Wärme und Trockenheit: Reicht das Trinkwasser in den Talsperren?

Langfristig müsse man sich aufgrund des Klimawandels darauf einstellen, dass die Trockenheit noch zunehmen wird.

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Die Innerstetalsperre.
Die Innerstetalsperre. | Foto: Marvin König

Region. Mit wenig Regen, anhaltender Wärme und Temperaturen jenseits der 30 Grad-Marke zeigt sich der Sommer von seiner besten Seite. Doch all das kann auch weniger schöne Seiten haben: Die Gefahr für Wald-und Flächenbrände steigt und Wasser in den Flüssen wird knapp. Doch wie sieht es derzeit mit den Talsperren aus, die unsere Region mit Trinkwasser versorgen? regionalHeute.de hat bei den Harzwassserwerken nachgefragt.



Von dort gibt es Entwarnung. Die Trinkwassertalsperren im Westharz seien trotz geringer Niederschläge seit März 2022 zu rund 74 Prozent gefüllt. "Dieser Wert liegt nur drei Prozentpunkte unter dem langjährigen Mittel. Grund für diesen guten Füllstand trotz Trockenheit sind zwei kleine Hochwasser im Februar, die im Oberharz zu überdurchschnittlichen Niederschlägen geführt hatten. Die Versorgungssicherheit ist zur Zeit gesichert", sagt Marie Kleine, Sprecherin der Harzwasserwerke auf Nachfrage.

Normaler Vorgang


Durch die anhaltende Trockenheit im Harz, die warmen Temperaturen und die Verdunstung durch Sonneneinstrahlung würden die Füllstände der Talsperren seit dem Frühling beständig fallen, da durch die Niedrigwassererhöhung und die Trinkwasserproduktion ja auch beständig Wasser aus den Talsperren abgegeben werde. "Das ist aber an sich ein normaler Vorgang, denn genau für diese Schwankungen sind Talsperren gebaut worden. Besonders ist allerdings die Dauer der Trockenheit, die hohe Verdunstungsmengen in den Talsperren in den vergangenen Jahren durch die hohen Temperaturen und die steigende Abnahmemenge der Verbraucher bei Trockenheit", erklärt Marie Kleine weiter.


Neue Systeme entwickeln


Langfristig müsse man sich aufgrund des Klimawandels darauf einstellen, dass die Trockenheit noch zunehmen wird. Bisher hätten die Talsperren dem Stresstest standgehalten und gezeigt, dass sie sehr gut geeignet seien, um Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. "Für die Zukunft rechnen wir aber damit, dass unser jetziges System nicht ausreichen wird. Darum forschen wir im Projekt Energie- und Wasserspeicher Harz, wie wir unsere Anlagen im Harz verändern können, um auch langfristig diese Aufgabe zu erfüllen. Vom Talsperrenneubau bis zum Bau von Stollen wird dabei alles geprüft."

Wichtig für das Ökosystem


Einerseits seien die Talsperren enorm wichtig für den Hochwasserschutz in Niedersachsen vom Harz aus gesehen bis nach Hannover und Braunschweig. Andererseits hat das Wasser aus den Talsperren teilweise bis zu 80 Prozent des Flusswassers der Flüsse Oker, Innerste und Ecker in den Trockenjahren 2018 und 2019 gestellt, erklärt Marie Kleine weiter. Ohne die Talsperren würden Ökosysteme trocken fallen, das Wasser könnte von der Industrie nicht zur Kühlung genutzt werden und für Kläranlagen nicht zum Einleiten. Darüber hinaus werden aus ihnen zusammen mit den Grundwasserwerken in Niedersachsen und Bremen rund zwei Millionen Menschen versorgt.


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