Autobahnen ohne Limit - Freiheit oder Risiko?

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Auf deutschen Autobahnen darf man prinzipiell so schnell fahren wie man will. Doch ist das eine gute Regelung? Symbolfoto: pixabay
Auf deutschen Autobahnen darf man prinzipiell so schnell fahren wie man will. Doch ist das eine gute Regelung? Symbolfoto: pixabay | Foto: pixabay

Morgen beginnen in Niedersachsen die Ferien. Und da Urlaubszeit für viele auch Reisezeit ist, Flugreisende aber zunehmend den Stempel des Klimasünders aufgedrückt bekommen, rückt des Deutschen liebstes Kind in den Mittelpunkt - das Auto. In den meisten Fällen in Verbindung mit einer fast noch beliebteren deutschen Errungenschaft - den Autobahnen.


Genau. Die Autobahnen, auf denen PKW vermutlich jetzt endgültig weiterhin ohne Maut durch Deutschland brausen dürfen. Doch mit diesem CSU-Gesetz-Fiasko mit Ansage, das den Steuerzahler eine Menge Geld gekostet hat und vermutlich noch kosten wird, möchte ich mich an dieser Stelle gar nicht weiter befassen. Es soll um die Autobahnen gehen, auf denen man - steht man nicht gerade nach einem Unfall im Stau oder schleicht durch eine 20 Kilometer lange Dauerbaustelle - noch nach Herzenslust rasen kann. Highways ohne Tempo-Limit gehören zu den letzten unantastbaren Freiheiten, die sich viele Deutsche nicht nehmen lassen wollen.

Die Rennstreckebeginnt ab Flensburg


Auch ich gehöre nicht zu denen, die diese Freiheit unbedingt abschaffen wollen. Doch ein paar kritische Gedanken seien trotzdem erlaubt. Da ich gerade erst aus meinem Sommerurlaub in Schweden zurück gekommen bin, sind die Erfahrungen noch ganz frisch. Nachdem man hunderte Kilometer durch Schweden (maximal Tempo 120) und Dänemark (maximal 130) gefahren ist, ist dann die Umstellung auf die Rennstrecke A 7 ab Flensburg doch groß. Konnte man eben noch gemütlich die Wohnmobil-Karawane oder LKW und Reisebus überholen, muss man ab sofort wieder damit rechnen, dass einem ein übermotorisierter Protz-SUV, der eben noch ein kleiner Punkt am Horizont war, sogleich Stoßstange an Stoßstange im Nacken sitzt.

Ich gebe zu, der Vergleich mit dem dünn besiedelten Schweden hinkt etwas. Aber in Dänemark, das ein viel befahrenes Transit-Reiseland ist (und übrigens genau wie Schweden ohne Autobahngebühren auskommt), gibt es durchaus ein Verkehrsaufkommen, das man mit unserem vergleichen kann. Von daher solte man schon fragen, warum gibt es dort ein Limit und bei uns keins? Und wo fährt man mit seinen Regeln und Gesetzen besser? Anmerken sollte man auch, dass in den skandinavischen Ländern bei Geschwindigkeitsüberschreitungen drakonische Strafen drohen. Das heißt aber nicht, dass sich alle auf den letzten Kilometer pro Stunde an das Limit halten. Aber es fährt halt auch keiner mit über 200 Sachen durch die Gegend.

Es gibt kein Recht auf rasen


Auf der anderen Seite fragt man sich allerdings auch, warum man auf einer zweispurigen Autobahn, auf der einem auf den letzten 150 Kilometern vielleicht drei Autos begegnet sind, dauerhaft nur 110 fahren soll. Von daher bin ich der Überzeugung, dass wir in Deutschland eigentlich eine gute Regelung haben. Das Problem ist das, was die Menschen daraus machen. Denn meiner Ansicht nach liegt es nicht darin, dass man so schnell wie man möchte fahren darf (wenn es der Verkehr zulässt), sondern darin, dass viele denken, dass sie das Recht haben, immer so schnell zu fahren wie es der Wagen hergibt. Das erlebe ich täglich auf meinem Weg zur und von der Arbeit auf der A 39 zwischen Braunschweig und Salzgitter. Egal wie voll die Autobahn ist, es gibt immer Kandidaten, die meinen, das Gaspedal durchdrücken zu müssen und wild gestikulierend dicht auffahren, wenn man es sich mal erlaubt, mit seinem untermotorisierten Dienstwagen ein paar Laster zu überholen.

In Deutschland gibt es zwar kein Tempo-Limit, aber eine Richtgeschwindigkeit. Und die liegt bei 130 Kilometern pro Stunde. Wenn sich das alle zu Herzen nehmen würden und ihren Fahrstil dem Verkehrsaufkommen anpassen würden, dann brauchen wir auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Zumindest nicht aus Sicherheitsaspekten. In Sachen Umweltschutz möchte ich mir nicht anmaßen zu beurteilen, ob hier ein Tempo-Limit angemessen helfen kann.


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