Niedersachsen. Im Rahmen der Vorstellung der Jahresbilanz „Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungsdienst“ für das Jahr 2023 hat die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, zusammen mit Landespolizeidirektor Ralf Leopold sowie Landesbranddirektor Dieter Rohrberg das Lagebild „Gewalt gegen Einsatzkräfte 2023“ vorgestellt. Darüber informiert das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport in einer Pressemitteilung.
Das durch das Landeskriminalamt Niedersachsen erstellte Lagebild befasst sich mit Vorfällen der Gewalt gegenüber Polizeikräften sowie Kräften der Feuerwehr und der Rettungsdienste. Im Jahr 2023 ist die Anzahl der Gewaltdelikte gegen Einsatzkräfte in Niedersachsen gegenüber dem Vorjahr um einen Fall - auf nunmehr 4.467 Fälle - gestiegen. Die Anzahl der Opfer ist ebenfalls leicht gestiegen, vor allem Polizeikräfte sind betroffen. Im Bereich der Rettungsdienste wurde eine Steigerung um rund ein Prozent und damit ein neuer Höchststand verzeichnet. Bei der Feuerwehr ist ein vergleichsweise starker Rückgang der Opferzahlen um 25 Prozent festzustellen.
Zahlen aus der Region
Im Bereich der unsere Region umfassenden Polizeidirektion Braunschweig gab es im vergangenen Jahr 636 Fälle von Gewalt gegen Polizisten (2022: 661), gegen Feuerwehrkräfte waren es 11 Fälle (21) und gegen Rettungskräfte 34 (21). Insgesamt gab es in Braunschweig vergangenes Jahr 255 Fälle von Gewalt gegen Einsatzkräfte (2022: 309), im Landkreis Gifhorn 63 (35), im Landkreis Goslar 96 (86), im Landkreis Helmstedt 41 (39), im Landkreis Peine 55 (50), in Salzgitter 53 (68), im Landkreis Wolfenbüttel 43 (39) und in Wolfsburg 70 (69).
Ministerin Behrens erklärt: „Es ist sehr bedauerlich, dass sich unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren so entwickelt hat, dass es überhaupt eines solchen Lagebildes bedarf, aber ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Präventionsarbeit und unsere Maßnahmen nur dann bestmöglich organisieren können, wenn wir eine solide Datengrundlage haben. Das Lagebild zeigt, dass wir es im Jahr 2023 nicht mehr mit einem so starken Anstieg der Fallzahlen wie in den Vorjahren zu tun haben. Nichtsdestotrotz bleibt die Zahl der Angriffe auf diejenigen, die sich für unsere Sicherheit und unsere Gesundheit einsetzen, inakzeptabel hoch! Bemerkenswert ist zudem, dass wir es bei den Tatverdächtigen mehrheitlich mit erwachsenen, deutschen Männern zu tun haben, die bei der Ausübung der Angriffe häufig alkoholisiert sind.“
Gewalt stagniert auf hohem Niveau
In den vergangenen zehn Jahren wurde in Niedersachsen keine Einsatzkraft bei Angriffen tödlich verletzt. Die Anwendung körperlicher Gewalt stagniert auf einem hohen Niveau. Die Anzahl der verletzten Einsatzkräfte ist insgesamt rückläufig. Am deutlichsten war der Rückgang prozentual bei den Rettungskräften, gefolgt von der Polizei. Bei der Feuerwehr stagniert die Anzahl bei zwölf. Bei der Anzahl der schwerverletzten Einsatzkräfte ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 13 auf zehn zu verzeichnen.
Zur Verbesserung des Schutzes der Polizeibeamtinnen und -beamten wird bereits eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt: Neben der flächendeckenden Einführung von Bodycams wird eine hohe Priorität auf die Verfügbarkeit von persönlicher Schutzausstattung für jede Beamtin und jeden Beamten gelegt. Darüber hinaus wird die Nutzung geeigneter Führungs- und Einsatzmittel bei der Polizei Niedersachsen regelmäßig auf mögliche Verbesserungen hin überprüft. In den vergangenen Jahren wurden bereits umfangreiche Maßnahmen getroffen, die die Interventionsfähigkeit der Polizei optimieren. Diese Maßnahmen beinhalten unter anderem auch die Erhöhung sichtbarer Präsenz an relevanten Örtlichkeiten, die Aufklärung in sozialen Medien und die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen.
Mit der Einrichtung der Abteilung für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport zum Jahresbeginn 2024 wurde gleichzeitig eine Koordinierungsstelle „Gewalt gegen (nichtpolizeiliche) Einsatzkräfte“ etabliert.
Nachsorgeangebote für Einsatzkräfte
Darüber hinaus werden die Nachsorgeangebote für Einsatzkräfte weiter implementiert, zum Beispiel durch psychosoziale Notfallversorgung für haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte (PSNV-E). Die Ausbildung der Feuerwehrkräfte wird mit Blick auf die Themen Deeskalation und Kommunikation angepasst. Auch die Rettungsschulen in Niedersachsen bieten entsprechende Module an. Positive Erfahrungen mit Deeskalationstrainings für den Bereich der Rettungsdienste werden ausgewertet und für eine Ausweitung des Angebots genutzt.
Das vollständige Lagebild „Gewalt gegen Einsatzkräfte 2023“ ist hier abrufbar.
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