professionellen Beratungsstelle und koordinieren nötigenfalls eine weitere Verfolgung des Falls im Landesverband unterstützen.
"Wir schulen regelmäßig alle Gruppenleiter*innen zu diesen Themen und konnten eine breite Aufmerksamkeit für das Thema Prävention vor sexualisierter Gewalt wecken. Dabei verdeutlichen wir, dass sich jeder Einzelne durch Hinsehen und Handeln engagieren kann. Mit unserem Verhaltenskodex und vielen weiteren Informationsmaterialien ermöglichen wir Betroffenen eine Hilfestellung für den ersten Schritt und sensibilisieren für das Thema. Unsere Präventionsarbeit setzt bereits bei kleinen Grenzverletzungen an und nimmt diese sehr ernst. Auch auf Grund dieser offenen Atmosphäre, in der Kinder und Jugendliche ihre Grenzen selbstbewusst benennen können und im Fall von unangenehmen Situationen vertrauensvolle Anlaufstellen kennen, ist es Betroffenen möglich, gegebenenfalls über negative Erlebnisse zu sprechen und diese Last nicht allein zu tragen", macht der Verein deutlich.
Nach Fall in Wolfsburg gehandelt
Im konkreten Fall in Wolfsburg habe der Landesverband Niedersachsen von einem Vorfall in Chattanooga/USA direkt nach der Veranstaltung erfahren und unmittelbar gehandelt. Dem mutmaßlichen Täter sei sofort der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen des Verbands untersagt worden und er sei binnen weniger Tage aus dem Verband ausgeschlossen worden. Die Betroffenen sowie die weiteren Mitglieder der Ortsgruppen sowie deren Eltern seien im Folgenden pädagogisch begleitet worden. Weitere Übergriffe seien dem Landesverband damals nicht bekannt gewesen.
"Wir arbeiten stetig daran, unsere Präventionsmaßnahmen auszubauen, unsere ehrenamtlichen Gruppenleitungen für auffällige Situationen oder Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen zu sensibilisieren und diese zu stärken, um es potentiellen Täter*innen in unserem Verband so schwer wie möglich zu machen. Wir werden außerdem weiterhin mit unserer „intakt“-Arbeit Betroffene ermutigen, diese unfassbare Last nicht alleine zu tragen und ihre Verletzungen nicht für sich zu behalten", heißt es aus der BdP-Landesgeschäftsstelle des Landesverband Niedersachsen.
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