Volkswagen schließt vorerst Staatshilfen aus - Fällt die Gewinnbeteiligung jetzt weg?

Der Autobauer Volkswagen war wegen eines Interviews von Vorstandschef Herbert Dieß und dessen Forderungen nach Hilfen für die Industrie in die Kritik geraten. Nun schloss VW die Inanspruchnahme solcher Hilfen aus. Auch über Dividenden und Boni für Mitarbeiter sei noch nicht abschließend entschieden worden.

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Auch Volkswagen hat mit der Coronakrise zu kämpfen.
Auch Volkswagen hat mit der Coronakrise zu kämpfen. | Foto: Rudolf Karliczek

Wolfsburg. In einem Tagesthemen-Interview vom 27. April sprach sich der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Dieß für staatliche Krisenhilfen für die Automobilindustrie aus. Im selben Interview bezeichnete Dieß das Aussetzen der Dividenden für das Geschäftsjahr 2019, sowie die Einstellung der Bonuszahlungen an die Mitarbeiter als "letztes Mittel" der Krisenbewältigung. Das hatte heftige Kritik hervorgerufen. Nun schließt der Autobauer die Inanspruchnahme staatlicher Hilfen vorerst aus.


Nach Staatshilfe rufen und gleichzeitig Dividenden auszahlen, das ginge gar nicht. Darüber waren sich viele Beobachter, etwa der JuSo-Vorsitzende und SPD-Parteivorstand Kevin Kühnert und weitere Politprominenz, einig. Eine Debatte über die Knüpfung von Staatshilfen an die Aussetzung von "Managerboni" und Aktienausschüttungen entbrannte. Auf Anfrage von regionalHeute.de schloss Volkswagen nun die Inanspruchnahme von staatlicher Hilfe vorerst aus.

Auch in Bezug auf die Dividenden macht der Automobilkonzern Einschränkungen. Demnach würde die Ausschüttung noch auf dem Gewinn des Geschäftsjahres 2019 basieren, das mit rund 20 Milliarden Euro Überschuss außerordentlich erfolgreich war. Außerdem, so ein Sprecher des Konzerns, liege man mit 25 Prozent unter dem Durchschnitt der anderen Dax-Konzerne. Der liegt laut Dividendennadel der Fachhochschule Hannover und der BFM Projects AG bei mehr als 30 Prozent. Eine abschließende Entscheidung, ob überhaupt ausgeschüttet werde, stehe aber noch aus. Darüber müsse die Aktionärsversammlung entscheiden. Die ist aber aufgrund der Corona-Krise auf unbestimmte Zeit verschoben.

Sind die Boni sicher?


Nach aktuellem Stand seien die Boni der Arbeitnehmer zwar sicher, es bliebe allerdings abzuwarten, ob sich das Gesamtergebnis weiter verschlechtere. Man plane allerdings mit einer Auszahlung. Die an die Mitarbeiter ausgezahlte Gewinnbeteiligung, beim Konzernteil Porsche laut Dieß immerhin bis zu 9.000 Euro, ergäben sich aus dem vorangegangenen Jahr. Damit wird der Bonus des Jahres 2020 aus dem Gewinn des Jahres 2019 bezahlt. Außerdem, so der Sprecher weiter, stocke man auch weiter das Kurzarbeitergeld der betroffenen Arbeitnehmer auf. Damit schlage der Konzern keinen Profit aus der Situation. Viel mehr sei man gleichzeitig auch Nettozahler in die Sozialkassen, aus denen das Kurzarbeitergeld am Ende des Tages bezahlt werde.

Trotz des bislang krisengeschüttelten Geschäftsjahres rechnet Volkswagen auch in diesem Jahr mit Gewinn. Der werde jedoch bei weitem nicht so üppig ausfallen wie in den vergangenen Jahren. Habe der operative Gewinn 2019 noch rund 17 Milliarden Euro nach Abzug der Kosten der Dieselkrise betragen, rechne man in diesem Jahr mit einem deutlich niedrigeren Ergebnis. Bislang habe der Konzern rund 500 Millionen Euro Gewinn gemacht, ein Einbruch von etwa 50 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Dabei waren die zwei Monate des Jahres noch deutlich schwächer von der Coronakrise betroffen.


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