Braunschweig/Wolfenbüttel. Fast wöchentlich jagte die "Audi-Bande" im vergangenen Jahr in Niedersachsen in der Nacht einen Geldautomaten in die Luft - nun sitzen zwei Mitglieder der Bande in Haft. Auch in Wolfenbüttel hätten sie am 21. April zugeschlagen. Dies teilt das Landeskriminalamt Niedersachsen mit.
Nach intensiven Ermittlungen habe das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der niederländischen Polizei zwei Geldautomaten-Sprenger festgenommen. Bereits am 19. Februar habe die Polizei im niederländischen s´Hertogenbosch einen 28 Jahre alten Mann gefasst, der per europäischem Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Braunschweig gesucht worden war. Er stehe im Verdacht, am 21. April vergangenen Jahres zusammen mit drei noch flüchtigen Komplizen einen Geldautomaten in Wolfenbüttel gesprengt zu haben. Bei der Durchsuchung der Wohnung habe die Polizei zwei Pistolen im Kaliber 9 Millimeter gefunden.
Wohnhaus in weiten Teilen zerstört
Ein zweiter Tatverdächtiger aus Utrecht sitze bereits in Untersuchungshaft. Ihm werfen die Beamten der Sonderermittlungsgruppe im LKA Niedersachsen zwei Sprengungen vor. In Weener sei in der Nacht auf den 20. Oktober 2017 der Geldautomat in der Filiale einer Deutschen Bank in die Luft geflogen, im März 2018, in der Nacht auf Ostersamstag, habe der Verdächtige mit weiteren Tätern einen Geldautomaten im nordrhein-westfälischen Spenge gesprengt. Hier sei nach der Tat eine Gasflasche explodiert und durch die gewaltige Detonation sei das angrenzende Wohnhaus in weiten Teilen zerstört worden. Das Fluchtfahrzeug, ein hochmotorisierter Audi, wurde kurz hinter der Landesgrenze in Melle bei Osnabrück gefunden.
Der 25-Jährige sei bereits wenige Monate nach der Tat in Spenge im August 2018 in den Niederlanden festgenommen worden. Allerdings verzögerte sich die Auslieferung nach Deutschland, da gegen den Tatverdächtigen im Nachbarland noch zwei Verfahren wegen Unterlassener Hilfeleistung mit Todesfolge und Hehlerei anstehen. Erst am 14. Februar sei der Mann den niedersächsischen Behörden überstellt worden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Osnabrück erließ ein Richter des dortigen Amtsgerichts Haftbefehl.
Polizei geht von mehreren Gruppierungen aus
Mit Blick auf 54 Sprengungen von Geldausgabeautomaten in 2018 (in 37 Fällen blieb es dabei beim Versuch) geht das LKA Niedersachsen in diesen Fällen von mehreren Tätergruppierungen aus. Darunter seien eine rund 350 Personen starke Gruppe aus den Niederlanden, eine aus Polen sowie Gruppierungen, bei denen es sich um Nachahmungstäter oder örtliche Täter handele. Die Beamten des LKA Niedersachsen rechnen die beiden Festgenommenen einer Tätergruppe aus dem Großraum Utrecht zu. "Die Festnahme der beiden Täter ist ein toller Erfolg. Der Fall zeigt erneut, wie wichtig und wirksam das Instrument der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, der direkte und unmittelbare Informationsaustausch bei der Strafverfolgung von reisenden Tätern ist", so LKA-Präsident Friedo de Vries. "Wir werden weiter gegen die kriminellen Gruppen vorgehen!"
Im Frühjahr 2018 hätten die Staatsanwaltschaften aus Arnheim, Aachen und Osnabrück zusammen mit dem LKA Niedersachsen, dem LKA Nordrhein-Westfalen und der Polizei in Enschede ein Joint Investigation Team (JIT) gebildet, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu erleichtern.
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