Gifhorn. Ein Vermisstenfall gibt der Polizei seit nunmehr 25 Jahren Rätsel auf. Die damals 53-jährige Roswitha Hedt verschwand an einem Januartag 1999 spurlos. Bis heute ist nicht geklärt, was mit der Friseurmeisterin geschah. Ihre letzten Spuren führen durch die halbe Region. In der Sendung "Aktenzeichen XY... Vermisst" wird der Fall Roswitha Hedt nun noch einmal aufgerollt.
Im Gespräch mit regionalHeute.de spricht Kriminalhauptkommissar Frank Bauerfeld von der Polizei Gifhorn noch einmal über den Fall, den er auch am 17. Juli in der Sendung "Aktenzeichen XY... Vermisst" vorstellen wird. Durch die Sendung erhoffen sich die Ermittler neue Hinweise, um das Verschwinden der Gifhornerin vielleicht endlich aufklären zu können. Denn seit 25 Jahren gibt dieser Fall Rätsel auf.
Nicht zuletzt durch die Spuren, die in verschiedene Richtungen deuten. "Wir können nichts ausschließen. Ein Verbrechen ist ebenso wahrscheinlich, wie ein freiwilliges Untertauchen", sagt Bauerfeld. Letzteres war schon einer Frau aus der Region gelungen. Möglich, dass auch Roswitha Hedt diesen Weg eingeschlagen hatte und ihr altes Leben hinter sich lassen wollte.
Totgeglaubte taucht wieder auf
Im September 2015 wird die seit 1984 vermisste Petra P. aus Braunschweig wiedergefunden - lebend. Die damals 24-jährige Studentin war am 26. Juli 1984 nach einem Zahnarztbesuch spurlos verschwunden. Bis sie durch einen Zufall mehr als 31 Jahre später in Düsseldorf wieder auftauchte. Petra P. hatte sich freiwillig ein neues Leben aufgebaut. Warum sie damals einfach verschwand, berichtet sie Jahre später in einem Interview.
Wo ist Roswitha Hedt?
Am 4. Januar 1999 wurde Roswitha Hedt letztmalig gesehen. Die Friseurmeisterin mit eigenem Salon verließ ihr Haus in Knesebeck, in dem sie gemeinsam mit ihrem dritten Ehemann lebte. Sie wollte an diesem Tag zunächst zum Arzt fahren. Anschließend wollte sie in den Großhandel nach Braunschweig, um einige Besorgungen zu machen und dann ihre Tochter in Osterholz-Scharmbeck besuchen. Sie wollte etwas ausspannen, ihr Salon sollte für einige Tage geschlossen bleiben. Bei ihrer Tochter kam Roswitha Hedt nie an. Am Abend des 4. Januar verliert sich die Spur der Frau.
Letzte Lebenszeichen
Spätere Ermittlungen ergaben, dass sie nach dem Einkauf noch bei einer Freundin vorbeischaute. Gegen 18 Uhr verabschiedete sie sich dort. Am späten Abend loggte sich ihr Handy mehrmals im Stadtgebiet von Wolfenbüttel ein. Auch Anrufe bei der Auskunft werden von hier aus registriert. "Dabei handelte es sich aber mehr um Anrufversuche. Es ist kein Gespräch zustande gekommen, es lässt sich auch nicht nachvollziehen, wohin diese Anrufe gingen. Damals war das alles noch etwas anders", sagt Bauerfeld. Die Aktivitäten des Handys sind die letzten Lebenszeichen von Roswitha Hedt. Niemand hat sie seit dem 4. Januar 1999 gesehen oder gehört. Weder Geldkarte noch Handy wurden nach dem 4. Januar benutzt.
Am nächsten Tag soll Roswitha Hedts Ehemann bei der Tochter seiner Frau angerufen und sich erkundigt haben, ob seine Frau bei ihr sei. Diese soll Freunde, Verwandte und Bekannte angerufen haben. Doch niemand hatte die Vermisste gesehen. Erst eine Woche später meldet ihr Ehemann sie als vermisst. Er sei davon ausgegangen, dass seine Frau ihn verlassen habe oder dass sie einige Tage für sich brauche, soll dieser die späte Vermisstenmeldung erklärt haben.
Auto wird in Wolfenbüttel gefunden
Zeitgleich wird am 11. Januar 1999 Roswitha Hedts Auto, ein roter Scirocco, am Klinikum Wolfenbüttel gefunden. Das Auto steht unverschlossen auf einem Dauerparkplatz. In dem Auto befinden sich die Einkäufe für rund 1.800 DM, die Roswitha Hedt am Tag ihres Verschwindens in der Metro besorgte. Ihre persönlichen Sachen wie Handy, Portemonnaie und eine Kosmetiktasche sind weg. Wann genau das Fahrzeug dort abgestellt wurde und was die Vermisste am oder im Krankenhaus in Wolfenbüttel wollte, konnte bis heute nicht geklärt werden. Es gibt jedoch eine Zeugin, die damals aussagte, dass das Auto schon längere Zeit dort parkte, berichtet Bauerfeld.
Nachdem das Auto gefunden wurde, gab es größere Suchaktionen in den umliegenden Wäldern und auch am Wohnort der Vermissten. Aber auch diese Suche brachte die Ermittler nicht weiter. Auch im Auto fanden sich keine Spuren, die auf ein Verbrechen hindeuten.
Neues Leben oder Verbrechen
Die umfangreichen Ermittlungen führten immer wieder ins Leere. Bis heute können die Ermittler nicht sagen, was mit Roswitha Hedt geschah. Ist sie wirklich weggelaufen, um irgendwo ein neues Leben anzufangen? "Aber warum lässt man dann Einkäufe im Wert von 1.800 DM im Auto zurück. War das eine geschickte Ablenkung von ihr?", fragt sich Frank Bauerfeld. Oder fiel die damals 53-Jährige wirklich einem Verbrechen zum Opfer? Doch weder in ihrem Haus, noch an ihrem Auto fand man Spuren eines Verbrechens. "Es gibt keine Sachbeweise, die auf ein Verbrechen hindeuten können und auch keine anderen Beweise, wohin sie sich abgesetzt haben könnte", so Bauerfeld.
Fall bei "Aktenzeichen XY..."
Die Polizei Gifhorn hat ein Aging-Foto von Roswitha Hedt anfertigen lassen. So könnte die Vermisste heute aussehen. Foto: Polizei
Eine Hoffnung der Polizei, das mysteriöse Verschwinden von Roswitha Hedt nach 25 Jahren doch noch aufklären zu können, ist die Sendung "Aktenzeichen XY...". In der Sondersendung "Vermisst" wird der Fall der Friseurmeisterin noch einmal aufgerollt. Die Dreharbeiten haben bereits im Mai an verschiedenen Orten stattgefunden. Unter anderem wurde in ihrem Heimatort Knesebeck, in Bad Bodenteich (Salon), Wolfenbüttel und Braunschweig gedreht. Frank Bauerfeld wird im Studio gemeinsam mit der Tochter von Roswitha Hedt berichten und sich den Fragen zum Fall von Moderator Rudi Cerne stellen.
Helfen soll auch ein sogenanntes Aging-Foto, das Bauerfeld von einer Expertin vom LKA Wiesbaden hat erstellen lassen. Das Bild zeigt Roswitha Hedt, wie sie theoretisch heute mit 78 Jahren aussehen würde. Vielleicht erkennt sie ja doch irgendjemand, sollte sich Roswitha Hedt doch vor 25 Jahren abgesetzt haben und noch am Leben sein. Hinweise nimmt die Polizei Gifhorn unter der Telefonnummer 05371 9800 entgegen.
Die Sendung "Aktenzeichen XY... Vermisst" wird am 17. Juli um 20.15 Uhr im ZDF gezeigt.
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