Wolfsburg. Wichtige Entscheidungen zur Mobilität in Wolfsburg bringt die Stadt in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Stadtmarketing und Strategische Planung (Strategieausschuss) am Dienstag, 7. Juli, um 16 Uhr auf den Weg. Auf der einen Seite werden die übergangsweise geltenden Fahrplan- und Linienänderungen der Wolfsburger Verkehrs GmbH (WVG) in den Randzeiten ab dem 13. September eingebracht. Andererseits sollen flexible Bedienformen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ab Mitte 2021 testweise als Pilotprojekt in ersten ausgewählten Bereichen eingeführt werden, um die Machbarkeit dieser Angebote für einen späteren gesamtstädtischen Einsatz zu prüfen. Die Vorlagen sollen im Rat der Stadt am 15. Juli beschlossen werden. Hierüber berichtet die Stadt Wolfsburg in einer Pressemitteilung.
Bei der Fahrplan- und Linienänderungen geht es um eine übergangsweise Anpassung des Angebotes der WVG in den Tagesrandzeiten. Das aktuelle Busliniennetz der Stadt wurde im Juni 2013 vom Rat der Stadt beschlossen. In den folgenden Jahren wurden Änderungen der Linienverläufe und Fahrpläne vorgenommen, um neue Bau- und Gewerbegebiete anzubinden und Änderungswünsche aus den Ortsräten umzusetzen. Zudem wurden Anpassungen der Angebote an die bestehende Nachfrage vorgenommen. Um eine Evaluierung des derzeitigen Liniennetzes durchführen zu können, hat die WVG eine umfangreiche Analyse zur Auslastung der Busse durchgeführt. Diese Untersuchung ergab, dass insbesondere in den Rand- und Ferienzeiten sowie an den Wochenenden auf einigen Linien eine geringere Nachfrage besteht. Dieses wurde mehrfach in den Ortsräten thematisiert. Die Vorlage wurde nach einer ersten Initiative im Herbst 2019 aufgrund vieler gewinnbringender Vorschläge aus Politik und Öffentlichkeit noch einmal weiterentwickelt.
"Flexible Bedienformen"
Bei den sogenannten flexiblen Bedienformen handelt es sich um den Einsatz von flächenbasierten Bedarfsverkehren mit Kleinbussen, die ohne Bindung an einen festen Fahrplan oder eine feste Route als Ergänzung zu den fest verkehrenden Linien von Haltestelle zu Haltestelle die Zwischenräume bedienen. Sie sollen damit Synergieeffekte mit dem bestehenden ÖPNV-Netz schaffen. Gesteuert werde dieses System durch eine Dispositionssoftware, die die verschiedenen Fahrtwünsche auf die Kleinbusse verteilt, deren Routen optimiert, Parallelverkehre zu den Buslinien der WVG ausschließt und Anschlüsse zu diesen herstellt. Fahrgäste mit einer ähnlichen Fahrtstrecke teilen sich den Kleinbus (Pooling).
Aufgrund der vielen Stadt- und Ortsteile und der dadurch bedingten großflächigen Verteilung der Bevölkerung kommt der klassische liniengebundene ÖPNV bei der Befriedigung bestimmter Mobilitätsbedürfnisse jedoch an seine organisatorischen Grenzen. Insbesondere für schwer bündelbare Verkehrsbeziehungen in der Fläche, wie zum Beispiel Tangentialverbindungen zwischen Stadtteilen, sollen neue Lösungen entwickelt werden, um den ÖPNV weiter zu stärken.
Erste Tests in Teilräumen der Stadt
Die flexiblen Bedienformen sollen in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Großraum Braunschweig und der WVG testweise in ersten Teilräumen der Stadt umgesetzt werden, um das Potenzial eines später angedachten flächendeckenden Einsatzes in der Praxis zu prüfen. Für die ersten Tests wurden die Stadt- und Ortsteile ausgewählt, bei denen insbesondere eine hohe Bevölkerungsdichte die notwendige Fahrzeugauslastung erwarten lässt. So soll zudem die größtmögliche Anzahl an Personen im Stadtgebiet erreicht werden, die mit den zur Verfügung stehenden Fördermitteln abgedeckt werden kann. Das Pilotprojekt mit den flexiblen Bedienformen wird mindestens bis zum Ende der entsprechenden EFRE-Förderung betrieben, voraussichtlich bis zum 31. Dezember 2022. Wird die Förderung berücksichtigt und die Mitfinanzierung durch den Regionalverband, trägt die Stadt Wolfsburg einen Eigenanteil in Höhe von 300.000 Euro pro Jahr, insgesamt für den vorgesehenen Zeitraum also 450.000 Euro. Der Beschluss steht unter dem Vorbehalt einer Fördermittelzusage. Über den Stand der Projektumsetzung soll fortlaufend im Strategieausschuss berichtet werden.
Eine echte Alternative zum Auto
Die Auswirkungen der zu beschließenden Änderungen würden stetig evaluiert, sodass jederzeit die Möglichkeit zur Anpassung besteht. Diese fließen zudem zusammen mit den Erfahrungen aus dem erweiterten Anrufbussystem sowie jenen aus dem Pilotprojekt der flexiblen Bedienformen in die Entwicklung eines neuen ÖPNV-Konzeptes ein. Hierzu werden die Stadtverwaltung und die WVG beauftragt, in Abstimmung mit dem Regionalverband ein neues ÖPNV-Konzept zu konzipieren, sodass für die Bürger ein attraktives Angebot als echte Alternative zum eigenen Auto geschaffen wird.
Im Rahmen dieses Konzeptes wird sowohl das städtische Busliniennetz als auch das Fahrplanangebot neu entwickelt. Die Zielformulierung und die Kosten für eine Überplanung werden dem Rat in einer gesonderten Vorlage zur Entscheidung vorgelegt. Ziel wäre es, das neue, überarbeitete ÖPNV-Angebot nach Ablaufen des Pilotprojektes flexible Bedienformen und der Inbetriebnahme der Alternativen Grünen Route in Betrieb nehmen zu können.
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