Zweiter Prozesstag im Fall Manczak: Welche Rolle spielt der Fiat?

Zeugen hatten am mutmaßlichen Tattag einen kleinen Fiat in der Nähe des Wohnhauses der Familie Manczak gesehen. Der Wagen wurde von einer Autovermietung angemietet.

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Der Angeklagte zwischen seinen Verteidigern.
Der Angeklagte zwischen seinen Verteidigern. | Foto: Anke Donner

Region. Tag zwei im Mordprozess im Fall des vermissten und mutmaßlich getöteten Karsten Manczak aus Othfresen. Auch heute macht der Beschuldigte, der 50-jährige Bundespolizist Martin G. von seinem Recht zu schweigen gebrauch. In den Zeugenstand wurden am heutigen Freitag vier Zeugen gerufen. Schon in der Befragung der ersten Zeugin rückte ein Kleinwagen in den Fokus.



Die 52-Jährige aus der unmittelbaren Nachbarschaft der Manczaks berichtete von ihren Beobachtungen, die sie am mutmaßlichen Tattag, dem 13. April, in den frühen Morgenstunden gemacht hatte und die ihr seltsam vorkamen, wie sie selber sagt.

Gegen 4.30 Uhr seien ihr auf der Straßen vor ihrem Wohnhaus, das sich unweit des Hauses der Familie Manczak befindet, zwei Autos aufgefallen. Bei einem könne es sich um den Caddy der Manczaks gehandelt haben, sagte sie. Zwar habe sie die Farbe des Autos als eher dunkel wahrgenommen, aber das Kennzeichen – GS-KK – stimmte. Das andere Fahrzeug sei ein schwarzer Kleinwagen gewesen. Ein Fiat, wie sie meint. Teile des Kennzeichens hatte sie aber sich gemerkt. Das Kennzeichen sollte in dieser Vernehmung noch eine wichtige Rolle spielen.

Zeugen sahen Fiat am Tattag


Zwischen 4.30 und 7 Uhr hatte die Nachbarin immer wieder aus dem Wohnzimmerfenster geschaut, weil es ihr „komisch vorkam“, dass in den frühen Morgenstunden solch ein reger Verkehr in der sonst ruhigen Wohngegend herrschte. Dabei habe sie gegen 5.35 Uhr eine männliche Gestalt bemerkt, die zwischen den Fahrzeugen stand. Um was für eine Person genau es sich handelte, konnte die Frau nicht sagen. Auch nicht, ob es Karsten Manczak gewesen sein kann. Gegen 5.40 Uhr sei dann der Caddy weggefahren, der Fiat blieb stehen. Bis zum Mittag etwa. Zumindest war das Auto nicht mehr da, als sie gegen 13 Uhr nachhause kam, sagt sie. Ihre Tochter und ihre Nachbarin hätten den Wagen ebenfalls gesehen. Aus deren Erzählungen wisse sie auch, dass es sich um die 500er-Baureihe handelte.


Auch auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Dr. Ralf Polomski und des Strafverteidigers Martin Nitschmann blieb sie bei ihrer Aussage, dass es sich bei dem von ihr gemerkten Kennzeichen um die Buchstabenkombination BS-WQ handelte. Dessen sei sie sich ganz sicher. Auch ihre Schwägerin hätte ein Q im Nummernschild erkannt. So hatte sie es dann auch der Polizei mitgeteilt, als sie erfuhr, dass Karsten Manczak vermisst sei.

Angeklagter hatte Fiat gemietet


Polomski las sodann aus dem Polizeibericht in dieser Sache vor. Nach der Aussage der Zeugin habe es Ermittlungen bezüglich des Fahrzeuges gegeben. Diese erbrachten, dass ein Fiat 500 in Schwarz mit den genannten Kennzeichenteilen nicht zugelassen sei. Weitere Ermittlungen hätten dann aber ergeben, dass zwei solcher Autos mit Braunschweiger Kennzeichen auf die Fahrzeugvermietung Harms mit Sitz in Salzgitter zugelassen seien. Angemeldet waren die Autos auf BS-PU-310 und BS-PU 311. Die Ermittlungen hätten aber auch ergeben, dass eines dieser Fahrzeuge zwischen dem 10. und 13. April, 10 Uhr, von dem Angeklagten gemietet worden sei. Laut Polomski hatte G. mit dem Auto 142 Kilometer zurückgelegt.


Wie es zu den unterschiedlichen Kennzeichen kommen konnte, konnte im Rahmen des Verhandlungstages nicht geklärt werden. Doch Verteidiger Nitschmann warf ein, dass es sich möglicherweise ja auch um ein falsches Kennzeichen handeln könne. Zudem bat er die Kammer darum, darzulegen, wo sich das zweite Mietauto der Marke Fiat zum fraglichen Zeitpunkt befand. Zur Erhellung der Kennzeichenfrage sollen nun auch noch die Tochter und Schwägerin der Zeugin befragt werden.


Schon am ersten Prozesstag spielte der Fiat eine nicht unwesentliche Rolle in einer Zeugenaussage. Eine andere Nachbarin der Familie Manczak hatte ausgesagt, dass ihr am mutmaßlichen Tattag gegen 8 Uhr ebenfalls ein Fiat mit Braunschweiger Kennzeichen aufgefallen sei. An die Farbe könne sie sich nicht erinnern, sagte die 60-Jährige aus. Aber sie könne sich daran erinnern, dass das Auto irgendeine Besonderheit aufwies, möglicherweise sei es zweifarbig gewesen und vielleicht ein schwarzes Dach hatte. Auch an das Kennzeichen könne sie sich nicht genau erinnern - es sei aber irgendwie außergewöhnlich gewesen. "Es war ein merkwürdiges Kennzeichen - Q,X,Y", sagt sie aus. Wie lange das Auto dort stand, wisse sie nicht. Aber sie sei sich sicher, dass das Auto der Manzcaks nicht mehr stand, als sie an dem Morgen gegen halb acht zur Arbeit gefahren ist.

Mit dem Taxi von Salzgitter nach Groß Döhren?


Der zweite Zeuge des Tages erklärte, dass er in den Mittagsstunden des 13. April einen Fahrgast vom Bahnhof Salzgitter-Ringelheim nach Groß Döhren zum Friedhof fuhr. Während der Fahrt habe man sich über Fußball unterhalten. Hierbei erwähnte der Fahrgast, dass er selbst in Döhren Fußball gespielt habe. Bei dem Fahrgast könnte es sich um den Angeklagten Martin G. gehandelt haben. Richtig beschreiben konnte der Taxifahrer den Mann aber nicht, sagt er. Er könne nur sagen, dass der Mann etwa 1,70 bis 1,75 Meter groß und dunkelhaarig war. Er sei zudem komplett dunkel gekleidet gewesen. Das Gesicht habe er aufgrund der Maske nicht erkennen können. Zum Abgleich wurden dem Taxifahrer von der Polizei Fotos vorgelegt. Bei einem Foto sei er sich zu 30 Prozent sicher, seinen Fahrgast wieder zuerkennen. Das Foto, welches Richter Polomski im Gerichtssaal hochhielt, zeigte jedoch nicht Martin G.

Der Caddy auf dem Expo-Gelände


Zwei weitere Zeugen des heutigen Verhandlungstages sagten zu dem Caddy der Familie Manczak aus, der am 16. April auf dem Expo-Gelände in Hannover gefunden wurde. Ein 25-Jähriger hatte das Fahrzeug entdeckt und sich an einen Instagram-Post erinnert, in dem das Fahrzeug gesucht wurde. Der junge Mann, der des Öfteren seine Mittagspause in diesem Bereich verbringe, konnte jedoch nicht sagen, wie lange das Auto dort schon gestanden hatte.


Dazu konnte ein anderer Zeuge etwas sagen. Er hatte das Auto bereits am Tag zuvor auf jenem Parkplatz gesehen, auf dem es gefunden wurde. Der Caddy hatte demzufolge am 15. und 16. April am "Holländischen Pavillon" gestanden, möglicherweise sogar schon am 14. April, einen Tag nachdem Karsten Manczak spurlos verschwand.

Am Montag geht der Prozess vor dem Landgericht weiter. Dann sollen Karsten Manczaks Ehefrau und Söhne aussagen.


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