Zittern um real: Standort Goslar schließt - Ist der Rest der Region sicher?

Bis zu 30 Filialen sollen laut der Gewerkschaft ver.di schließen. Die bisherigen Ankündigungen umfassen bislang 15 Standorte.

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Ob die Zukunft der drei real-Märkte in Braunschweig (hier Gliesmarode) sicher ist, steht in den Sternen
Ob die Zukunft der drei real-Märkte in Braunschweig (hier Gliesmarode) sicher ist, steht in den Sternen | Foto: Alexander Panknin

Region. Den 108 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des real-Marktes in Goslar wurde heute offenbart, dass es ihre Arbeitsplätze ab dem 31. Januar 2021 nicht mehr geben wird. Es ist nach Karstadt die zweite Hiobsbotschaft für Goslar. Bundesweit machten Pressemeldungen die Runde, dass die SCP-Gruppe, die real kürzlich von Metro übernahm, insgesamt acht Filialen schließen wolle. Nur der real in Goslar liegt in unserer Region. Sind die Filialen in Braunschweig, Wolfenbüttel und den anderen Städten damit sicher? Mitnichten, meint Sebastian Wertmüller von der vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Insgesamt stünden 30 Filialen auf der Abschussliste.


Die Schließung von sieben real-Standorten wurde bereits unter dem alten Eigentümer Metro bekannt gegeben. Mit den acht Standorten, welche seit heute bekannt sind, erhöht sich die Gesamtzahl auf 15. Hierzu gehören Duisburg-Süd, Herten-Westerholt, Mönchengladbach-Rheydt, sowie Leißling-Weißenfels, Bitterfeld-Wolfen, Berlin-Spandau und eben auch Frankenthal und Goslar. "Gerade einmal die Hälfte der Schließungen", meint Wertmüller. Auf Anfrage von regionalHeute.de wollte real sich zu den weiteren Schließungsfilialen nicht äußern. Auch nicht dazu, welche der Häuser sicher sind. Der zuständige Sprecher der SCP-Gruppe war im Laufe des gesamten heutige Montages nicht erreichbar. Betroffen sind nach Schätzungen der Gewerkschaft ver.di zwischen 800 und 1000 Mitarbeiter. "Alleine am Standort Goslar geht es um 108 Beschäftigte. Einige davon sind seit über 30 Jahren im Haus tätig", berichtet Werthmüller.

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Hoffnung für 141 Filialen


Seit der vergangenen Woche ist die SCP Group neuer und alleiniger Eigentümer von real. "Die Umsetzung des Transformationsprozesses von real liegt in der Verantwortung der SCP Retail Investments. Das Konzept des neuen Eigentümers sieht vor, für jeden Standort die bestmögliche Lösung zu finden. Dabei werden alle Märkte zunächst ohne Veränderungen weiterbetrieben. Mit dem vorgelegten Restrukturierungskurs des Unternehmens hat die deutlich überwiegende Mehrheit der rund 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Zukunft, wenn auch mittelfristig nicht mehr unter der Marke real", erklärt Frank Grüneisen, Sprecher der real GmbH auf Anfrage von regionalHeute.de.

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„Daher konnten bereits Übergaben für 88 real Standorte mit dem Unternehmen Kaufland sowie für 53 real Standorte mit dem Unternehmen Edeka vertraglich vereinbart werden. Zudem stehen wir mit weiteren führenden Unternehmen aus dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel in teils finalen Verhandlungen, mit dem Ziel, auch hier möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern“, fügt real CEO Bojan Luncer hinzu. Doch auch welche Filialen bereits in trockenen Tüchern sind, bleibt vorerst das Geheminis des Investors.

Verheerende soziale Folgen


ver.di kritisiert das Vorgehen hart: "Erst lässt die Metro als vorherige Eigentümern viele ihrer Filialen – so auch die in Goslar – herunterkommen, dann begeht das Unternehmen Tarifflucht, um die Lohnkosten zu senken und am Schluss werden die Häuser verkauft. Und der neue Investor schließt alles, was ihm unrentabel erscheint oder nicht zu seinen sonstigen Plänen passt", so das Statement Wertmüllers in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft ver.di.

Der zuständige Sekretär von ver.di Eberhard Buschbom-Helmke: „Eine ganz bittere Stunde für die Familien der betroffenen Mitarbeiter, egal was an Sozialplanansprüchen durch den Betriebsrat noch erzielt wird. Arbeitslosigkeit und die Vielzahl von Billigarbeitsplätzen machen deutlich, was die Kolleginnen erwartet, wenn die Rente noch zehn Jahre oder länger auf sich warten lässt.“

Kritik an der Stadt Goslar


ver.di kritisiert aber auch die Ansiedlungspolitik der Stadt Goslar in den letzten Jahren: Zu viel Einzelhandelsfläche im Stadtgebiet und den Gewerbegebieten für zu wenig Einwohner. Wertmüller: „Wer immer neue Einzelhandelsgeschäfte zulässt, ohne auf Kaufkraft und auf die Arbeitsbedingungen zu achten, schadet dem Handel in den Innenstädten und Fußgängerzonen und trägt zum Niedergang etablierter Betriebe bei.“

Wertmüller fragt: „Wo bleibt der Schutzschirm für Kolleginnen? Wo bleiben die Klatscher aus den Zeiten des Lockdowns? Wer hilft jetzt den Kolleginnen, die mit Sicherheit die Schließung nicht verursacht haben?“


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