Zu alt für ein Tier? So einfach ist es nicht!

Das Alter allein ist kein Grund, Tierinteressierte abzuweisen, sagt TASSO.

Eine Tier muss in die Lebenssituation passen.
Eine Tier muss in die Lebenssituation passen. | Foto: TASSO e.V./Angelina Brückner Fotografie

Region. Wann ist jemand zu alt für ein Tier? Ab welchem Alter sollten an Menschen keine Vierbeiner mehr vermittelt werden? Auf diese Fragen hat die Tierschutzorganisation TASSO e.V., eine klare Antwort.



Heike Weber, Leiterin Tierschutz bei TASSO, sagt: „Das Alter allein ist kein Grund, Tierinteressierte pauschal von der Vermittlung auszuschließen.“ Weber, die jahrelang als Tierheimleitung tätig war, kennt die Vorurteile, denen sich ältere Menschen ausgesetzt fühlen, wenn sie sich für die Aufnahme eines Tieres interessieren. Sie hat schon häufig gehört, dass Personen aufgrund ihres Alters pauschal zurückgewiesen wurden. „Ich halte es jedoch für falsch zu sagen, ab 60 Jahren vermitteln wir prinzipiell kein Tier mehr. Ältere Menschen haben sogar häufig mehr Zeit, sind finanziell gut aufgestellt, ihre Lebenssituation ist nicht mehr vom schnellen Wandel geprägt und sie können sich motiviert um die Bedürfnisse des Tieres kümmern“, sagt Weber.

Auf Menschen und ihre Situation schauen


Sie betont, dass es bei jeder Vermittlung wirklich wichtig ist, auf die einzelnen Menschen und ihre Situation zu schauen. Tierinteressierte – jeglichen Alters – sollten vorab gründlich darüber nachdenken, welches Tier zu ihnen passt und ob sie diesem wirklich ein Tierleben lang gerecht werden können. Ganz unabhängig davon, ob sie sich an den Tierschutz wenden oder entscheiden, ein Tier vom Züchter aufzunehmen. „Wichtig ist, dass Tierinteressierte sich, bevor ein Tier einzieht, genau über dessen Bedürfnisse informieren und dann vernünftig einschätzen, was sie selbst leisten können und wobei sie vielleicht Unterstützung brauchen. Hierzu gehört vor allem auch, Notfallpläne zu schmieden und zu überlegen, wie sie im Ernstfall auf veränderte Situationen reagieren würden“, stellt Weber klar. „Unabhängig vom Alter des Menschen braucht man ein funktionierendes Netzwerk, auf das man zurückgreifen kann, wenn ein Tier ins Leben kommt.“


Tiere müssen ins Leben passen


Sicherlich sei es nicht die beste Idee, wenn jemand, der schon seit Jahren Probleme mit der Hüfte hat und nur kurze Strecken laufen kann, sich für einen besonders aktiven Welpen entscheidet, räumt Weber ein. „Aber vielleicht wäre diese Person, die gerne und viel zu Hause ist, der perfekte Mensch für die beiden älteren Katzen, die ein ruhiges und schönes Heim suchen. Oder auch für einen schon etwas ruhigeren älteren Hund, der mit kleinen täglichen Spaziergängen mehr als zufrieden ist. Wichtig ist einfach, dass Mensch und Tier in allen Bereichen gut zusammenpassen.“ Dann können auch Seniorinnen und Senioren gute Tierhalter sein. Weber plädiert dafür, dass Tierheime und Tierschutzorganisationen, aber auch Züchterinnen und Züchter wirklich individuell auf die Interessierten und ihre Situation schauen und nicht vorrangig darauf, wie alt sie sind, ob sie ein Eigenheim besitzen oder wie die familiäre Lage ist. „Ein Haus mit Garten macht aus Interessierten nicht automatisch eine gute Hundefamilie – und umgekehrt.“


Das Beste für das Tier


Dennoch versteht Weber auch aus eigener Erfahrung, dass Tierheime genau hinschauen müssen, wem sie ein Tier vermitteln. „Leider macht man über die Jahre immer wieder schlechte Erfahrungen und stellt plötzlich fest, dass Menschen, die gut vorbereitet schienen, doch nur wenig Ahnung von Tierhaltung haben oder nicht bereit sind, sich langfristig auf die Bedürfnisse des Tieres einzulassen. Deswegen schauen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Tierheimen sehr genau hin. Das ist aber in der Regel nicht persönlich gemeint und sollte immer so verstanden werden, dass sie das Beste für ihre Schützlinge wollen“, wirbt Weber auch um Verständnis für die Situation der Tierheime und um Offenheit und Ehrlichkeit von beiden Seiten bei der Vermittlung – immer zum Wohle der Tiere.


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