Harzwasserwerke rüsten sich für Anhalten der Trockenperiode

Da zurzeit auch für die kommenden Wochen unterdurchschnittliche Niederschläge vorhergesagt werden, stehen die Wasserampeln sowohl für den Grundwasser- als auch für den Talsperrenbereich auf rot.

Die Okertalsperre
Die Okertalsperre | Foto: Marvin König

Region. Aufgrund der ausbleibenden Niederschläge in ganz Niedersachsen, fallendem Grundwasser und niedrigen Talsperrenfüllständen bereiten sich die Harzwasserwerke eigenen Aussagen zufolge auf eine Fortsetzung der Trockenperiode vor.



„Dieses Jahr haben wir wieder einige Rekorde aufgestellt: So war 2022 bisher das wärmste unserer Aufzeichnungen mit einer aktuellen Durchschnittstemperatur bis Ende November von 10,2 Grad Celsius an unserer Messstation an der Odertalsperre. Das Jahresmittel von 1991 bis 2020 hätte dort bei 7,4 Grad Celsius liegen sollen“, sagt Marie Kleine, Pressesprecherin der Harzwasserwerke. „Und an unserer Niederschlagsmessstation Torfhaus fehlt mit 1235 Millimeter zusammengezählt seit 2018 zu den mittleren Verhältnissen fast eine Jahresniederschlagsmenge. Die liegt dort im Mittel nämlich sonst bei 1447 mm.“ Auch an den Messstellen im Norden Niedersachsens an den Grundwasserwerken ist die Trockenheit spürbar. „Dort fehlen uns zum Beispiel an der Messstation in Ristedt bei Bremen kumulativ seit 2018 rund 41 Prozent eines mittleren Jahresniederschlages“, sagt Kleine. Die Folgen seien fallende Grundwasserstände.

Rote Wasserampeln und ergriffene Maßnahmen


„Da zurzeit auch für die kommenden Wochen unterdurchschnittliche Niederschläge vorhergesagt werden, sind unsere Wasserampeln sowohl für den Grundwasser- als auch für den Talsperrenbereich rot“, sagt Kleine. „Unsere Versorgung von rund zwei Millionen Menschen in Niedersachsen und Bremen ist zwar für die kommenden Monate gesichert, aber wir müssen uns auf den ungünstigsten Fall, eine Fortsetzung der Trockenperiode, vorbereiten.“

Unterwasserabgabe wird reduziert


Darum haben die Harzwasserwerke jetzt weitere Maßnahmen ergriffen für den Fall, dass auch 2023 wieder unterdurchschnittlich trocken wird. „Wir haben die Trinkwasserproduktion an den Talsperrenwasserwerken Söse und Ecker etwas erhöht, um das der Grane zu entlasten und so unsere Ressourcen optimal zu nutzen“, sagt Maik Uhlen, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft bei den Harzwasserwerke. Das miteinander verbundene und vernetzte Leitungssystem der Harzwasserwerke, das vom Harz bis nach Göttingen, Bremen und Wolfsburg geht, macht solche Lastverschiebungen möglich. „Außerdem werden wir ab Ende der Woche die Unterwasserabgabe der Okertalsperre in Absprache mit der Talsperrenaufsicht des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) über einen Sonderbetriebsplan regeln und die Unterwasserabgabe außerplanmäßig auf ein vertretbares Maß reduzieren“, sagt Uhlen.


Weitere Talsperren wie die Söse- und Innerstetalsperre könnten im kommenden Jahr folgen, sollte sich die Situation nicht entspannen. Weitere Maßnahmen würden außerdem für das kommende Jahr vorbreitet. „Mit den multifunktionalen Speichern der Talsperren haben wir die Möglichkeit, in der jetzigen Situation zu reagieren“, erklärt Kleine. „Talsperren sind besonders gut geeignet, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Sie sind nicht nur Trinkwasserspeicher, die sich bei Niederschlag auffüllen und Hochwasserschutz für Niedersachsen betreiben, sondern ihr Wasser hält auch in den besonders trockenen Perioden die Flusssysteme im Vorharz bis weit in die Tiefe Niedersachsens am Laufen. Diese Dürreperioden werden durch den Klimawandel immer häufiger.“

Herausforderung Klimawandel


„Die wiederkehrende extreme Trockenheit und die Verschiebung der Niederschläge auf unplanbare, lokale Großereignisse sind für die Wasserwirtschaft eine zunehmende Herausforderung“, sagt Uhlen. „Wichtig ist jetzt, wie viel Niederschlag wir bis zum Ende des Winters tatsächlich bekommen werden.“ Besonders sichtbar werden die Auswirkungen des Klimawandels auch im Jahresverlauf der Talsperren: So führte in den vergangenen Jahren fehlender Niederschlag vor allem in der zweiten Hälfte des Jahres jeweils zu einem deutlichen Abfall der Talsperren-Füllstände. „Aktuell ist zum Beispiel die Okertalsperre mit nur rund 19,5 Prozent gefüllt“, sagt Uhlen. „Das langjährige Mittel der vergangenen 30 Jahre liegt im Dezember bei rund 54 Prozent.“

Um zukünftig den Auswirkungen des Klimawandels bestmöglich entgegentreten zu können, wollen sich die Harzwasserwerke mit ihrem Versorgungsnetz an die neuen Herausforderungen durch Extremwettersituation wie die sich fortsetzende Trockenheit anpassen. Dazu haben Forscher den Harz untersucht und Möglichkeiten identifiziert, wo noch weitere Wasserressourcen erschlossen werden könnten. Die Ergebnisse dieses Projektes „Energie- und Wasserspeicher Harz“ sollen bald der Öffentlichkeit präsentiert werden.


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