153 Millionen Euro: Offene Forderungen belasten Städte in der Region

Über 153 Millionen Euro an offenen Beträgen stehen in den Städten der Region aus. Ein aktuelles Ranking von regionalHeute.de zeigt, wo die größten Rückstände von Bürgern und Unternehmen gegenüber den Kommunen bestehen.

von


Symbolbild
Symbolbild | Foto: Pixabay

Region. Städte in der Region kämpfen mit säumigen Zahlern. Unbezahlte Rechnungen von Bürgern und Unternehmen summieren sich auf Millionenbeträge. Dabei zeigen sich teils große Unterschiede. Eine Auswertung aktueller Daten, die die Städte auf Nachfrage von regionalHeute.de bereitgestellt haben, gibt Einblick in das Ausmaß der säumigen Zahlungen.


Ob Steuern, Bußgelder, Mieten oder soziale Leistungen – die Außenstände von Bürgern und Unternehmen belasten die ohnehin schon klammen Haushaltskassen der Städte. Während einige Städte auf zentrale Vollstreckung setzen, prüfen andere bereits neue Wege wie die Beauftragung privater Inkassounternehmen. Die Rückführung offener Forderungen bleibt ein arbeitsintensives, aber finanziell bedeutsames Thema für jede Kommune.

Über 153 Millionen Euro Schulden bei den Kommunen


Insgesamt belaufen sich die Forderungen der Städte in der Region gegenüber Dritten auf über 153 Millionen Euro. Die höchsten Außenstände verzeichnet Braunschweig – dicht gefolgt von Wolfsburg und Salzgitter. Bei der Bewertung der Forderungen sollte jedoch die Einwohnerzahl sowie die Anzahl der Gewerbebetriebe in den jeweiligen Städten berücksichtigt werden, da diese Faktoren maßgeblichen Einfluss auf die Höhe der offenen Forderungen haben.

Braunschweig: Rekordniveau bei offenen Forderungen


Mit 71,5 Millionen Euro an offenen Forderungen führt die Stadt Braunschweig das Ranking deutlich an. Zwar sind die Außenstände im ersten Quartal 2025 teilweise beglichen worden, zum Jahresende 2024 lag der Wert jedoch bei über 79 Millionen Euro. Besonders betroffen ist der Bereich Unterhaltsvorschuss. Auch Gewerbesteuer macht einen großen Anteil aus. Verjährungsdaten werden nicht zentral erfasst, das Forderungsmanagement erfolgt gestuft über Mahnung, Vollstreckung und notfalls Sachpfändung.

Wolfsburg: Forderungen steigen trotz Entspannung


Die Autostadt folgt mit rund 47,5 Millionen Euro an offenen Forderungen zum Jahresbeginn 2025. Zwar lag der Höchststand 2024 bei knapp 52 Millionen, dennoch zeigt sich ein langfristiger Aufwärtstrend. Hauptursachen: Steuern und Bußgelder. Der Forderungseinzug ist zentral organisiert, die Debitorenbuchhaltung übernimmt Mahnungen, die Stadtkasse führt Zwangsmaßnahmen durch. Eine statistische Erfassung von Verjährungen erfolgt nicht.

Salzgitter: Inkasso als politische Option


Mit 18,1 Millionen Euro (Stand Ende 2024) liegt Salzgitter auf Platz 3. Besonders schwer wiegen rückständige Gewerbesteuern (5,3 Millionen), Bußgelder (1,29 Millionen) und Grundsteuer. Die Stadt prüft derzeit, ob ein Inkassounternehmen beim Einzug helfen könnte. Der Arbeitsaufwand in der Stadtkasse wächst stetig, sodass ein externes Modell möglicherweise Entlastung bringen soll. Aktuell erfolgt die Vollstreckung klassisch über Mahnung, Pfändung und Vermögensauskunft.

Wolfenbüttel: Forderungen explodieren


Die Kreisstadt verzeichnet einen Anstieg von 4,17 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 6,23 Millionen Euro im Jahr 2025.Der Hauptanteil (60 Prozent) entfällt auf Steuern. Die Stadt begegnet der Entwicklung mit einem zweigleisigen Forderungsmanagement aus Stadtkasse und Vollstreckungsaußendienst. Verjährung wird durch rechtzeitige Maßnahmen verhindert.

Peine: Moderate Summen, aber ansteigende Tendenz


In Peine belaufen sich die offenen Forderungen auf rund 4,7 Millionen Euro. Während 2023 noch bei rund 642.000 Euro lag, zeigen die Zahlen für 2024 mit 1,2 Millionen bereits eine deutliche Steigerung. Grund: hohe Einzelforderungen bei Gewerbe- und Grundsteuer sowie Klärungsbedarf durch die Grundsteuerreform. Die Stadtkasse ist für das gesamte Mahn- und Vollstreckungsmanagement zuständig.

Goslar: Forderungen nahezu verdoppelt


Auch Goslar kämpft mit wachsenden Außenständen. Der Bestand stieg von 1,8 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 3,4 Millionen Euro im Mai 2025. Die größten Posten: Gewerbesteuer und Grundbesitzabgaben. Die Stadtkasse ist zentral für das Mahn- und Vollstreckungsverfahren zuständig. Im Haushalt wird vorsorglich ein Ausfallbetrag eingeplant.

Gifhorn: Starke Schwankungen – aber steigender Trend


Gifhorn verzeichnet einen Anstieg von 560.000 Euro in 2023 auf derzeit 1,75 Millionen Euro. Der Hauptanteil (1,2 Millionen) sind Steuern. 2024 wurden bereits 22.400 Euro wegen Verjährung abgeschrieben. Ein neues Konzept zur Optimierung des Forderungsprozesses ist in Arbeit. Eine eigene Vollstreckungsbehörde existiert bereits.

Ranking – Offene Forderungen nach Städten (Stand 2024/2025)
Braunschweig – 71,5 Millionen Euro (253.527 Einwohner)

Wolfsburg – 47,5 Millionen Euro (128.213 Einwohner)

Salzgitter – 18,1 Millionen Euro (107.437 Einwohner)

Wolfenbüttel – 6,2 Millionen Euro (52.526 Einwohner)

Peine – 4,7 Millionen Euro (50.970 Einwohner)

Goslar – 3,4 Millionen Euro (47.649 Einwohner)

Gifhorn – 1,75 Millionen Euro (42.565 Einwohner)

* Aus Helmstedt liegen keine Zahlen vor. Die Anfrage von regionalHeute.de blieb unbeantwortet.

Themen zu diesem Artikel


Grundsteuer