Wolfenbütteler Kreismagazin auf Eis gelegt

Die SPD hält das Projekt derzeit für nicht finanzierbar. Heftige Kritik kommt von der CDU.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Bereits 2017 hatte der Wolfenbütteler Kreistag entschieden, ein Kreismagazin einzurichten. Dieses sollte der analogen und digitalen Bewahrung von Sammlungen von regionalgeschichtlichem Interesse und der Öffentlichkeit als Lernort dienen. Nach fünf Jahren sollte es nun endlich in die konkrete Umsetzung gehen. Die Kreisverwaltung hatte dem Kreistag in seiner Sitzung in der vergangenen Woche ein Konzept vorgelegt. Doch dieses ist jetzt überraschend in der Schublade verschwunden.



"Die Vorlage zum Kreismagazin wurde mit 14 zu 26 Stimmen mehrheitlich abgelehnt", berichtet Landkreissprecher Andree Wilhelm auf Anfrage von regionalHeute.de.

"Nur mit Schulden zu finanzieren"


Den Stein ins Rollen brachte die SPD-Fraktion. Deren Fraktionsvorsitzender Harald Koch führt dafür im Gespräch mit regionalHeute.de finanzielle Gründe an. Das Konzept an sich sei hervorragend, doch derzeit nicht finanzierbar. Man würde jährlich 200.000 Euro bezahlen und das auf 30 Jahre. Da kämen mehrere Millionen zusammen. Angesichts der Verpflichtungen des Landkreises etwa beim Zivil- und Katastrophenschutz, sei dies nur mit weiteren Schulden zu finanzieren.

Zum jetzigen Zeitpunkt sei das Projekt aus Sicht der SPD nicht umsetzbar, so Koch. Es gebe wichtigere Dinge. Sollte sich die finanzielle Situation ändern oder ein weniger langfristiges Konzept vorliegen, würde man sich der Sache aber nicht verschließen.

Das sagt die Kreisverwaltung


Die Kreisverwaltung nimmt zu der unerwarteten Entwicklung wie folgt Stellung:

"In einer Pilotphase hat das Bildungszentrum seit 2019 das vorliegende Konzept für ein Kreismagazin entwickelt. Neben dem Verwahren regionalgeschichtlich bedeutsamer Dokumente beinhaltet das Konzept Aufgaben der Vermittlung und Vernetzung. Dieser Ansatz verfolgt das Ziel, Regionalgeschichte zu vermitteln, Ehrenamt zu stärken und einen Austausch über regionale Identität zu ermöglichen. An der Konzeptentwicklung waren viele Partnerinnen und Partner sowie viele unterschiedliche Personengruppen beteiligt. Wir danken allen, die sich mit ihrer Expertise, ihren Gedanken und Ideen in das Projekt eingebracht haben.

Die Bewahrung regionalgeschichtlich bedeutsamer Dokumente bleibt ein wichtiges Thema für den Landkreis Wolfenbüttel. Das Bildungszentrum wird nun schauen, wie mit den Bedürfnissen der Heimatpflege umzugehen ist. In einem ersten Schritt wird dies bei einem Treffen der Heimatpflegerinnen und Heimatpflegern Ende September diskutiert."

"Beerdigung erster Klasse"


Deutliche Worte der Kritik findet dagegen der CDU-Kreistagsabgeordnete Frank Oesterhelweg, der die Idee für ein Kreismagazin maßgeblich mitinitiiert hatte. „Unser CDU-Antrag, der aus meinen Gesprächen mit Jürgen Kumlehn heraus entstanden ist, wurde im Februar 2017 (!) gestellt. Es ging um die Bewahrung alter, verwaister Dokumente, Sammlungen etc. Schon damals konnte man erahnen, dass vor allem die Sozialdemokratie dem Projekt kritisch gegenüber stand. Zerreden, verschleppen, (unter dem Deckmantel von Pilotphase und Untersuchungen) verwässern … so sehe ich das. Schade um alte Sammlungen, die Arbeit unserer Heimatpfleger und unsere heimatliche Geschichte und Kultur! Jetzt ab in die Schublade, Beerdigung erster Klasse. Aber halt, eine Chance haben wir noch: Möglicherweise, nach einer gewissen Schamfrist, holt man unseren Vorschlag wieder raus, setzt auf die Vergesslichkeit der Menschen und verkauft diesen als eigenes Projekt. Schau‘n wir mal ….“


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