Braunschweig. Hätte man in Deutschland neben der Impfstoffentwicklung einen weiteren Fokus auf die Medikamentenentwicklung gelegt, würden wir vermutlich einen Großteil der Toten nicht beklagen müssen. Das sagt André Frenzel, der wissenschaftliche Leiter des Braunschweiger Startup-Unternehmens CORAT-Therapeutics, das ein Medikament zur Heilung von Covid-19-Erkrankten entwickelt hat. Doch dem Unternehmen fehlen bis zu 55 Millionen Euro, um das Medikament marktreif zu machen.
Sowohl vom Land Niedersachsen, als auch von drei Braunschweiger Privat-Investoren sei eine große Summe Geld zur Verfügung gestellt worden. Doch von der Bundesregierung gab es bislang nichts. "Wir haben bis zu einer Milliarde Euro für die Impfstoffentwicklung in Deutschland allein ausgegeben. Für die Medikamentenentwicklung wurden bis jetzt ungefähr 17,5 Millionen Euro ausgegeben", verdeutlicht Frenzel die Priorisierung der Bundesregierung. Zwar gebe es derzeit eine Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung über weitere 50 Millionen Euro, doch die würden vermutlich durch mehrere Projekte geteilt werden und so bei weitem nicht ausreichend sein.
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"Zaudern und Zögern kosten Menschenleben"
Druck wird mittlerweile auch von der regionalen Politik aufgebaut. "Ich kann inzwischen nicht mehr nachvollziehen, dass der Bund diese einmalige Chance noch nicht aufgegriffen und nachhaltig unterstützt hat. Bereits mit Schreiben vom 22. Januar an die Bundeskanzlerin hat unser Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann das Thema vorgebracht und dringend um Unterstützung gebeten. Das Land selbst ist bereits eingestiegen und könnte durchaus noch mehr tun, aber der Bund ist bei dieser wichtigen Aufgabe von nationaler Bedeutung nun vorrangig in der Pflicht", schreibt etwa der Braunschweiger CDU-Landesvorsitzende und Landtagsabgeordnete Frank Oesterhelweg in einer Pressemitteilung. "Gemeinsam mit Veronika Koch, Christoph Plett und Oliver Schatta, meinen Braunschweiger Mitstreitern in Hannover, erwarte ich jetzt zügiges und konsequentes Handeln, unverantwortliches Zaudern und Zögern kosten Menschenleben - das ist nicht akzeptabel", so Oesterhelweg, der sich in dieser Sache auch direkt an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt habe.
Unterdessen ist das Medikament für die klinische Studie zugelassen und soll nun an Covid-19-Erkrankten getestet werden. Bis man Ergebnisse habe, würden nun einige Monate vergehen. Frenzel ist sich jedoch sicher, dass das Medikament die vorab an Hamstern und Mäusen positiv nachgewiesene Wirkung auch beim Menschen aufweise.
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